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puck

Rhonokaloke

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21

Donnerstag, 14. Mai 2009, 01:00

An der Wand links zur Tür stand ein länglicher Tisch, an dem neben dem Direktor noch drei weitere Personen saßen. Direkt im Raum stand ein einzelner kleiner, quadratischer Tisch. Während sich der Direktor hin setzte, wies er mit seiner linken Hand auf diesen kleinen Tisch und fing gleichzeitig an, den Ablauf dieser Prüfung zu erklären.
Langsam schlurfte ich mit Beinen, so schwer wie riesige Steinklötze zu dem mir angebotenen Platz, während ich lauschte.
» Die Prüfung wird wie jede andere sein. Eine Hälfte Theorie und eine Hälfte Praxis. Für den Praxisteil stelle ich dir einen der Drachen der Schule zur Verfügung. Dein Gegner im Kampf wird Cyrien sein. Du kennst sie sicher. Sie ist in deiner Parallelklasse. Beginnen wirst du mit dem theoretischen Teil.«
Ich nickte wieder und setzte mich schließlich mit dem Vorderkörper zu den anderen gerichtet an den Tisch.
Kaum saß ich, stand ein mir unbekannter Mann auf und brachte mir die Blätter mit dem Fragebogen, wünschte mir mit leiser Stimme viel Erfolg und ging schweigend wieder zu den anderen zurück.
Als mir Mr. Varner schließlich zunickte, nahm ich die Blätter mit nervösen Händen auf, senkte ich meinen Kopf über den Fragebogen und begann die erste Frage stumm vor mir her zu lesen.
>Nenne die Voraussetzungen, um den Beruf Daccar ausführen zu können.< Ich atmete erleichtert aus. So eine Aufgabe konnte ich sogar ohne Dagôns Hilfe beantworten. Schnell schrieb ich die Antworten darauf auf die vorgesehene Stelle und ließ meinen Blick auf die nächste Frage schweifen. Zu früh gefreut! >Wie lauten die Verhaltensgrundregeln der Daccar in der offenen und geschlossenen Gesellschaft? Nenne zudem die verschiedenen Positionen und Ränge sowie deren Aufgabenbereiche.< Ich kniff meine Augen zusammen, kaum dass ich mit dem Lesen der Aufgabe fertig war. Theorie. Und dann auch noch Verhaltenstheorie. War so was überhaupt im Unterricht dran genommen worden? Leise seufzte ich vor mich hin und merkte, dass Dagôn leise kicherte. Als ich ihn schon fragen wollte, was an der Situation so komisch sei, nannte er mir ohne Umschweife die Antworten auf die Frage. So schnell ich konnte, schrieb ich diese mit und bedankte mich innerlich noch einmal bei dem Drachen dafür, dass er letzte Nacht diese wunderbare Idee mit der Verbindung hatte.
Auch die nächsten Fragen waren dieser sehr ähnlich. Ich wäre wohl ohne Dagôns Hilfe mit Pauken und Trompeten durchgefallen. So seufzte ich schließlich eine Stunde später laut aus, als auch die letzte Aufgabe ihre Antwort erhalten hatte. Ich zweifelte nicht daran, dass Dagôn mir dir richtigen Antworten genannt hatte. Viel mehr war ich darum besorgt, dass alle Welt von mir erwartete, dass ich ein erstklassiger Daccar werden würde, wo ich doch gerade mal eine einzige dieser Aufgaben ohne Hilfe lösen konnte.
Schließlich legte ich die Blätter schwer schluckend zur Seite und blickte zum Tisch an dem die Lehrer saßen und mich scheinbar die gesamte Stunde lang stumm angestarrt hatten. Mir zog sich der Magen zusammen, als in mir der Gedanke aufkeimte, dass sie meinen Betrug vielleicht durchschaut hatten und sich nun nur überlegten, wie sie mir am schonendsten beibringen könnten, dass ich in der Prüfung durch gefallen sei. Als dann der Lehrer, der mir auch schon die Aufgabenblätter gebracht hatte, aufstand und schweigend zu mir kam, sackte ich ein wenig in mich zusammen und sah ihn eingeschüchtert an.
Doch er nahm sich einfach nur den Fragebogen, nickte mir leicht lächelnd zu und ging dann ebenso schweigend wieder zu seinem Platz zurück. Gleichzeitig standen der Direktor und Mr. Kalur, mein Kampftrainingslehrer auf und baten mich im freundlichsten Ton, den ich je von ihnen gehört hatte, darum mir in den benachbarten Raum zu folgen.
[Das Drachental]
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Donnerstag, 14. Mai 2009, 02:33

Schon seit dem ich das erste Mal in diesem Raum war, bildete sich auf der Haut meiner Arme eine Gänsehaus, kaum dass ich ihn betrat. Er war riesig. Wenn man ihn von dieser Seite des Schulgebäudes betrat, wurde man zuerst durch einen direkt an den Übungsraum angrenzenden Gang geführt, an dessen Seiten zur linken die Umkleideräume waren und zur rechten Urkunde, Auszeichnungen und Medaillen vergangener Schüler, welche indessen selbst erfolgreiche Daccar waren – oder schon das Zeitliche gesegnet hatten. Manche dieser Medaillen waren schon über dreihundert Jahre alt, was den jungen Schülern dieser Schule wohl zeigen sollte, wie lange es die Tradition der Daccar schon gab.
Am Rand des Ganges in den Raum befanden zu beiden Seiten Säulen in die Wände eingebracht auf denen verschiedene Drachenfiguren dargestellt waren. Auf manchen konnte man Menschen auf den Rücken der Tiere erkennen, auf anderen waren sie an der Seite der Drache zu sehen. Manche der Motive waren nur noch schwer zu erkennen, da die Zeit an ihnen genagt hatte. Man hatte zwar vereinzelte Restaurationsversuche unternommen, doch waren diese eher mickrig im Vergleich zu den Originalen.
Der Kampf- und Trainingsraum selbst war in einem eigenen ellipsenförmigen Gebäude. Die Decke reichte in der Mitte bis zu zehn Meter hoch und wurde durch ein Kreuzgewölbe gestützt. Auch hier waren wieder verschiedene Motive von Drachen und Menschen zu erkennen. Viele von ihnen jedoch schon verblichen oder durch andere Einwirkungen unerkennbar geworden. An den Seiten des Raumes wurden die Säulen vom Durchgang die gesamte Länge der Wand wiederholt. Zwischen ihnen befanden sich abwechselnd geschlossene Wände und Durchgänge nach außen.
In der Mitte des Raumes, der in der Länge etwa einhundert Meter betrug, befanden sich ein Kampffeld, welches in vier Bereiche eingeteilt waren: eine sandige Fläche, eine feste, mit marmornen Stein befestigte, eine mit kleineren Pflanzen versehene und eine Fläche bestehend aus einem kleinen Teich. Diese sollten die vier Elemente der Drachen darstellen und den Schülern die Verbindung zu den Übungsdrachen und deren korrekte Anwendung erleichtern.
Am Rand des marmornen Bereiches stand ein einzelner Tisch, auf dem sich drei milchige Drachenperlen befanden. Als ich sie erkannte, blieb ich automatisch stehen und sah den Direktor verwirrt an.
Auch die beiden Männer hielten im Weitergehen ein und sahen mich fragend an. Meinem Blick folgend schien Mr. Kalur zuerst zu verstehen.
»Ach so. Natürlich wird in solchen Abschlusstests mit echten Drachen gearbeitet. Das wird für dich doch kein Problem sein, oder?« Ich ignorierte den Unterton in seinen Worten und nickte nur stumm. Gleichzeitig rief ich innerlich nach Dagôn. War eine weitere Verbindung zu einem Drachen denn überhaupt möglich, wenn schon eine bestand? Ich hörte ein leises Kichern in mir und dann die fast unhörbaren Worte »Vielleicht. Wir werden es sehen.«. Sehr aufbauend. Wirklich!
Ich schluckte und bemerkte erst da, dass sich noch jemand in diesem Raum befand. Das Mädchen aus meiner Parallelklasse. Mr. Varner hatte vorhin ihren Namen genannt. Ich war da aber zu sehr auf den schriftlichen Test fixiert, sodass ich ihn mir nicht gemerkt hatte.
Als sich nun der Direktor an sie wand, stand sie ungeduldig auf und kam zu uns.
»Tan. Wähle nun einen der Drachen aus, mit dem du diesen Test abhalten möchtest.« Mr. Kalur zeigte dabei auf den einzelnen Tisch mit den Drachenperlen. Zögernd ging ich die letzten Schritte und wusste zuerst nicht, welche ich wählen sollte. Die Perlen waren alle in ihrer Größe und Farbe identisch. Milchig weiß wie Dagôns Perle und ebenso groß. Waren in ihnen eben solche Drachen, wie er einer war?
»Nimm die Rechte!«

Ich zuckte zusammen und unterdrückte es nur knapp, aufzusehen. Mir kam es fast so vor, als würde Dagôn nun direkt neben mir stehen, so deutlich hatte er zu mir gesprochen. Ich zögerte noch einen Moment und griff schließlich nach der mir vorgeschlagenen Perle.
Sie fühlte sich genauso kühl an, wie Dagôns und wirkte nicht schwerer, als ich es von seiner gewohnt war. Ungewiss, wie ich nun neben Dagôn die Verbindung zu einem zweiten Drachen schaffen sollte, bat ich den mir unbekannten Drachen durch einen schwachen Impuls aus seiner Perle. Diesen hatte ich auch schon in den letzten Tagen bei Dagôn angewandt, wenn er nicht von selbst aus seiner Perle kam, ich aber Fragen an ihn hatte oder mich einfach nur mit ihm unterhalten wollte. Wie genau ich die Anwendung dieses Impulses gelernt hatte, wusste ich nicht mehr. Mr. Kalur hatte ihn uns ganz am Anfang erklärt. Doch anders als bei den anderen Schülern konnte ich ihn auf Anhieb, was dem Direktor natürlich nur lieb war und seine Meinung, ich sei durch und durch ein Daccar, würde ich mir nur ein wenig Mühe in der Theorie geben, bestätigte.
Der Drache erschien durch einen leichten Nebel aus seiner Perle. Schon nach wenigen Sekunden erkannte ich die ersten hellblauen Schuppen auf seiner Haut und wusste, dass ich einen Wasserdrachen vor mir hatte. Sein Schwanz war, anders als bei Dagôn mehr platt als langsam verengend und zwischen seinen Klauen und an den Achseln hatte er Schwimmhäute. Seine Flügel waren eher mickrig ausgebildet und eindeutig nicht zum Fliegen geeignet. Kaum war er vollkommen, sprang er in den nahe gelegenen Teich und beobachtete die Situation neugierig.
Derweil hatte sich das Mädchen die linke Perle genommen, verbeugte sich vor mir mit einer Vorstellung ihrerseits - Cyrien war ihr Name - und ließ ebenso wie ich gerade ihren Kampfdrachen aus der Perle. Kaum hatte sich der Großteil des Körpers materialisiert, streckten sich zwei riesige blass rosafarbene Flügel im Raum aus und hielten den restlichen Leib knapp über dem Boden. Ein Luftdrache, wie ich sofort erkannte. Er hatte nur zwei Vorderbeine, mit denen er sich nur ab und an leicht vom Boden abstieß.
Ich suchte sofort mit meinem Geist nach dem Wasserdrachen und war überrascht, wie einfach mir die Verbindung gelang, obwohl ich trotzdem noch mit Dagôn verbunden war. Als sich der Wasserdrache gegen ihn richten wollte, zischte ich ihn ebenfalls in Gedanken an und brachte ihn zur Räson. Um mich nicht zu verraten konzentrierte ich mich nun noch mehr auf ihn und brachte seinen Geist fast vollständig unter meine Kontrolle. Ein leichter Stich durchfuhr mich, als mir klar wurde, dass der Wasserdrache ja eigentlich nichts falschen getan hatte, ich ihn aber mit dieser Behandlung schwer bestrafte. Einer der Grundregeln, die ich mir vor allem in den letzten Tagen eingebläut hatte, war die minimale Kontrolle der Drachen. Sie waren wie wir eigenständig denkende Wesen und hatten den gleichen Anspruch auf einen freien Geist, wie wir. Dass sie den Daccar so weit vertrauten, dass sie ihnen die Kontrolle über ihren Geist und somit auch über ihren Körper erlaubten, zeigte ihren starken Glauben an die korrekte Behandlung der Menschen. Und nun verlangte ich von einem solchen deutlich unschuldigen Wesen die fast vollkommene Unterwerfung? Vorsichtig zog ich meinen Geist ein Stück zurück und erklärte dem Wasserdrachen schnell, dass sich Dagôn nicht in den Kampf einmischen würde. Der Drache erstarrte einen Moment und sagte dann etwas in einer seltsamen Sprache, welche Dagôn leise mit eben solchen mir unbekannten Worten beantwortete. Ich wollte ihn schon fragen, was er da gesagt hatte, als Cyrien meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie gab ihrem Kampfdrachen die ersten Befehle in die Luft zu steigen und wartete auf meine Antwort darauf.
Natürlich würde sie so beginnen. Bei Luftdrachen war dies nach dem Lehrbuch die einfachste und sicherste Methode für den Beginn eines Kampfes. Zu aller erst sollte man sich immer Vorteile des eigenen Elementes verschaffen. Wie langweilig.
[Das Drachental]
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Donnerstag, 14. Mai 2009, 02:33

»War ja zu erwarten.«, sagte ich mehr zu mir selbst und grinste meine Gegner an. Dann betrachtete ich den Raum noch einmal etwas genauer. Er war zwar auf dem ersten Blick für Menschen recht hoch, doch der Luftdrache hatte schon fast die Decke erreicht. Wenn ich den Wasserdrachen die richtige Technik ausführen ließ, war mir der Sieg schon gewiss. Ich überlegte mir ein paar Taktiken, die ich schon in vorherigen Kämpfen mit digitalen Drachen ausprobiert hatte. Natürlich wusste ich, dass solche künstlichen Drachen niemals dieselben Ergebnisse erzielen konnten, wie die Originale. Schließlich fiel mir eine Taktik ein, die ich vor einer Weile mal gegen Mero versucht hatte. Damals endete der Kampf mit einem Unentschieden – sehr zu seiner Freude, da dies bis jetzt sein bestes Kampfergebnis gegen mich war. Doch hier und jetzt arbeitete ich mit einem echten Drachen zusammen. Keinem Datenklumpen, der zum größten Teil das Handeln und die Ergebnisse von einer Maschine ausrechnen ließ. Wie genau diese digitalen Drachen funktionierten, wusste ich nicht und hatte mich auch nie wirklich dafür interessiert, da mir das alles zu sehr Theorie war. Ein Bereich, den ich am liebsten einfach nur abschaffen würde. Echte Drachen waren viel, viel besser, wie ich nun wusste.
Ich gab dem Wasserdrachen einen gedanklichen Befehl, bis zur Hälfte der Raumhöhe zu fliegen und sich dann vollständig in Wasser zu verwandeln. Ohne zu murren folgte er meinen Anweisungen und verharrte an gewünschter Stelle vollkommen in sein Grundelement verwandelt auf weitere Kommandos von mir.
Wie aus dem Lehrbuch übernommen ließ Cyrien ihren Luftdrachen mit hoher Geschwindigkeit auf meinem Kampfdrachen zufliegen und ihn nur wenige Zentimeter vor ihm plötzlich abbremsen. Ich hatte den Wasserdrachen vor dieser Reaktion gewarnt und war nun froh, dass er vollständig Element war. So wirkte die folgende Attacke des Luftdrachen, sich plötzlich in der Luft um die eigene Achse zu drehen und mit dem Schwanz nach dem Gegner zu schlagen, nur halb so stark, wie wenn der Wasserdrache in seiner festen Form gewesen wäre.
Trotzdem fing der Wasserdrache an zu trudeln und sank langsam auf den Boden zu. Schnell gab ich ihm zu verstehen, dass er kurz zu Boden kommen soll um sich mit Hilfe des Bodens wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Drache gehorchte und stieß sich dann sofort wieder vom Boden ab, kaum dass er diesen berührt hatte. Er sprang direkt auf den Flugdrachen zu und wechselte auf meinen Befehl kurz vor dem Zusammenstoß wieder in seine feste Form, wodurch er Cyriens überraschten Drachen mit voller Wucht in den Bauch traf. Der Luftdrache schrie laut auf als der Wasserdrache ihm noch einen Schlag mit seinem Schwanz verpasste. Im Eiltempo sank er zu Boden und schlug laut auf dem marmornen Boden auf.
»Autsch…« Ich kniff meine Augen bei dem Geräusch zu und zuckte dabei leicht zusammen. Auch Dagôn schien dieses Ende des Kampfes nicht sonderlich zu gefallen. Er flüsterte leise zu dem Wasserdrachen, dass der letzte Hieb vollkommen übertrieben gewesen sei. Ich ging ein paar Schritte auf den am Boden liegenden Drachen zu und sah ihn besorgt an, als sich dieser noch immer nicht erhob. Gleichzeitig rief ich den Wasserdrachen zu mir an die Seite, welche nicht einen Moment zögerte und sich ohne ein Wort zu sagen neben mich setzte. Wie er nun da saß reichte er fast zwei Meter hoch und sah mich mit erwartungsvollen Augen an. Als Cyrien den Luftdrachen zurück in seine Perle schickte, nickte mir Mr. Kalur zu. Ich trennte mich vorsichtig von dem Geist des Drachens und entließ den scheinbar sehr zufriedenen Drachen zurück in seine Perle.
Während ich dem Trainingslehrer die Perle aushändigte baute sich der Direktor mit einem strahlenden Gesicht neben mir auf.
»Unglaublich! Ich glaube, langsam verstehe ich, was deine Lehrer meinen. Du kannst wirklich gut mit Drachen umgehen. Ach, was sage ich da? Du bist eindeutig ein Naturtalent!« In meinen Augenwinkeln sah ich, wie Mr. Kalur seine Augen verdrehte und unterdrückte nur schwer ein Auflachen.
»Aber auf das Ergebnis der Prüfung musst du noch bis morgen früh warten, da sie erst noch ausgewertet werden muss. Aber ich bezweifle, dass du durchgefallen bist. Deswegen beglückwünsche ich dich schon jetzt einmal zu deinem Erfolg!«

Mit einem Grinsen im Gesicht verließ ich den ersten Prüfungsraum wenige Minuten später und stieß zu meinen beiden wartenden Freunden. Als sie meinen Gesichtsausdruck sahen, wussten sie die Antwort bereits, sahen mich aber trotzdem skeptisch an.
»Ich soll mir morgen früh das Ergebnis holen. Bis dahin muss ich Dagôn aber leider noch in seiner Perle lassen.« Keiner der Lehrer hatte mitbekommen, dass ich die gesamte Zeit über mit ihm in Verbindung gestanden hatte und der Wasserdrache hatte kurz vor der Auflösung der Verbindung versprochen, kein Wort darüber zu verraten. Somit war ich nun sehr über den geglückten Versuch erfreut und konnte es kaum mehr erwarten, zu hause zu sein und mich darüber mit Dagôn auszulassen. Ich spürte bereits, dass auch er es kaum mehr aushalten konnte und hin und wieder vor sich hinkicherte.
»Wow. Wenn man sich das mal so durch den Kopf gehen lässt. Du bist mit der schlechteste in der Klasse. Ganz bestimmt bist du sogar der schlechteste, wenn man den praktischen Teil weg lässt.« Mero grinste mich breit an, während er mich mit diesen Worten aufzuziehen versuchte.
»Was soll denn das heißen?«, spielte ich das Spiel mit und sah ihn mit gespielt ungläubigen Blick an.
»Och. Nichts!«, antwortete er schnell mit heraus gestreckter Zunge. »Ich meine nur, wenn man deine Noten anschaut, dann hätte man nicht mal erwartet, dass die dich überhaupt noch zur Prüfung zulassen.«
»Oder das du dabei so gut abschließt.« ergänzte Carvin ebenfalls grinsend. Dann verschränkte er seine Arme vor seinem Körper und sah mich mit traurigem und neugierigem Blick zugleich an. »Was machst du jetzt eigentlich, wenn du die Erlaubnis hast? Gehst du da schon morgen in die Stadt, oder bleibst du noch hier?«
Wir überquerten gerade den Schulhof in Richtung Tor und ich sah dabei nachdenklich zum Himmel. »Das weiß ich selbst noch nicht, aber ich denke mal, dass ich noch ein paar Tage hier bleiben werde und dann in die Stadt gehe. Ich weiß nicht. Es sind immerhin noch fast zwei Wochen bis zum Turnier.« Ich verschränkte meine Hände hinter meinen Kopf und lehnte mich beim Laufen leicht nach hinten, während ich überlegte, was ich in den zwanzig Tagen noch machen könnte, wenn ich den heutigen Test bestanden hatte. »Ich werde mal meinen Vater nach ein paar Tipps fragen. Er ist schließlich selbst Daccar.« Ich lachte bei den letzten Worten leicht auf, als ich sie aussprach.
» In dem Sinne hast du es echt gut! Du brauchst nur deinen Vater fragen.«, meinte Carvin traurig. » Meine Eltern haben sich nie für so etwas interessiert. Die haben sogar am Anfang versucht, mich umzustimmen.«
Mero und ich hielten gleichzeitig an und sahen uns stumm an. Carvin war einer der wenigen, die wirklich von ganzem Herzen Daccar werden wollten, selbst wenn seine Eltern dies nicht unterstützten. Wir seufzten beide gleichzeitig aus dann legte ich Carvin meine linke Hand auf seine Schulter und drückte sie leicht. »Ich bin mir sicher, du wirst diesen Test ebenso schaffen und ein verdammt guter Daccar werden. Wer weiß. Vielleicht reisen wir drei ja schon bald gemeinsam durch die Länder.«
Die Worte munterten ihn etwas auf und er lächelte mich dankbar an. Dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich bedankte und verabschiedete mich von den beiden und lief dann mit schnellen Schritten nach hause.

-Ende Kapitel 3-
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Dienstag, 4. August 2009, 23:32

Kapitel 4

Vollkommen atemlos kam ich nach wenigen Minuten am Gartentor zum Haus meiner Eltern an und sprang – wie ich es gewohnt war, wenn mich niemand sehen konnte, mit einem Schwung über das Gatter.
»Tan. Wenn ich dich noch einmal daran erinnern muss, dass du nicht über die Gartentür springen sollst, ziehe ich dir deine Ohren lang!«
Ich zuckte zusammen und wäre durch den restlichen Schwung beinahe der Länge nach auf meine Nase gefallen, als ich die Stimme meines Großvaters nur knapp hinter mir hörte. Sofort drehte ich mich mit dem restlichen Schwung um und grinste ihm breit entgegen. Um mich wirklich dafür zu bestrafen, dass ich ständig über das Gatter sprang, hatte er mir schon viel zu oft damit gedroht. Und auch jetzt sah er nicht wirklich so aus, als wenn er diese Warnung in die Tat umsetzen wolle. Er saß – zusammen mit unserem Nachbarn auf der Hängeschaukel und genoss die Nachmittagssonne, welche den Flecken des Gartens um diese Tageszeit stets bis zum Untergang wärmte. Noch immer grinsend lief ich zu den beiden und setzte mich im offenen Schneidersitz vor die Schaukel und lehnte mich auf meinen Armen gestützt nach hinten. »Tut mir leid, Großvater,« - log ich frei heraus - »aber ich hatte einfach zu viel Schwung, um mich noch vor dem Tor abzubremsen. Wenn ich nicht gesprungen wäre, würde unser Gartenzaun kein Tor mehr haben.« Ich hörte ein leises Kichern von Dagôn, mit dem ich noch immer in Verbindung stand. Solche Szenen hatte er in den letzten Tagen schon des öfteren miterlebt. Und auch mein Großvater schmunzelte nur. Dann zog er seine Augenbrauen hoch und verschränkte seine Arme vor seinem Körper.
»Und was bitteschön ist der Grund, dass du mit solcher Geschwindigkeit durch die Gegend läufst? Abendessen gibt es erst in knapp einer Stunde. Dies kann also kaum der Grund sein.« Über dieses Kommentar meines Großvaters musste nun auch unser Nachbar lachen und hätte sich dabei fast an seinem Tee verschluckt. Besorgt sah mein Großvater zu ihm und wartete bis dieser nicht mehr Hustete. Nachdem unser Nachbar abgewunken hatte, sahen beide wieder zu mir, als wenn sie nun eine Antwort von mir erwarteten.
Deswegen zog ich kurz eine Grimasse und seufzte laut aus. Dann räusperte ich mich kurz um noch ein paar Sekunden zu gewinnen – und meinem Großvater noch einen „Augenbrauenhochzieher“ abzugewinnen – dann erzählte ich den beiden ausführlich von dem Test. Natürlich ließ ich die Tatsache aus, dass ich durch die heimliche Verbindung mit Dagôn ja eigentlich gemogelt hatte. Aber wie schon bei den Lehrern musste mein Großvater – oder überhaupt jemand anderes ja nichts davon wissen.
Natürlich reichte ihm das noch lange nicht aus, um zu glauben, dass ich – mal einfach so – an einem Tag den Lernstoff von 4 Schuljahren verinnerlichte, nur um dann am nächsten Tag erfolgreich einen wichtigen Test zu bestehen. Auch meine Eltern wollten lieber bis zum nächsten Tag warten, um dies schriftlich bestätigt zu bekommen.
Aber zugegeben. Ich selbst konnte es ebenfalls kaum mehr bis zum nächsten Tag abwarten. Die Anspannung war jetzt sogar noch stärker, als am letzten Abend. Und mit der Zeit zappelte ich dann so sehr herum, dass mich mein Vater schließlich entnervt auf mein Zimmer schickte.
Auch die kurze Zeit am nächsten Morgen war ich kaum in der Lage, auch nur fünf Minuten ruhig da zu sitzen. Um so erleichterter war ich dann, als mich der Direktor der Schule schließlich zu sich in sein Büro rief, um mir die Ergebnisse des Testes mitzuteilen.
Natürlich – wobei das ja eigentlich gar nicht so natürlich war – hatte ich keinen einzigen Fehler im schriftlichen Test gemacht. Dank Dagôns Hilfe war genau der Teil dieser Prüfung ein Zuckerschlecken, welcher mir noch vor kurzem Magenschmerzen bereitet hatte. Und den praktischen Teil hatte ich natürlich ebenso bestanden. Schließlich war ich schon im Unterricht mit einer der besten – wenn nicht sogar der Beste in diesem Bereich gewesen.
Vorsichtig, als wenn sie jeden Moment zerbröseln könnte, packte ich die Urkunde in meine Tasche und verabschiedete mich vom Direktor. Ab sofort bräuchte ich meine Zeit bis zum Turnier nicht mehr damit verbringen, tagtäglich in der Schule zu sitzen. Stattdessen könnte ich mich auf meine Zukunft mit Dagôn vorbereiten. Vielleicht ein wenig trainieren. Nicht nur die Verbindung untereinander. Sondern auch ein wenig Kampftraining. Nur wusste ich noch nicht, wie ich das zu hause anstellen sollte, ohne dabei irgendwelchen Schaden anzurichten.
Mit schnellen schritten ging ich nach hause und wurde dieses Mal vor dem Gartentor von meinem Großvater angehalten. Dieser war wohl der Meinung, ich könnte mit dem selben Elan angerannt kommen, wie Tags zuvor. Als ich ihn erblickte, kramte ich im gehen die Urkunde und die restlichen Schrifttücke aus meiner Tasche und hielt sie ihm schließlich wortlos grinsend hin.
Ohne sich die Papiere anzusehen schob er mich ins Haus, legte die Schriftstücke auf den Tisch im Wohnzimmer und verschwand dann in der Küche, um uns beiden Tee zuzubereiten. Derweil setzte ich mich in meinen Lieblingssessel, auf dem man sich wunderbar lümmeln konnte, wenn gerade niemand anwesend war, der einem zum ordentlichen Sitzen aufforderte.
Nach einigen Minuten später kam er wieder mit einem gefüllten Tablett vor sich tragend in das Wohnzimmer und verteilte das Geschirr noch immer vollkommen ruhig auf dem Tisch. Nachdem er uns beiden Tee eingegossen hatte, setze er sich mir direkt gegenüber, trank einen Schluck aus seiner Teetasse und nahm dann auf eine seltsam gemütlich erscheinende Art und Weise die Papiere auf, als wenn es sich bei ihnen um eine Tageszeitung handeln würde.
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25

Montag, 7. September 2009, 09:17

Ich bemerkte schon nach wenigen Sekunden, dass er diese Haltung nicht sonderlich lange aufrecht halten würde. Denn es war schwer vorstellbar, dass er anders reagieren würde, als ich es mir gedacht hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht. Als er das erste Mal alles durchgelesen hatte, sah Großvater mich einen Moment lang stumm an und schüttelte leicht seinen Kopf, um diesen dann wieder über die Papiere zu beugen. Wahrscheinlich suchte er nun irgendeine Erklärung in dem Schreiben zu finden, welches ihm verraten könnte, dass dies alles nur ein Scherz war, um ihn aus der Reserve zu holen. Oder vielleicht hatte er beim ersten Durchlesen gedacht, dass auf der letzten Seite stand, ich hätte den Test nicht bestanden und er hatte deswegen die ersten Seiten nicht aufmerksam genug gelesen. So ganz genau konnte ich mir aber nicht sicher sein, was diese Blicke bedeuten sollten, die er mir gelegentlich zuwarf. Unglauben vielleicht. Aber Unsicherheit und Verblüffung schwangen darin ebenfalls mit.
Als er erneut damit fertig war, legte er die Papiere schweigend vor sich auf den Tisch. Ich hingegen kicherte leise in mich hinein und ließ mich in meinen Sessel zurück sinken, wobei ich genüsslich ein paar Schlücke von meinem Tee trank und meinen Großvater dabei nicht aus den Augen ließ.

»Unglaublich!« Dieses Wort murmelte er nach dem Ablegen der Papiere mehrere mal hintereinander, während er wieder mit seinem Kopf schüttelte und abwechseln mich und die Papiere anstarrte.
Wieder kicherte ich leise in mich hinein und genoss den Anblick. Denn dies war für mich das erste Mal, dass ich ihn so sah. Und wer wusste schon, wann ich das nächste Mal in den Genuss eines solchen Augenblickes kam?
Nach wenigen Minuten nahm er die Papiere wieder auf. Dabei bemerkte ich , dass seine Hände ein wenig zitterten.
Doch bevor ich ihn fragen konnte, ob alles mit ihm in Ordnung sei, sah er wieder zu mir und hob noch immer deutlich erstaunt, aber auch ein wenig misstrauisch seine rechte Augenbraue nach oben.
»Du hast ja kaum einen Fehler gemacht! Da könnte man ja glatt glauben, du hättest einen Spicker benutzt.«
Dieses Kommentar von ihm lies mich einen Moment erstarren. Wusste er von der Verbindung zu Dogôn? Unmöglich! Ich atmete einmal tief durch und zog dann schmollend meine Augenbrauen zusammen.
»Wie denn bitte? Der Tisch stand mitten im Raum! Und der Direx ... äh Direktor und die anderen Lehrer hatte mich die ganze Zeit beobachte.« Ich schluckte einen Moment und suchte nach einer Möglichkeit, meinen Großvater auf einen anderen Gedankenpfad zu bringen. »Ich denke mal, dass ich das wegen der Übungen vorher so gut hin bekommen habe«
»So wird es wohl gewesen sein.« Er sah mich eine weile lang stumm an und nickte schließlich als Bestätigung seiner Worte. Wieder schluckte ich schwer und versuchte nicht all zu unsicher zu wirken. Was leichter gesagt, als getan war. Denn Großvater ließ mich noch eine Weile lang nicht aus den Augen. Doch schließlich legte er die Papiere wieder auf den Tisch und klopfte dreimal leicht darauf. Für gewöhnlich ein Zeichen, dass er mit dem Thema fertig war und mich in diesem Moment unglaublich erleichtert aufatmen ließ.
»Und? Wann wirst du dich nun auf den Weg machen?« Fragte er daraufhin unvermittelt und ließ mich vor Überraschung die Kinnlade herunter klappen. Ich sah ihn einen Moment lang vollkommen erstaunt an und glaubte mich erst verhört zu haben. Doch Großvater schmunzelte nur über meinen Gesichtsausdruck. »Ab jetzt darfst du dich zusammen mit einem Drachen in der Stadt aufhalten, weshalb du ja eigentlich schon sofort los reisen könntest.«
Ich hatte noch immer meinen Mund offen und brauchte einen Moment, eh ich dazu in der Lage war, ihn wieder zu schließen. Dann kicherte ich leise, als ich den letzten Satz verarbeitet hatte.
»Das klingt ja fast so, als wenn du mich jetzt sofort loswerden willst.«
Nun war es an meinem Großvater, der überrascht war. Scheinbar hatte er den Hintergedanken seiner eigenen Worte nicht mitbekommen. Doch bevor er sich wieder gefangen hatte, kicherte ich wieder und grinste ihn schließlich an. »Ich weiß schon, wie du das meintest. Ich hab mir überlegt, vielleicht noch ein Paar Tage hier zu bleiben und für das Turnier zu trainieren.«
Dies schien meinen Großvater zu erleichtern. Denn nun lächelte er mich mit seinem mir so sehr vertrauten Lächeln an und nickte stumm. Er seufzte leise aus, goss uns beiden noch ein wenig Tee nach und griff dann nach seiner Zeitung, welche die ganze Zeit über unbeachtet neben ihm auf seiner Sessellehne gelegen hatte. Ein endgültiges Zeichen für mich, dass dieses Gespräch beendet war.

»Wir sollten lieber schon heute aufbrechen!«

Ich schreckte hoch und brauchte einen Moment, eh ich merkte, dass es Dagôn war, der mich plötzlich angesprochen hatte. Noch immer waren wir beide miteinander verbunden. Doch heute hatte er mich noch nicht ein einziges Mal angesprochen gehabt, weswegen ich angenommen hatte, dass er noch schlief.
»Warum?« fragte ich ihn verwirrt.
Mein Großvater schaute daraufhin von seiner Zeitung auf. Verdammt! »Hm? Was denn?« fragte er mich. Scheinbar war er gerade zu sehr in seine Zeitung vertieft.
»Oh… ich meinte ... nicht dich.« stotterte ich verlegen und erwartete jeden Moment, dass er mich durchschaute. Denn er hob eine Augenbraue hoch, sah mich einen Moment lang beinahe durchdringlich an und schaute sich schließlich demonstrativ im sonst leeren Raum um.»Wen denn dann? Ist hier sonst noch jemand?« Autsch!
Verlegen schüttelte ich schnell meinen Kopf und rannte dann regelrecht aus dem Raum hoch in mein Zimmer. Dort angekommen verschloss ich schnell die Tür und rief Dagôn aus seiner Perle.
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26

Montag, 14. September 2009, 22:07

»Uiuiui. Das war knapp!« kicherte er leise und steckte mir dabei keck seine spitze Zunge heraus. »Wobei ich es ein wenig schade finde, dass du so einfach weg gelaufen bist. Ich hätte schon gerne gesehen, was du tun würdest, wenn dein Großvater das alles heraus gefunden hätte.«
Ohne weiter auf diese kleinen Sticheleien einzugehen, sah ich den Drachen einen Moment lang stumm an und versuchte meine unruhigen Gedanken zu kontrollieren. »Warum soll ich denn schon heute von hier weg gehen?« fragte ich ihn schließlich gerade hinaus, denn ich verstand noch immer nicht, warum Dagôn das wollte. Hier in meiner Heimatstadt hätte ich doch bis zum Turnierbeginn beste Möglichkeiten mit ihm zu trainieren. Und mein Vater würde sicher auch ein paar mal dabei aushelfen. Ein besseres Training konnte ich mir im Moment nicht vorstellen.
Zudem gab es da noch etwas... »Wenn wir schon heute aufbrechen, dann sehe ich doch meine Mama nicht mehr. Oder meinem Vater. Und die beiden wollen doch sicher auch erfahren, ob ich es geschafft habe oder nicht. Außerdem ist mein Vater endlich nach langer Zeit mal wieder zu hause und ...« Ich brach ab und senkte meinen Kopf betrübt.
»Na die beiden werden doch sicher beim Turnier dabei sein, oder? Und was die Tatsache angeht, ob du den Test bestanden hast, oder nicht, werde sie sicher auch schon längst wissen. Meinst du nicht auch?«
Ich nickte nur knapp, war mir aber nicht ganz sicher. Schließlich wusste mein Großvater sonst auch immer alles vor mir, wenn es meine Ausbildung zum Daccar betraf. Aber vorhin war er sichtlich überrascht über das Ergebnis. Konnte es also sein, dass auch meine Eltern noch nichts davon wussten. Hmm. Mein Vater vielleicht. Schließlich leitete er die Vorbereitungen für das Turnier und hatte somit sicher schon von meinem Bestehen erfahren. Zumindest wenn der Direktor die Bestätigung schon eingereicht hatte.
»Zumindest du solltest vorher, also bevor dieses Turnier beginnt, noch etwas trainieren. Und noch bei jemandem vorbei schauen.« Unterbrach Dagôn meine Gedanken. Ich sah auf und ihm noch immer verwirrt in die großen jadegrünen Augen, welche direkt auf mich gerichtet waren.
»Wieso noch trainieren? Ich bin doch gut im Kampf.« Konterte ich automatisch. Ich dachte bisher immer an ein Training zusammen mit Dagôn. Doch dieser hatte im Zusammenhang mit dem Training gerade eben nur mich genannt.
»Das schon. Aber du wirst nicht sehr viele Chancen haben. Es sind sicher auch ein paar Teilnehmer dort, die in den letzten Jahren den Schritt zum Daccar-Anwärter nicht geschafft haben. Und die wissen bereits, was auf sie zukommt und haben sicher das ganze Jahr trainiert.«
»Oh. Stimmt ja.« Dies machte Sinn. Dann viel mir ein, was er gerade noch gesagt hatte. »Äh … aber bei wem müssen wir denn vorher noch einmal vorbei schauen?«
»Bei einem Freund von mir. Er wohnt auf einem der Berge, die hier sind.«
»Auf einem der Berge? Du bist lustig. Wir wohnen hier im Gebirge. Hier sind überall Berge.«
»Ich werde dir den Weg zeigen. Er ist selbst ein Daccar. Ein sehr guter Freund meines Vaters. Sicher wird er dir ein paar Tipps geben, wie du noch besser wirst. Bestimmt trainiert er dich auch, wenn ich ihn nett frage.«
Ich blinzelte ein paar mal um dies alles auf mich einwirken zu lassen, was er mir eben gesagt hatte. Gleichzeitig kam ein Gespräch der letzten Tage in mein Gedächtnis zurück, was mich innehalten lies. »Wenn er ein Freund deines Vaters ist, dann muss er ja eigentlich auch ziemlich alt sein, oder? Da Menschen ja seit über fünfzig Jahren nicht mehr ins Drachental dürfen und dein Vater nur noch im Drachental bleibt. Wie soll so ein alter Mann mich denn noch ordentlich trainieren können?«
Darauf hin kicherte Dagôn leise. »Ich weiß nicht, wie alt er ist. Aber ich kenne ihn schon seit ich ganz klein bin. Und er kann dich ganz bestimmt noch sehr gut trainieren. Daran besteht kein Zweifel.«
»Wow!« Das verschlug mir die Sprache. Dann wurde ich misstrauisch und fragte nach: »Sag mal ... wie alt bist du eigentlich?«
Zweihundertdreizehn. Wieso?«
»Zweihunder...?« Ich erstarrte und sah den Drachen perplex an. »Es gibt doch keinen Menschen, der so alt werden kann! Bist du dir sicher?«
»Ja! Er kann so alt werden, weil er ein Halbdrache ist.«
»... Ein Halbdrache?«
Dagôn nickte nur, als wenn es das natürlichste auf der Welt wäre, was er mir da eben gesagt hatte. »Halbdrachen können auch sehr alt werden. Es gibt ziemlich viele auf Ason. Aber sie sehen alle wie Menschen aus, deswegen fallen sie nicht auf.«
»Ich kann mir das gar nicht vorstellen.« Stirnrunzelnd verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schüttelte ungläubig meinen Kopf. »Wie kann man denn ein Halbdrache werden?«
»Keine Ahnung. Meistens haben sie schon seit ihrer Geburt Drachenblut in sich. Aber so, wenn man nur Mensch ist, weiß ich es nicht.« Dagôn schien plötzlich nicht mehr bei diesem Thema verweilen zu wollen. War es ihm vielleicht unangenehm, dass er mir so etwas gesagt hatte? Vielleicht, weil ich bis eben noch nie etwas von Halbdrachen gehört hatte? Er sah immer wieder in die Richtung des Fensters hinauf in die Berge, welche sich nicht sehr weit von unserem Haus befanden. »Aber nun sag mal. Gehst du nun schon heute los? Wir haben nicht viel Zeit bis zum Turnier. Und es zählt jeder Tag!«
Ich folgte seinem Blick aus dem Fenster und ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Es wäre doch schon interessant zu erfahren, was das ist, ein Halbdrache. Schließlich nickte ich, von meiner Neugierde besiegt, Dagôn zu und seufzte leise aus. Langsam glaubte ich, dass der Drache in den letzten Tagen meine Zukunft bestimmen würde. »Okay. Ich pack nur noch meine Sachen zusammen. Und dann muss ich noch meinem Großvater sagen, warum ich doch schon heu-«
»Nein. Das ist keine gute Idee. Er würde sicher versuchen, es dir auszureden.«
»Hm? Wieso denn?«
»Es wäre besser, zu gehen, ohne jemandem etwas zu sagen. Das hat fast nur Vorteile. Du solltest nur auf einen Zettel schreiben, dass du doch schon los bist. So fällt einem der Abschied nicht so schwer.«
»Na ja. Schon. Aber dann hab ich bestimmt ein schlechtes Gewissen. Mein Großvater hat mich die ganzen Jahre lang aufgezogen. Da kann ich doch nicht einfach ohne Abschied gehen.«
»Er würde es sicher verstehen. Außerdem wirst du ihn ja in wenigen Tagen wieder sehen.“
Ich sah in Gedanken versunken aus dem Fenster und überlegte einen Moment. Was der Drache mir da sagte, klang zwar ein wenig verwirrend, aber auch irgendwo wieder logisch. Wieder seufzte ich leise aus, dann nickte ich Dagôn zu und packte schnell ein paar Sachen in meinen Rucksack. Als ich damit fertig war, holte ich meine Spardose aus dem Schrank und packte den Inhalt in eine kleine Börse, die ich ebenfalls im Rucksack verstaute. Dann ging ich noch einmal schnell zu meinem Schreibtisch und kritzelte in meiner fast unleserlichen Handschrift ein paar Worte für meinen Großvater und meine Eltern auf ein leeres Papier.
Kaum war dies getan, warf ich den Rucksack mit Schwung auf meinen Rücken und sah Dagôn erwartungsvoll an.
»Ich bin reisefertig! Und wie sollen wir jetzt hier raus kommen? Wenn wir durch die Haustür gehen, kommen wir automatisch an meinem Großvater vorbei.«
»Wozu gibt es Fenster?«
»Wir sind im ersten Stock!«
»Schon vergessen? Ich bin ein Drache! Ich kann fliegen!« sagte Dagôn gelassen und hob seine Flügel etwas an. »Du könntest dich auf meinen Rücken setzten. Dann ist es kein Problem mehr!«
Meinte dieser Drache das wirklich ernst, was er da von mir verlangte? Ich sollte auf seinen Rücken steigen und darauf hoffen, dass er mich aushielt. Nun denn. Wenn er es unbedingt darauf anlegen wollte, sollte er doch haben, worum er mich bat. Langsam stieg ich auf Dagôns Rücken und klammerte mich an ihm fest.
»Pass auf. Es wird am Anfang ein wenig wackeln, aber wenn du dich gut genug fest hältst, kann dir nichts passieren.«
»Oh. Danke für die Warnung. Jetzt geht's mir schon viel besser!« antwortete ich ironisch.
»Verzeih. Aber ich bin noch kein Spitzenflieger. Ich gebe mein bestes, okay?«
Ich nickte und obwohl Dagôn es sicher nicht sehen konnte, stieg er leicht zusammengekauert, auf das Fensterbrett und stieß sich ab. Doch das erwartete Taumeln, welches ich nach seiner Warnung erwartet hatte, blieb aus. Stattdessen schwebte Dagôn ruhig in der Luft und schwang nur manchmal mit seinen Flügeln.

-Ende Kapitel 4-
[Das Drachental]
»Drache. Drache! Nicht Eidechse. Wir machen nicht diesen Quatsch mit der Zunge. Ptzzzsch«

puck

Rhonokaloke

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27

Freitag, 14. Mai 2010, 12:24

Kapitel 5

Anders, als erwartet flogen wir in Richtung Osten. Hatte Dagôn nicht erwähnt, dass er erst einmal nicht ins Drachental zurück kehren wollte? Und trotzdem flog er nun mit mit auf seinem Rücken geradewegs darauf zu.
Wie ich es irgendwann mal im Unterricht erfahren hatte, war das Drachental vollkommen von einem hohen Gebirge umrandet. Um also überhaupt an die Grenzen dieses Tales zu gelangen, musste man hohe Berge überwinden. Und um ganz ehrlich zu sein: Mir kam es gerade so vor, als wenn Dagôn dies in Angriff nähme. Denn indessen schwebte er nicht mehr ruhig durch die Luft sonder schwang in kurzen, regelmäßigen Abständen mit seinen Flügeln um die schnell schwindenden Höhenunterschiede zu überwinden. Von Minute zu Minute stieg er somit Meter für Meter auf und gab seiner Warnung schließlich doch ihren Grund. Ich hatte mich schon mindestens hundert Mal selbst verflucht, dass ich Dagôns Idee zugestimmt hatte und auf seinen Rücken gestiegen war. Aber trotz allem konnte ich meine Augen nicht vor der vorbei ziehenden Landschaft verschließen.
Je weiter höher wir kamen, um so kleiner wurden die Flüsse, die nur hier und da zwischen den Mischwäldern zu sehen waren. Und auch aus den Mischwäldern wurden bald reine Nadelwälder, deren Dichte von Minute zu Minute abnahmen bis sie schließlich nur noch einzeln zwischen den Felsvorsprüngen hervor schauten. Was mir zudem auffiel war das Fehlen jeglicher den Boden bewohnenden Tiere. Nicht einmal an den vereinzelten kleinen Flüssen und Bächen, die wir während des Fluges überquerten, waren welche zu sehen. Nur hier und da sah ich ein paar kleinere Vogelarten zwischen den Baumästen auffliegen, wenn wir uns näherten. Scheinbar galt hier die schnellste Flucht vor einem Drachen die höchstmögliche Überlebenschance.

Als wir gefühlte Stunden immer in die gleiche Richtung geflogen waren, spürte ich, dass Dagôn langsam sein Tempo drosselte. Gleichzeitig erblickte ich keine hundert Meter vor uns ein kleines Plateau mitten in den Bergen. Es war zu zwei drittel von Felswänden umschlossen. Ziemlich weit auf der linken Seite befand sich ein mit Felsvorsprüngen vor Wind und Wetter geschützter Eingang zu einer Höhle. Je näher wir diesem Plateau kamen um so sicherer war ich mir, dass dort vor dem Eingang ein Mann saß. Ich blinzelte ein paar mal, um mir ganz sicher zu sein, dass ich mir dies nicht bloß vorstellte. Doch als Dagôn schließlich ziemlich holprig auf dem Plateau landete, kam uns diese Mann entgegen. Er blieb erst ein paar Schritte von uns entfernt stehen und musterte Dagôn mit einer hochgezogenen, rechten Augenbraue. Für einen Bruchteil einer Sekunde schien ein leichtes Grinsen über seine Lippen zu fliegen, dann nickte er dem Drachen zu.
»So. Du hast also jemanden gefunden, der dir helfen wird?« Die Stimme des Mannes klang tief, fast grollend. Was irgendwie im krassen Gegensatz zu seiner sonstigen Erscheinung lag. Er schien nicht älter, als mein Vater zu sein, hatte eine schlanke Gestalt und dunkelblonde, leicht gelockte Haare, die ihm knapp bis zu den Schultern reichten. Gekleidet war er von einem dunkelbraunen Fellmantel und einer langen Hose, die scheinbar aus dem selben Material gefertigt worden war. Ich wünschte mir in dem Moment, dass ich mir ebenfalls etwas wärmeres angezogen hätte. Hier auf dem Plateau wehte nämlich ein ziemlich kühler Wind.
Dagôn nickte und deutete auf mich, als ich schließlich versuchte, vorsichtig von dem Rücken des Drachen zu steigen. Ich sog mir dabei ein paar leichte Kratzer an den Schuppen der Drachenhaut zu, kam aber nicht dazu, diese weiter zu beachten. Denn als Dagôn plötzlich unerwartet mit seinen Flügeln schlug, verlor ich mein Gleichgewicht und fiel nach hinten weg direkt auf meinen Allerwertesten. Ich verzog mein Gesicht und hatte schon einen Fluch auf der Zunge liegen, besann mich dann aber der weiteren Person. Das würde Dagôn später schon noch zurück bekommen.
Während ich mich wieder aufraffte und meine Kleidung abklopfte, wandte sich der Mann zu mir.
»Wie ist dein Name?«
Ich sah den Mann einen Moment lang starr an, ohne seine Frage zu beantworten. Als er seine Augenbrauen ein Stück anhob, erwachte ich aus der Starre, holte einmal tief Luft und stellte mich vor: »Tan Omana, Sir. Ich möchte Dagôn dabei helfen, seinen Wunsch zu erfüllen.«
Der Mann nickte kurz. »Ich weiß. Deswegen ist er ja auch mit dir hier her gekommen. Ich hab eine Bitte. Nenn mich nicht Sir, ja? Jacc reicht.« Die letzten beiden Sätze sagte er lächelnd. Dann sagte er etwas zu Dagôn in einer Sprache, welche ich noch nie gehört hatte. Doch anstatt die beiden bei ihrem Gespräch zu stören, sah ich mir diesen Jacc wieder an. Ich hatte mir während des Fluges versucht, einen Halbdrachen vorzustellen. Doch das Ergebnis war irgendwie anders. Irgendwie … normal. Und doch seltsam. Jacc schien besonders jung auszusehen. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass dieser Mann schon älter als zweihundert Jahre sein sollte.
»Hast du dich mir anders vorgestellt?«
Wieder erwachte ich aus einer Art Starre. Erst da bemerkte ich, dass ich ihn mehrere Minuten lang angestarrt haben musste. Leicht verlegen darüber nickte ich. »Irgendwie älter. Sie sehen so … so jung aus.«
»Ach, dass ist es. Als Halbdrache altert man bedeutend langsamer, als ein Mensch.« Er sagte dies, als sei es das normalste auf der Welt. Dabei hatte ich bisher noch nie einen Halbdrache gesehen. Na ja. Außer ihm jetzt. »Wie wäre es? Wollen wir nun mit dem Training beginnen?« Wieder flog ein schnelles Grinsen über sein Gesicht. Ob dies etwas gutes bedeutete?
Vorsichtig nickte ich und als sich Jacc und Dagôn in Bewegung setzten, folgte ich ihnen in die Höhle, welche ich zuvor schon aus der Luft gesehen hatte.
[Das Drachental]
»Drache. Drache! Nicht Eidechse. Wir machen nicht diesen Quatsch mit der Zunge. Ptzzzsch«

waldnymphe

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28

Samstag, 31. März 2012, 23:44

*push* duck und weg
meine und ich freuen uns über jeden besuch
waldnymphe

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