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puck

Rhonokaloke

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1

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:45

Crimson Sun [alte Fassung]

Anmerkung vorneweg: Bitte hier drin NICHT posten. Dafür ist Dieser Topic da. :)



Hintergrundinformationen:


Ason ist der dritte Planet im Hawner Sternensystem.
Er dreht sich in 385 Tagen um den Stern und benötigt für eine eigene Achsenumkreisung 22 Stunden.
Die Monate sind in 11 mal 35 Tage eingeteilt.

Um den Planeten kreisen zwei Trabanten.
Der rote Serana, auch Blutmond genannt
Und der weißgelbe Lumara, der kleinere von beiden.
Serana braucht für eine Umdrehung um Ason 35 Tage. Nach ihm sind auch die Monate "Seran" benannt.
Am 300sten Tag in jedem Jahr wird ihm zu ehren ein Feiertag veranstaltet, da er zu dieser Zeit am nähsten an Ason ist und sich zudem meist vollständig rund zeigt.
Lumara benötigt nur knapp 20 Tage für eine Umrundung und hat seinen Ehrentag am ersten jeden Jahres. (Lura)

Karte von Ason:


Völker auf Ason:
Menschen - 55 %
  • bewohnte Länder
    - Honenland (Königreich)
    Honneg (gehört rechtlich zu Honenland - besteht aber wegen Abgeschiedenheit auf Unabhängigkeit)
    Königreich Thal
    Rhogaro
    Abena
  • Sprachen
    - Imperale (Hauptsprache. Wird neben der Muttersprache einiger Länder gelernt)
    - Abena (Abena, südliches Rhogaro)
    - Hana (Honenland & Honneg)
    - Siba (Königreich Thal, Rhogaro, Teile Honenlands)


Halbdrachen - 32 %
Leben unter den Menschen. Meist, ohne zu wissen, dass sie welche sind.

  • Merkmale bei "erwachtem Blut"
    Spitze, lange Ohren
    rundlich, spitze "Katzen"augen
    ab Halbdrachenform Hautzeichen je nach Element

Halbdrachen können 4 verschiedene Körperformen annehmen:
-Menschenform (normal wie Menschen - nur durch oben genannte Merkmale unterscheidbar)
-Halbdrachenform (Ab dieser Form sind Flügel "ausfahrbar". Hautzeichen und erstmögliche Anwendung der elementaren Kräfte. )
- Drache in Menschenform ( beschuppter Körper. Flügel sind ständig außen. )
- Drache (Körpergröße je nach Art rapide gewachsen (siehe Drachengrößen). Besitzen nun wie Vollblutdrachen die Möglichkeit, außerhalb der Atmosphäre zu überleben)

-> Halbdrachen haben eine sehr hohe natürliche Lebenserwartung (bei erwachtem Blut), die bis zu 20 000 Jahre reicht.

Drachen - 12 %
Lebensraum= Hauptsächlich das Drachental, welches von Menschen nicht betreten werden darf. Durch Daccar jedoch auch in den von Menschen belebten Ländern angesiedelt. Ausnahme Königreich Thal -> Dort nur in Begleitung eines Daccar.
Drachen können bis zu 50 000 Jahre alt werden. Der Durchschnitt liegt aber bei 30 000 Jahren.

Es gibt verschiedene Körperformen und Größen. Die meisten Drachen werden bis zu 20 Meter Schulterhöhe groß. Aber es gibt auch kleine, die nur so groß, wie Eidechsen sind und größere, die bis zu 50 Meter hoch werden können, was aber eher seltener ist. Dazwischen sind alle Größen vertreten. Sie werden sehr alt, erreichen ihre volle Größe aber schon in den ersten zwei Jahrhunderten.
Geboren werden sie zwar in Eiern, schlüpfen aber schon nach wenigen Wochen und bilden dann ihre Perle, die für sie Lebenswichtig ist (wie Luft und Wasser für uns), da sie sich in ihre zurückziehen können (Zum Beispiel, um zu schlafen oder Energie zu sammeln. Ohne ihre Perlen haben Drachen nur einen Bruchteil ihrer Kraft und Energie. Deswegen werden die Perlen meist an der Brust oder am Schwanzende befestigt.)
(In die Perle ziehen sie sich zurück, indem sie ihre Elemente verkörpern. Elementardrachen wählen dabei ein beliebiges. )
Elementare=
Allgemein können sich die Elementare in ihr Element verwandeln und so ihre Körpergröße und -form verändern.
  • Elementardrachen
    besitzen die Möglichkeit alle vier Elementare anzuwenden. Ohne Unterstützung eines Vollelementar haben diese jedoch nur knapp 35% der eigentlichen Kraft.
  • Feuer
    Feuerspucker,
    Feuerbändiger (können kein eigenes Feuer entfachen, dieses aber "befehligen" ),
  • Wasser
    Wasserspucker,
    Eisdrachen,
    Wasserbändiger (s.o. )
  • Erde
    Giftspucker/Säurespucker,
    Erdbändiger
  • Luft
    Luftbändiger


Hintergrund der Geschichte


Daccar
Daccar sind so genannte “Drachentrainer“. Sie trainieren Drachen und ziehen sie auf. (Aber da Drachen um ein vielfaches älter werden können, als Menschen, haben diese in ihrem Leben mehrere Daccar).
Daccar sind bei der Bevölkerung sehr beliebt und anerkannt, da sie die Menschen bei den Drachen vertreten und so den Frieden zwischen beiden Arten bewahren.
Trotz der Beliebtheit und der Tatsache, dass Daccar auf dem gesamten Planeten (mit der Ausnahme des Drachentales) herum reisen können, ist eine Ausbildung zu diesem Beruf nur im Königreich Thal möglich.
Der Anführer der Daccar ist der Daccar-Lord. Dieser vertritt nicht nur die Menschen, sondern auch die Daccar. Er wird alle 10 Jahre “gewählt“.
Insgesamt werden die Daccar in drei verschiedene Klassen eingeteilt:
1. Daccar-Anwärter
Das sind Kinder (oder auch manchmal schon Erwachsene), die mal Daccar werden wollen. Wenn diese den Schritt zum Daccar der zweiten Stufe nicht schaffen, bleiben sie Daccar-Anwärter, bis sie es schaffen (Dies gilt auch für die anderen Stufen).
2. Daccar
Diese haben den ersten Schritt gemeistert und ziehen normalerweise durch das Land, um stärker zu werden und um besser mit ihren Drachen zusammenarbeiten zu können. Sie reisen mit anderen Daccar durch die Länder, um sich um die Geschehnisse zu kümmern, die überall passieren.
3. Daccar-Meister
Das sind Daccar, die eine höhere Stellung haben. Sie sind besonders angesehen, da sie irgendwann mal etwas Wichtiges vollbracht haben, oder einen sehr hohen Dac-Code haben (Das ist so etwas wie Adrenalin. Es wird im Körper produziert, wenn sich die Daccar seelisch (und selten auch körperlich) mit den Drachen verbinden. Außerdem ist diesen Daccar als einzige möglich, Daccar-Lord zu werden.
[Das Drachental]
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2

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:46

Fauna auf Ason

Auf Ason gibt es kaum Säuger.
Somit auch keine Pferde. Diese werden aber durch sogenannte "Yanox" ersetzt.


Dies ist ein gewöhnliches Manex-Yanox (kurz Manex) mit dem Hauptcharakter meiner Geschichte. ;)

Arten:
  • Manex
    Schulterhöhe (im Stand): 1,70 - 2,00 Meter
    Körperlänge: 2,30 - 3,25 Meter
    kurzes Fell einfarbig beige bis dunkelbraun
    Allesfresser
    bis zu 110 km/h - Langstreckenläufer & Sprinter
    Verwendung im Ritt & Rennen
  • Rhiben
    Schulterhöhe (im Stand): 1,80 - 2,10 m
    Körperlänge: 2,00 - 2,50 m
    langes Fell gescheckt dunkel (schwarz) auf hell (braun)
    Allesfresser
    bis 75 km/h - Langstreckenläufer
    Verwendung im Ritt, Jagt, Kampf
  • Kona
    Schulterhöhe (nur 4-Beiner): ca. 1-70 m
    Körperlänge: 1,80 m (Schweifstummel)
    kurzes wie langes Fell gestreift bis gepunktet (gefleckt) rotbraun, hellbraun, weiß, dunkelbraun
    Pflanzenfresser
    bis 45 km/h
    Verwendung in Kutschfahrt, Feldbau, Stadtverkehr
  • Pira - Wildyanox
    Schulterhöhe: 0,90 - 1,20 m
    Körperlänge: je nachdem, ob Schweif oder Schweifstummel 1,00 - 1,50 m
    Langhaarfell gescheckt in rotbraun, dunkelbraun, schwarz
    Pflanzenfresser
    bis 90 km/h
    Wald- & Feldbewohner



(Fortsetzung folgt..xp )
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3

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:48

Prolog

Jacc zitterte am ganzen Körper. Nicht vor Kälte, nicht diesmal. Obwohl er es zu jeder Zeit hätte darauf schieben können. Denn in diesen Breiten herrschte ewiger Winter. Den Bewohnern hier waren Begriffe wie Sommer, Strand und Wärme wahrscheinlich vollkommen unbekannt. Falls es hier überhaupt Bewohner gab. Kein klar denkendes Wesen würde hier freiwillig Leben wollen. Nur er konnte es sich leider nicht aussuchen, wo er sich in diesem Moment aufzuhalten hatte. Der Befehl kam von ganz oben.
Es war eher ein intensives Gefühl von Angst, das in ihm tobte. Eine Angst, die er bis dahin noch nie gespürt hatte und die ihm deshalb Unbehagen bereitete.
„Sie konnten überall landen!“ hieß es, also auch hier. Auch, wenn er sich momentan nichts mehr wünschte, als das „überall“ eben überall anders wäre, nur nicht hier. Er biss die Zähne zusammen und zog den Kragen seines Mantels noch etwas höher, in der Hoffnung, dies würde ihn vor dem eisigen Wind schützen. Er starrte weiter zum Himmel, um irgendeine Veränderung wahrzunehmen. Die ließ jedoch auf sich warten. Niemand wusste, wann und wo die Raumschiffe der Lorras auftauchen würden. Niemand konnte sagen, wie viele von ihnen kamen. Und keiner wusste, ob sie selber dieses Zusammentreffen überleben würden.

- - -


Etliche hundert Meilen war er nun schon gelaufen. Er hatte sogar die heißeste Wüste durchquert, die es auf diesem Planeten gab. Nicht, dass ihm die Hitze etwas ausmachte. Er hatte schon viel schlimmere Hitzewellen erlebt. Im Vergleich dazu war diese Wärme hier eigentlich noch angenehm. Aber trotzdem. All zu lange sollte man ihn nicht im Ungewissen lassen. Er fragte sich, wieso sein Vater ausgerechnet Ihn hier her geschickt hatte, wo er doch lieber an dessen Seite sein wollte. So wie sein Bruder. War Anamo überhaupt bei seinem Vater? Oder saß er gerade an irgendeiner Küste. Er wusste es nicht. Vielleicht hätte er ihn vor ihrer Trennung fragen sollen. Nun war es dafür zu spät.
Er blickte sich um, ob sich nicht zufällig jemand in seine Nähe verirrt hatte, der ihm Gesellschaft leisten könnte. Schüttelte aber enttäuscht seinen Kopf und seufzte. Die einzigen, die bald auftauchen würden, machten hier sicherlich alles Mögliche. Nur kein Picknick mit Himmelsbeobachtung.
Ihm wäre es lieber, wenn diese Typen das ganze einfach abblasen und sich wo anders Feinde suchen würden. Aber das war wohl nur ein frommer Wunsch.
Omana suchte unter einem der stark hervorstehenden Felsen Schutz und warf sofort wieder einen Blick in den Himmel. Vielleicht würden die ja diese Hitze hier gar nicht aushalten, wenn sie mit ihren Schiffen landeten. Vielleicht würden sie, von der Hitze vertrieben, sofort wieder umkehren und niemals wieder kommen. Vielleicht…
Nein. Dachte er. Niemals. Die ganz sicher nicht.
Er beobachtete, wie sich langsam eine kleine Wolke vor die Sonne schob und genoss den Augenblick der Abkühlung.

- - -


„Meinst du, die kommen noch heute?“
Die Frage riss den alten Drachen aus seinen Gedanken.
„Hm. Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, die könnten von mir aus weg bleiben.“
Úru-Loki streckte sich und atmete hörbar aus, sodass ein paar Sandkörner vor seinem Gesicht in einer kleine Staubwolke davon wirbelten. Er sah zum blauen Himmel empor und schüttelte dann träge seinen mit Hörnern übersäten Kopf.
„Die sind sicher ganz in der Nähe. Sonst hätte Ruku nicht solch eine Panik veranstaltet.“ Er gähnte noch einmal herzhaft und gurgelte mit einem tiefen Grollen, um den Schleim aus seinem Hals zu bekommen.
„Ok. Dann sollten die sich aber wenigstens auch zeigen. Ich meine, wenn die noch länger brauchen, werden wir bald einge …“
„Und du solltest dir nie so etwas wünschen! Hoffe lieber das Gegenteil. Aber selbst das macht es nicht besser. Niemand weis, wie viele von denen kommen. Oder ob wir morgen überhaupt noch leben.“
Tamaris senkte betrübt seinen Kopf. „Verzeih. Ich wollte nicht … Es ist nur so, dass ich des Wartens müde bin. Da darf ich zum ersten Mal bei einer eurer Aktionen dabei sein und mitkämpfen. Und dann so was.“
Der Alte lächelte den gerade erst ausgewachsenen Drachen zu und legte seine Flügelkralle vorsichtig auf dessen Kopf.
„Noch ist nicht alles verloren. Es besteht immer noch Hoffnung, dass wir bei dem ganzen hier die Oberhand behalten. Also, nicht verzagen!“
Mit einem Ruck erhob er sich und streckte seine Flügel aus.
„Ich werde noch einen Rundflug wagen. Achte du derweil auf ungewöhnliche Anzeichen am Himmel. Und sobald du etwas bemerkst, setz dich mit mir in Verbindung! Und sei es nur eine Wolke, die dir verdächtig vorkommt.“ Leicht nur stieß er sich ab und erhob sich sofort. Er gewann schnell an Höhe, drehte noch ein paar Runden über den Hügel, auf dem der junge Drache saß, und ließ ihn dann allein zurück.
So allein gelassen wollte Tamaris es sich gerade gemütlicher machen, als er ein seltsames Wirbeln am Himmel bemerkte. Kleine Wolken türmten sich aus dem Nichts heraus übereinander und wurden immer dichter und größer. Erstaunt sah er diesem Geschehen regungslos zu. Dann begriff er. Mit der Kraft seiner Gedanken benachrichtigte er die anderen Drachen. Es war noch nicht zu spät.
Kaum hatte er, wie von Úru-Loki befohlen, Schutz gesucht, kamen auch schon die ersten feindlichen Flieger durch die unnatürlich entstandenen Wolken gejagt. Sie hielten nur wenige Meter über der Erde. Es waren Hunderte, wenn nicht sogar Tausende, soweit er es einschätzen konnte. Seltsam oval geformter Raumschiffe. Jedes groß genug, um noch einmal Tausende von ungebetenen „Gästen“ in sich zu verbergen. In der Ferne beobachtete er einen Feuerball, der an der Außenwand eines der Schiffe aufschlug. Jedoch ohne die erhoffter Wirkung.
„Verdammt! Schutzschilde!“ fluchte Tamaris.
Jetzt sah er die ersten Drachen kommen. Sie flogen mit hoher Geschwindigkeit auf die noch immer wachsende Raumschiffflotte zu und schossen ununterbrochen Feuerbälle und andere Geschosse auf sie ab. Jacc landete dicht bei Tamaris, ohne von diesem bemerkt zu werden, um in derselben Bergspalte Schutz zu suchen.
„Was tust du noch hier? Du solltest doch so schnell wie möglich von hier verschwinden, wenn sie auftauchen!“ sagte Jacc.
Der junge Drache zog seinen Kopf ein und sah den Halbdrachen unschlüssig an. „Loki meinte, ich sollte hier bleiben und mir ein Versteck suchen.“ Dann blickte er wieder in die Richtung der Schlacht.
„Ich wollte doch mitkämpfen“ beharrte er.
„Und was willst du hier ausrichten? Du wärest doch einer der Ersten, die hier umkommen. Nicht ohne Grund sollen alle Drachen unter zweihundert Jahren sich in sichere Gebiete begeben.“ Als er sah, dass der junge Drache protestieren wollte, winkte er barsch ab.
„Dir wurde die Genehmigung erteilt, so weit wie möglich zu helfen, weil du Rukus Sohn bist. Aus diesem Grund haben die Menschen etwas mehr Vertrauen zu dir. Mehr als zu mir oder Omana. Aber nun Schluss!“ beendete er seinen Vortrag.
„Flieg nach Süden und benachrichtige so viele Menschen wie möglich! Solange wir nicht wissen, ob sie auch in Gefahr sind, sollten wir sie nicht ohne Schutz lassen.“
Tamaris blieb nicht genug Zeit, etwas zu erwidern. Jacc hatte sich leichtfüßig erhoben und in einen Drachen verwandelt. Er flog sofort in Richtung des Schlachtfeldes und nahm, zusammen mit den anderen Drachen, die feindlichen Raumschiffe unter Beschuss.

Tamaris machte sich widerstrebend auf dem Weg nach Süden. Je länger er flog, umso mehr Drachen kamen ihm entgegen. Manche sahen ihm verwundert hinterher, nahmen sich jedoch nicht die Zeit zu fragen, weshalb gerade er sich von der Schlacht entfernte.
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4

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:48

Gerade als er die südliche Küste des Kontinentes erreicht hatte, traf er auf Omana.
„Was zum …? Was machst du hier?“ plusterte dieser sich auf. „Solltest du nicht mit den Anderen im Norden sein um die Angriffe dieser Lorras zu stoppen?“ fragte ihn dieser noch im Flug.
„Das tät ich ja gerne. Aber Jacc meinte, ich soll die Menschen auf Abena warnen. Die im Norden wurden scheinbar schon von ihm selber in Sicherheit gebracht.“
Der Halbdrache nickte und schaute in die Richtung, aus welcher Tamaris gekommen war.
„Dann mach das. Ist wohl auch das Beste.“ Er blickte wieder zurück zu dem jungen Drachen. „Weißt du, wie viele es sind?“
„Hunderte.“ antwortete Tamaris schwer schluckend. „Und es werden sicherlich noch mehr. Ich hab nur die ersten von ihnen gesehen. Ich wünschte …“ Er verstummte und sah ebenfalls nach Norden.
„Warum werden wir eigentlich angegriffen?“ fragte Tamaris plötzlich. „Loki hat ein Geheimnis draus gemacht. Er sagte nur, dass der Konflikt dafür schon so lange zurück liegt, als das er mir das mit drei Worten erklären könne.
Der Halbdrache nickte nur knapp zum Verständnis. „Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Ich bin einfach noch zu jung.“
Er blickte besorgt nach Norden.
„Nun ist es aber Zeit. Sie erwarten mich sicher schon.“ Dann schwang er seine Flügel und flog nach Norden, der Schlacht entgegen.
Tamaris blickte Omana traurig nach. Irgendetwas sagte ihm, dass er den Halbdrachen vielleicht nie wieder sehen würde. Er seufzte laut und flog weiter in Richtung Süden, auf die Inseln zu, deren Berge er am Horizont schon sehen konnte.

- - -



Tamaris hatte bereits den größten Teil der Inselbewohner von Abena in Sicherheit gebracht, als plötzlich Unruhe in ihm aufstieg. Er schaute nach Norden. Es überraschte ihn, trotz der großen Entfernung noch Kampfhandlungen zu sehen. Gelegentlich tauchten Raumschiffe über dem Horizont auf. Sie wurden jedoch rechtzeitig zurückgedrängt oder zerstört.
In Gedanken versunken dachte an das Gespräch mit Úru-Loki von heute Morgen. Seine Fragen, warum die Lorras nur an einer Stelle auftauchen würden und warum man überhaupt warten musste, bis deren Schiffe in die Atmosphäre von Ason eintreten und warum man sie nicht schon im Weltraum angriffe, all diese Fragen hatte der alte Drache anfangs nur wiederwillig und mit einem Seufzer beantwortet. Da Tamaris jedoch zu neugierig war, um sich mit den einsilbigen Antworten zufrieden zu geben, hatte Úru-Loki schließlich nachgegeben. Er hatte ihm erklärt, dass es auch von Vorteil ist, dass die Lorras nur durch eines der Tore in die Atmosphäre vordringen können. Lieber lassen wir ihnen dieses eine Tor, bevor sie den gesamten Schutzschild angreifen, um auf den Planeten zu gelangen! Soweit ich mich erinnern kann, sind Lorras noch nie geduldig gewesen. Und so müssen wir uns nicht gegen alle auf einmal zur Wehr setzen.
Und im Weltall? Dachte Tamaris.
Dort wäre es genau so. Dort wären sie im Vorteil.
Inzwischen befanden sich fast alle Menschen und der größte Teil ihrer Nutztiere in den tiefen Höhlen der Berge in Sicherheit. Tamaris landete mit den letzten Menschen auf seinem Rücken, als er eine leichte Druckwelle verspürte. Wieder schaute er in die Richtung des Kampfes. Einige der Menschen taten es ihm gleich. Er spürte, dass sie alle in großer Gefahr waren.
„Schnell! Geht in die Höhlen!“ rief er und drängte die letzten Menschen gerade noch rechtzeitig in den Eingang. Dann kauerte er sich selber Schutz suchend in den Windschatten des Berges. Da erreichte ihn eine noch viel gewaltigere Druckwelle und riss ihn fast von den Beinen. Als er sich wieder aufrichtete, kam eine weitere, ebenso starke Welle, die ihn gegen eine Felswand schleuderte und ihm die Besinnung nahm. Das letzte, was er wahrnahm, war das Kreischen und Weinen der verängstigten Menschen und die riesigen Felsbrocken, die von oben auf ihn fielen. Dann wurde es dunkel und still um ihn.

- - -



Regungslos standen Jacc und Omana da und starrten in den Himmel. Was sie da sahen, konnten sie einfach nicht glauben. Als wenn diese Massen von Lorra-Schiffen nicht schon genug wären. In großer Höhe tauchte ein weiteres Schiff auf, in welches gut und gerne tausende von diesen, selbst schon riesigen, Raumschiffen Platz gefunden hätten und öffnete auf seiner Unterseite ein Tor.
Úru-Loki, der die beiden bemerkte, kam auf sie zu und wollte gerade fragen was los sei, blickte dann aber ebenfalls nach oben und erstarrte. „Was zum… ?“ Geistesgegenwärtig fuhr er die beiden an.
„Macht, dass ihr hier weg kommt! LOS!“ Kaum hatte er das gesagt, da entlud sich aus dem Tor des riesigen Raumschiffes eine Druckwelle. Sie war nicht wirklich stark, ließ jedoch ein paar der Drachen über das Schlachtfeld taumeln. Einige von ihnen stürzen zu Boden. Als diese sahen, was sich über ihnen abspielte, war es schon fast zu spät. Plötzlich zogen sich alle Lorra-Schiffe zurück. Die Drachen konnten nur ahnen, was nun auf sie zu kommen würde. Instinktiv suchten sie in der Nähe der Gebirge Schutz. Jedoch nur wenigen von ihnen gelang es noch rechtzeitig.
Jacc hatte in einer winzigen, weiter vom Zentrum des Kampfes entfernten Höhle, Schutz gefunden, als er die Druckwelle wahrnahm. Obwohl diese ihn nicht direkt traf, wurde er gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert. Für einen winzigen Moment verlor er die Besinnung. Als er seine Augen wieder öffnen wollte, durchfuhr ihn der Druck der zweiten Welle. Zwar blieb er diesmal bei Bewusstsein, fühlte jedoch so starke Schmerzen in seinem Körper, dass er sich übergeben musste.
„Verdammt noch mal!“ stöhnte er, als er sich langsam und vorsichtig erhob. „Was zum Teufel war das?“
Er näherte sich vorsichtig dem Ausgang der Höhle und schaute in geduckter Haltung nach draußen. Was er zuerst wahrnahm, war eine ohrenbetäubende Stille. Kein Laut. Kein Geräusch. Nichts. Nur Stille.
Mehr als hundert Drachen lagen, eingehüllt von dieser plötzlichen Stille, regungslos am Boden. Trotz der großen Entfernung erkannte er einige, mit denen er sehr gut befreundet gewesen war. Erneut durchfuhr Schmerz den Halbdrachen. Diesmal jedoch kein körperlicher.
„Verdammte Lorras!“ hörte er es plötzlich neben sich keuchen. Es war Omana. Er kam aus seinem Versteck, nur wenige Meter von dem seinen entfernt. Und noch während dieser sich in einen Drachen verwandelte, stürmte er auf das Schlachtfeld zu.
„ICH MACH EUCH FERTIG!“ schrie er außer sich vor Wut. Er bekam nicht mit, dass Jacc ihn zurückrief.
Jetzt wollte Jacc ihm gerade folgen, als dieser aus dem Augenwinkel einen Schatten wahrnahm. Es war Úru-Loki, der dem jungen Halbdrachen folgte, welcher jetzt wie wild geworden auf das riesige Raumschiff zuflog.
„Omana! Lass den Scheiß! Was soll das?“ schrie dieser ihm nach und holte ihn gerade noch rechtzeitig ein. Wütend riss er ihn zurück zum Boden, als er ein leises Grummeln hinter sich spürte. Er sah in die angstvoll aufgerissenen Augen Omana‘s und blickte sich um. Ein stark gebündelter Lichtstrahl berührte den Boden, nur wenige Meter von ihnen entfernt. Ein leichtes, immer stärker werdendes Beben erschütterte die Erde. Der alte Drache drängte Omana zurück zu den Schutz bietenden Höhlen. Sie hatten sich kaum in Bewegung gesetzt, als Omana stolperte und fiel. Úru-Loki, voller Hast und Angst, versuchte dem jungen Halbdrachen hoch zu helfen. Wie von Blitz getroffen hielt er inne und drehte sich um.
„Großer Gott“ flüsterte er leise.
Dann warf Úru-Loki sich blitzschnell auf Omana und bedeckte ihn mit seinem Körper. „Verzeih mir“ flüsterte er noch, dann erreichte sie eine Druckwelle, viermal so stark wie die voran gegangenen und fegte durch sie hindurch, als wären sie Luft.

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Samstag, 18. Oktober 2008, 20:49

Jacc lief stumm zwischen den Leichen der Drachen umher und notierte die Namen derer, die er wieder erkannte. Er hob traurig seinen Blick zum Himmel und hoffte, dass noch ein paar andere Drachen auftauchen würden. Seitdem die Raumschiffe wieder verschwunden waren, schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Wie Úru-Loki anfangs gesagt hatte, waren die Lorras nicht auf Eroberung aus. Sie wollten nur zerstören. Sich rächen für etwas, woran die Opfer dieses Massakers eigentlich gar keine Schuld trugen. Doch Jacc konnte es damals nicht verstehen. Úri-Loki hatte nur gemeint, dass die Feigen sich eben immer erst die schwächsten vornehmen. Jacc hatte weiter gefragt, warum diejenigen, die die Schuld an der Wut der Lorras trugen, ihnen nicht wenigstens zur Seite standen. Schließlich waren sie doch Verbündete. Friedenspartner. Oder zumindest waren sie das mal gewesen. Jacc schluckte schwer. Die sollen sich hier nur noch einmal Blicken lassen! Dann werden sie sehen, was für tolle Friedenspartner wir sein können!
„Sie haben Ruku gefunden!“ hörte er hinter sich jemanden sagen. Er drehte sich um und blickte in Anamos Gesicht. Stumm nickte er nur und sah zu einem der leblos am Boden liegenden Drachenweibchen.
„Es hat keinen Sinn, ihre Namen zu notieren.“ Wütend warf er den Block zu Boden. „Sie sind alle …“
Er sprach nicht weiter und sah wieder zu Anamo. „Überlebt haben nur jene, die klein genug waren, um in den Höhlen Zuflucht zu finden. Eben nur die Halbdrachen.“ Er blickte sich um. „Und jene, die gar nicht erst mit hier waren. Zumindest können wir das mit Sicherheit sagen. Die ersten jungen Drachen sind schon eingetroffen und helfen bei der Bergung der Toten.“
Anamo trat neben ihn und hob den Block wieder auf. „Hast … hast du…“ Er stammelte und überflog die Namen.
„Deinen Bruder? Loki? Nein. Zum Glück.“ Er lies seinen Blick einen Moment lang über die Ebene schweifen. „Zumindest bisher noch nicht. Vielleicht finden wir sie auch gar nicht mehr. Du hast gesehen, was mit denen passiert ist, die im Zentrum lagen. Es ist ein Wunder, das überhaupt noch etwas von ihnen übrig ist.“
Beide senkten zugleich ihre Blicke.
„Vielleicht … vielleicht wurde er ja auch nur weggeschleudert und taucht wieder auf. Ich würde es doch sicherlich irgendwie spüren, wenn er … tot wäre. Er ist schließlich mein Zwillingsbruder. Und Loki … er …“ Anamo sah auf und sah Jacc mit einen gequälten hoffnungsvollen Blick an. „Er kann doch gar nicht sterben! Schon vergessen? Er ist einer der vier Elementare. Er kann gar nicht Sterben!“
Jacc nickte nur stumm und wand sich um. „So heißt es zumindest.“ Die beiden liefen stumm nebeneinander her und näherten sich einer kleinen Gruppe von jungen Drachen und Halbdrachen, die vor den Druckwellen verschont geblieben waren und nun halfen, die Toten zu identifizieren.
„Hat einer von euch Tamaris gesehen?“ wurde ihnen zugerufen. „Er war nicht mit bei den jungen und ein paar der älteren meinten, ihn noch vor dem Kampf hier gesehen zu haben.“
Jacc schüttelte seinen Kopf. „Ich hab ihn von hier fort geschickt. Er sollte die Menschen im Süden in Sicherheit bringen. Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen.“
„Dann ist er vielleicht noch dort.“ Sagte einer der jungen Drachen voller Hoffnung.
„Er… er ist nun…“ Er sprach nicht weiter, aber jeder der anwesenden wusste, was er sagen wollte. Da die älteren Vollblutdrachen alle gefallen waren, war er nun der älteste von ihnen.
Jacc schluckte schwer, als er sich dies bewusst machte. Tamaris, der älteste. Und das mit seinen gerade mal zweihundertfünf Jahren. Gerade alt genug, um als ausgewachsen zu gelten, sollte er nun der älteste Drache auf Ason sein. Er schüttelte betrübt seinen Kopf.
„Hat einer von euch Loki oder Omana gesehen?“ fragte er vorsichtig. Als er die überraschten Blicke der anderen sah, wusste er die Antwort bereits.
„Loki fehlt?“ sprach einer der Halbdrachen die Frage aus, die allen anderen im Gesicht stand. „Waren sie nicht bei dir, als wir Schutz suchten? Ich war der Meinung.“
Ein anderer Halbdrache schüttelte, seinen Kopf. „Die beiden waren doch nach den starken Druckwellen wie verrückt auf dieses riesige Teil zugeflogen. Wurden sie etwa von der letzten erfasst?“
Jacc nickte nur. „Omana ist voller Wut losgestürmt. Ich wollte ihm hinterher, doch Loki war schneller. Ich sah nur noch, wie er ihn zurückzog. Dann war da diese Lichtsäule oder was auch immer das war. Und als es anfing zu beben, suchte ich in der Höhle Schutz. Seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.“ Er verstummte, als ein jüngerer Drache im wilden Flug auf die Gruppe zukam.
Sie haben Tamaris gefunden!“ schrie er. „Er liegt auf Abena und ist von Felsen verschüttet!“ Kaum war der Drache gelandet, musste er wieder starten. Jacc und noch ein paar andere folgten ihm auf seinem Rückweg.

- - -


„Lebt er noch?“ Die Frage kam von dem jungen Drachen, der sie nach Abena geführt hatte. Jacc nickte. „Er ist schwer verletzt und wird, wenn er aufwacht, sicherlich einen Mordskater haben. Aber er wird es überleben. Keine Angst.“ Er lächelte dem Drachen zu. Der junge Drache, mit Namen Lurock, war ein enger Freund von Tamaris. Die beiden waren zusammen aufgewachsen, da die Höhlen ihrer Eltern nahe beieinander lagen. Jacc schaute den Drachen an. Es waren nicht einmal zwei Tage vergangen, als die beiden noch glücklich herum getollt waren. Ohne Ahnung, was auf sie zukommen würde. Nun waren all diese jungen Dinger Elternlos. Wie er schon geahnt hatte, war keiner der älteren Drachen, die bei der Schlacht gegen die Lorras mitgekämpft hatten, am Leben geblieben.
Er stand auf und rief einen der Halbdrachen zu sich.
„Holt die Mensche aus den Höhlen. Wir sollten sie nicht noch länger dort drin lassen.“ Der andere nickte und lief mit zwei weiteren auf die Eingänge der Höhlen zu.
Jacc blickte wieder auf Tamaris, der wie ein lebloses Monstrum wirkte. Es hatte ihn immer erstaunt, wie groß der junge Drache geworden war, den er von Ei an kannte. Ruku, dessen Vater, hatte zwar eine erstaunliche Körpergröße gehabt, aber neben seinem Sohn wirkte er vor allem in letzter Zeit geradezu winzig. Jacc strich dem ohnmächtigen Drachen behutsam über den Kopf. Noch vor wenigen Tagen hatte Ruku ihm versprochen, gemeinsam zu den Honneg-Inseln zu fliegen, um sich dort mal wieder den Bauch mit Fisch und anderen Wassertieren voll zustopfen. Wehmütig dachte Jacc daran, dass daraus nun leider nichts mehr werden würde.
Er wollte sich gerade von Tamaris entfernen, um nach den Menschen zu schauen, als der Drache ein leises Stöhnen von sich gab. Überrascht schaute Jacc ihn an. Auch ein paar der anderen sahen auf und kamen auf den Drachen zu.
„Tamaris. He! Hörst du mich?“ rief Jacc ihm zu, während er seinen Kopf leicht tätschelte.
Der Drache öffnete grummelnd eines seiner Augen und murmelte.
„Ja klar. Du stehst ja auch direkt vor mir.“ Er schnaubte den Halbdrachen an und schloss wieder das Auge. „Wäre echt freundlich, wenn du meinen Kopf in Ruhe lassen könntest. Der dröhnt auch so schon genug.“
Jacc lächelte sein breitestes Lächeln, als er das hörte.
„Gott sei Dank. Als wir dich hier fanden, dachten wir zuerst, du seiest tot!“
Der Drache schnaubte wieder, öffnete nun beide Augen und hob seinen Kopf.
„Viel gefehlt hat da ja nicht mehr.“ Er sah sich um und sah auf die anderen, die sich um ihn versammelt hatten.
„Was war das, Jacc? Ich wurde mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert. Was war bei euch los?“ Er besah einen Moment seinen dunkelgrünen Körper und schaute dann wieder zu Jacc, der plötzlich mit traurigem Blick in die Augen des Drachens sah.
„Was ist passiert?“ fragte er mit bebender Stimme, die nicht mehr als ein Flüstern war.

- Prolog Ende -
[Das Drachental]
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Samstag, 18. Oktober 2008, 20:50

Kapitel 1

„Tan!“ Eine Stimme hallte durch den, bis eben noch ziemlich gemütlichen Traum. Langsam öffnete ein Junge von zwölf Jahren noch leicht verschlafen seine Augen. Vor ihm stand eine lange, schlanke Frau, die ihn nicht gerade freundlich ansah. „Tan Omana. Du bist schon wieder im Unterricht eingeschlafen! Mir reicht es jetzt! Du meldest dich sofort beim Direktor!“
Tan blinzelte noch leicht verträumt zu der Frau, sah sich einen Moment lang in dem Raum um, in dem er saß und erhob sich dann langsam von seiner Schulbank. Die anderen Kinder in der Klasse lachten und tuschelten sich leise zu, während er den Unterrichtsraum verließ.

„Junge. Wo soll das denn hinführen? Das geht jetzt schon eine ganze Weile so! Wie soll denn ein guter Daccar aus dir werden, wenn du den ganzen Unterricht verschläfst?“ Der Direktor, ein älterer, schlanker Mann mit einer Frisur, der man ansah, dass seine Haarpracht immer mehr nachließ, saß mit Trauermiene hinter seinem Schreibtisch. „Überleg doch mal: Du machst deinen Vater nur unheimlich unglücklich. Er verspricht sich doch so viel von dir. Weil er doch der Daccar-Lord ist...“
„Das ist mir doch egal!“ unterbrach ihn Tan plötzlich. „Ich möchte gar kein Daccar werden. Was will ich denn damit?“
„Junge, aber...“ Dem Direktor blieben die Worte stecken.
„Wenn sie nichts dagegen haben, werde ich dann mal gehen. In den Unterricht brauch ich nun sicher nicht mehr zurück, da es eh die letzte Stunde ist.“
Kaum hatte er das gesagt, war er auch schon aus dem Raum verschwunden und hatte die Tür hinter sich laut zuknallen lassen.


„Verdammt!“ Tan saß an einem Fluss, der in der Nähe seines Wohnhauses lag und warf Steine ins Wasser. „Wieso vergleichen die mich immer mit meinem Vater? Und ständig dieses Gerede von wegen Daccar! Als wenn…“ Er verstummte und ließ sein Gesicht zwischen seine Knie sinken. „Nur weil Vater einer ist, muss ich nicht auch einer werden, oder?“
Er tastete nach einem Stein in seiner Nähe und schleuderte ihn ins Wasser. Kurz bevor dieser in den Fluten verschwand, sah Tan auf und bemerkte ein kleines rundes Etwas, welches von der Strömung getrieben auf ihn zukam. Er sprang auf und erreichte mit zwei, drei Schritten das Ufer. Vorsichtig beugte er sich über die Wasseroberfläche und fischte mit seiner rechten Hand den geheimnisvollen Gegenstand heraus.
„Was ist das?“ Fragte er sich erstaunt. Er drehte den Wallnussgroßen Gegenstand in seiner Hand hin und her. „Sieht aus, wie die Perle eines ... Drachens.“ Die Perle maß knapp drei Zentimeter im Durchmesser. Sie leuchtete so weiß, wie der Mond Lumara kurz nach seinem Aufgang. Sie war eingehüllt von einem silbrigen Schimmer.
Viel Zeit blieb Tan nicht, sich in ihren Anblick zu vertiefen, denn aus der Richtung, aus der soeben die Perle gekommen war, flog ihm jetzt etwas Entgegen. Nur knapp über der Wasseroberfläche des Flusses flog ein weißer, etwa drei Meter langer Drache auf ihn zu.

Der Drache hatte Tan noch gar nicht bemerkt und es schien ihm, als suche er den Fluss nach etwas ab.
„Wow.“ Entfuhr es Tan. Er hatte zwar schon des Öfteren Drachen gesehen. Doch immer nur aus sicherer Entfernung. Und nie ohne ihren Daccar.
Jetzt bemerkte auch der Drache, dass er nicht alleine war und flog genau auf Tan zu.
„Hey, du! Hast du zufällig ...“ Der Drache stockte. „Da! Da ist sie ja!“ Er zeigte auf die Hand, in der Tan die Perle hielt. „Du hast sie gerettet! Vielen Dank. Ich habe sie aus versehen verloren. Äh. Könnt ich sie jetzt bitte wieder haben?“
Tan, der immer noch ganz erstaunt war, hörte ihn erst gar nicht.
„Hey…“ Der Drache winkte mit seiner Klaue vor Tans Augen. „Hey, bekomme ich meine Perle wieder?“
„Oh...klar!" Verdutzt hielt Tan dem Drachen die Perle entgegen.
„Ich hatte schon Angst, sie nie wieder zu finden. Das wäre echt schrecklich gewesen! Wie ist dein Name, Junge?“
„Äh... ich... ich... heiße Tan. Tan Omana.“ stammelte er.
„Tan also. Das ist ja nicht gerade ein origineller Name.“
„Na und?“ fragte Tan trotzig, der wieder Mut gefasst hatte. „Mir gefällt er.“
„Na ja. Warum nicht?“ meinte der Drache nur und setzte sich neben Tan. „Mein Name ist Dagôn.“
Tan warf seinen Blick gen Himmel und überlegte. „Den Namen hab ich doch schon mal gehört. Ich kann mich nur nicht so recht erinnern, wo.“
„Was denn? Ich wusste gar nicht, dass ich so berühmt bin.“ warf Dagôn ein. „Sogar in dieser öden Gegend.“
„Von wegen öde. In drei Wochen ist hier wieder eine ganze Menge los! Da sind nämlich wieder diese blöden Wettkämpfe, wo die anderen ihre Daccar-Liezens haben wollen. Ich finde das unsinnig! Die lassen Drachen für sich kämpfen und bekommen dann dafür Auszeichnungen.“
"Na ja. Eigentlich bin ich genau deswegen hier. Ich bin gerade auf der Suche nach einem Daccar. Ich habe nämlich meinem Vater etwas versprochen. Und er meint, dass ich das nur schaffen kann, wenn ich von einem Daccar trainiert werde.“
„Hm? Was denn?“ fragte Tan neugierig.
„Ich habe meinem Vater versprochen, dass ich erst wieder ins Drachental fliege, wenn ich eine purpurne Perle habe.“
Tan kratzte sich verlegen am Kopf. Er wusste zwar, dass Perlen von ihrer weißen Grundfarbe grau und schließlich auch schwarz werden konnten. Aber dass diese auch noch andere Farbtöne bekommen konnten, war ihm neu. „Und wie bekommt man die?“ fragte Tan erstaunt.
„Du bist lustig! Die bekommt man nicht einfach so. Perlen werden nur dann purpurn, wenn ein Daccar und ein Drache eine so feste Bindung zueinander haben, dass die beiden genau wissen, was der andere denkt. Wenn sie so eng zu einander Stehen, dass sie die Gedanken des anderen spüren können, passiert es, dass eine schwarze Perle plötzlich purpurn aufleuchtet und dann für immer diese Farbe behält. Zumindest sagt das mein Vater. Er hat nämlich eine. Und da ich von meinen Geschwistern immer nur gehänselt werde, hab ich beschlossen, ihnen zu zeigen, dass ich auch etwas kann. Aber wie gesagt, um eine purpurne Perle zu bekommen, muss ich erst einmal einen Daccar finden, der mir dabei hilft.“
„Und deswegen bist du also auf deiner Suche danach hier her gekommen. Hast du denn schon jemanden gefunden, der dir dabei hilft?“
Dagôn sah ihn mit traurigem Blick an. „Nein, noch nicht. Aber ich hoffe, dass ich jemanden bei diesem Turnier finde.“
„Da wirst du da aber nicht sehr viel Glück haben. Alle, die dort mitmachen, müssen schon eine Woche vorher den Namen des Drachen angeben, der sie dabei unterstützt.“
„Oh. So ist das also. Jetzt versteh ich wenigstens, warum mein Bruder gelacht hatte, als ich ihm von meinen Plänen erzählte.“ Dagôn sank enttäuscht zusammen und starrte dem wirbelnden Wasser des Flusses hinterher. „Dann kann ich das ja wohl alles vergessen. Meine Geschwister hatten Recht. Ich tauge zu überhaupt nichts!“
Tan schaute den Drachen eine Weile lang stumm an und erhob sich dann.
„Nur Mut! Du findest schon noch jemanden. Und wenn nicht. Nun ja. Vielleicht könnte ich dir ja dabei helfen. Ich will zwar eigentlich kein Daccar werden. Aber vielleicht muss man das ja auch gar nicht, um mit einem Drachen zusammen zu leben.“
Dagôn sah den Jungen überrascht an. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Plötzlich sprang er auf und stieß Tan dabei fast zu Boden. „Das würdest du wirklich machen?“
„Warum nicht? So etwas ist sicher möglich. Zur Not frag ich einfach meinen Vater. Der ist der Daccar-Lord. Er kann mir das mit Sicherheit sagen.“
„Was denn? Dein Vater ist der Daccar-Lord?“ Dagôn sah ihn erstaunt und überrascht zugleich an.
Tan nickte. „Meine Eltern sind beide Daccar. Früher sind sie gemeinsam durch die Länder gezogen. Erst ein paar Jahre nach meiner Geburt hatte sich meine Ma einen anderen Beruf gesucht, bei dem sie zu hause bleiben konnte. Mein Vater reist aber immer noch herum. Und da er eben der Daccar-Lord ist, denken alle, ich müsste auch ein Daccar werden. Am besten auch noch so einer, der mal in seine Fußstapfen tritt.“
Tan war schon stolz darauf, dass seine Eltern Daccar waren. Aber er mochte es absolut nicht, ständig mit seinem Vater verglichen zu werden.
„Freust du dich nicht, dass dein Vater so jemand berühmtes ist?“ fragte Dagôn.
„Doch. Natürlich! Aber ich kann es nicht leiden, dass alle über meine Zukunft entscheiden, ohne mir eine Chance zu geben, mich selbst in irgendetwas zu beweisen.“
„Hm. Aber irgendwie verstehe ich dich! Mein Vater ist der älteste Drache, der auf Ason lebt. Und deswegen denken die anderen Drachen auch sofort, dass jedes seiner Kinder was besonderes sein muss. Und da alle meine Geschwister schon irgendetwas „Wichtiges“ erreicht haben, passe ich da nicht wirklich rein. Ich bin so was, wie das Nesthäkchen der Familie.“
Tan schaute den Drachen einen Moment lang stumm an. Dann reckte er sich und nickte dem Drachen lächelnd zu. „Dann lass uns zu mir nach hause gehen. Von dort ruf ich meinen Vater an und frag ihn, ob ich dir helfen kann, deine purpurne Perle zu bekommen!“
Dagôn nickte und folgte dem Jungen voller Freude.
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Samstag, 18. Oktober 2008, 20:51

Tan und Dagôn waren auf dem Weg zu Tans Wohnhaus, als dieser plötzlich wenige Meter vom Tor entfernt stehen blieb. Vor dem Haus stand eine Kutsche, die seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
„Was ist los?“ fragte Dagôn neugierig.
„Ich weiß nicht. Ich habe diese Kutsche noch nie gesehen!“ Dann schaute er zur Haustür. Zwei Männer unterschiedlichen Alters traten nacheinander aus dem Haus. Der erste und ältere der beiden war Tans Großvater. Ihn erkannte er sofort, denn er war bei ihm aufgewachsen. Doch der zweite, deutlich jüngere Mann, war ihm ebenfalls vertraut.
„...“ Tan bekam große Augen und lief plötzlich auf diesen Mann zu. „Vati!“ Er warf sich in die Arme des Mannes, während er dieses Wort rief. Mit Tränen in den Augen schaute er ihn lächelnd an. „Vati, seit wann bist du wieder hier?“
„Oh... ich bin erst vor wenigen Stunden gekommen. Und eigentlich wollte ich mich gerade wieder auf den Weg machen. Ich muss in die Stadt. Dort wartet noch so einiges auf mich, dass erledigt werden muss. Du weist ja, dass in drei Wochen die Wettkämpfe stattfinden. Und ich als Daccar-Lord leite diese. Das heißt auch, dass ich mich um die Vorbereitungen kümmern muss.“
Tan sah zu ihm auf. „Ach so. Du bist nur deswegen nach hause gekommen.“ Traurig blickte er zu Boden und wrang die Enden seines Pullovers mit beiden Händen „Aber dann siehst du Mama doch gar nicht. Und sie hat sich doch so sehr gefreut, dich auch wieder zu sehen!“
„Ich war schon bei ihr. Gleich, als ich in der Stadt angekommen bin, habe ich sie in ihrem Büro besucht. Aber keine Angst, Tan. Ich komme heute Abend wieder nach Hause. Und wegen des Turniers bleibe ich auch ein paar Wochen. Versprochen!“ Dann strich er Tan liebevoll über sein Haar und fragte mit leicht erhobener Stimmer und hochgezogenen Augenbrauen. „Ist jetzt nicht eigentlich noch Schule?“
„Doch. Eigentlich schon...“ stotterte Tan leise, „Aber ich bin eher gegangen. Der Direktor hat mich wieder mal aus dem Unterricht geholt. Und danach bin ich einfach gegangen.“
Tans Großvater schüttelte den Kopf. „Schon wieder? Was war es denn diesmal?“
„Naja. Ich bin wieder eingeschla...“ Tan bemerkte den Blick seines Vaters. Dieser starrte mit weit aufgerissenen Augen an ihm vorbei.
„Ein Drache? Tan, seit wann hast du einen Drachen?“
Tans Großvater ging Kopfschüttelnd an seinem Enkel vorbei. “Von mir hat er den nicht bekommen. Ich sehe ihn gerade zum ersten Mal.“
„Nein. Ich bin ihm unten am Fluss begegnet.“ sagte Dagôn und richtete sich auf.
„Am Fluss? Du weißt doch, du sollst nicht alleine an den Fluss gehen!“ Sagte der Großvater und blickte Tan streng an.
„Aber…“ begann Tan seine Rechtfertigung.
Tans Vater indes hatte sich vor den Drachen aufgebaut. „Was suchst du hier? Du weißt doch, dass sich Drachen ohne einen Daccar hier nicht aufhalten dürfen! Also?“
Der Drache sah trotzig zu dem Daccar-Lord herab. „Das wusste ich nicht! Aber selbst wenn. Ich gehöre doch jetzt zu einem Daccar. Na ja. Fast.“
„Ach so?“ Tans Vater trat einen Schritt zurück. „Und wer ist dieser Daccar, wenn ich fragen darf?“
„Ich bin das! Er hatte mich gefragt und ich war gerade mit ihm hier her gekommen, um dich um Erlaubnis zu fragen.“
Tans Vater drehte sich überrascht zu seinem Sohn um. Dann lachte er leise. „Nein. Du weißt, dass es dir nicht erlaubt ist, einen Drachen zu halten. Du hast schließlich noch keine Erlaubnis deiner Schule.“ Dann drehte er sich wieder zu Dagôn um.
„Wieso bist du hier in diese Gegend gekommen?“
„Weil ich nach einem Daccar gesucht habe.“
„Aber du weist sicher, dass du dich hier nicht in der Zeit der Wettstreite aufhalten darfst, wenn du keinen Daccar hast. Und falls du jetzt denkst, dass Tan dein Daccar ist, oder wird, werde ich dich enttäuschen müssen. Wir haben schon seit Jahren einen Drachen für ihn.“
Tan und Dagôn sahen ihn erschrocken an.
„Aber…“ Tan war sprachlos. „Du kannst mir nicht einfach irgendeinen Drachen geben, den ich nicht kenne! Zumal ich doch eigentlich gar kein Daccar werden will! Außerdem hab ich Dagôn schon versprochen, dass ich ihm helfe!“
„Dagôn?“ Tans Vater schaute den Drachen überrascht an. „Du bist Dagôn?“ Er hielt einen Moment lang inne. Dann schüttelte er den Kopf. „Diese Tatsache ändert nichts! Du musst trotzdem die Gegend verlassen. So ist es Vorschrift. Also geh jetzt bitte!“
Dagôn wand sich um und wollte gerade gehen, aber Tan stellte sich ihm in den Weg. „Warum gehst du? Wir wollten doch zusammen bleiben!“
„Tut mir leid Tan, aber es muss wohl so sein. Ich werde wohl einen anderen Daccar suchen müssen.“
„Aber ich hab dir doch versprochen, zu helfen, damit deine Perle purpurn wird! Da kannst du doch jetzt nicht einfach so verschwinden!“
Die zwei Männer sahen Tan jetzt verwirrt an. Tans Vater war der erste, der sich wieder gefasst hatte. „Eine purpurne Perle? Was soll das sein? Es gibt keine purpurnen Perlen.“
„Doch! Die gibt es sehr wohl!“ rief Dagôn. „Mein Vater hat eine!“
Tans Vater hielt wieder inne.
„So was sind doch nur Ammenmärchen!“ meinte Tans Großvater. „Noch nie hat jemand eine purpurne Perle gesehen. Und wenn dein Vater eine hat, warum weis niemand davon?“
„Warum denn? Die Menschen würde dann nur Jagt auf ihn machen. Und ebenso auf die anderen Drachen, weil so eine Perle so selten und wertvoll ist.“ sagte Tan leise. „So war es doch auch, als man im Süden die ganzen wertvollen und seltenen Edelsteine gefunden hatte. Plötzlich sind alle da runter gezogen, um selbst nach welchen zu suchen! Hier würde es nicht anders sein. Und dann hätte Dagôns Vater keine Ruhe mehr.“
Die drei um Tan schwiegen.
„So würde es wohl sein!“ sagte Tans Vater nach einer kurzen Weile. Dann richtete er sich wieder an den Drachen. „Aber wenn du selbst eine haben möchtest, bringst du dich in Gefahr, dass dies mit dir passiert, Dagôn.“
„Das ist mir egal. Ich möchte meinen Geschwistern nur zeigen, dass ich auch etwas kann. Und wenn ich die Perle habe, dann bleibe ich im Drachental. Geschützt vor den Menschen.“

Plötzlich kamen zwei Jungen in Tans Alter durch das Tor gerannt. „Hey, Tan. Warum bist du denn nicht mehr in den Unterricht gekommen?“ Fragte ein Junge mit blauem, nackenlangen Haaren aufgeregt. „Du hast echt was Lustiges verpasst! Als du draußen warst, war Carvin auch einge… Oh!“ Der Junge hielt mitten im Wort inne, denn er hatte Tans Vater erblickt. „Oh! Gu… guten Tag, Herr Omana.“ sagte er stotternd zu Tans Vater. „Seit wann sind sie denn wieder hier in Kims?“
Tans Vater nickte den beiden lächelnd zu. „Es freut mich, euch wieder zu sehen. Ich bin erst vor wenigen Stunden hier angekommen.“ Dann sah er wieder zu Tan. „Und eigentlich wollt ich schon längst wieder weg sein. Über unser ’kleines’ Problem reden wir heut Abend noch einmal. Verstanden?“ Dabei strich er Tan noch mal über den Kopf und ging dann an den Jungs vorbei in Richtung des Autos.
„W... Wiedersehen Herr Omana.“ riefen die beiden Jungen zu gleich. Da sahen sie plötzlich Dagôn, der sich etwas abseits im Schatten hielt.
„Wow.“ Diesmal war es der andere Junge, der zuerst reagierte. Er war etwa einen Kopf größer als Tan und hatte strohblonde kurze Locken. „Ist das der Drache von deinem Vater?“ fragte er Tan und musterte Dagôn.
„Nein, Carvin. Er ist mir unten am Fluss begegnet. Ich möchte ihm dabei helfen, dass seine Perle purpurrot wird.“
Die beiden Jungen sahen Tan überrascht an. „Eine purpurne Perle? Ich dachte, das ist nur ein Märchen?“ fragte Carvin belustigt.
„Ist es nicht. Dagôns Vater hat selbst eine. Und er hat seinem Vater versprochen, auch eine purpurne Perle zu bekommen. Vorher will er nicht mehr nach hause. Und ich möchte ihm dabei helfen. Selbst, wenn ich dafür ein Daccar werden muss.“
Mero, der blauhaarige Junge, fing jetzt an zu lachen. „Dann hättest du aber nicht den ganzen Unterricht verschlafen sollen! Jetzt fehlt dir die ganze Theorie!“
„Naja, schon. Aber in der Praxis war er dann irgendwie immer ziemlich gut. Deswegen ist er ja bis jetzt immer weiter gekommen.“ warf Carvin ein.
„Ach! Ihr habt ja keine Ahnung!“ meinte Tan nun leicht verlegen.
Dann schaute er zu seinem Großvater und fragte ihn, ob sie denn ins Haus dürften. Dieser seufzte leicht und nickte. Sofort rannten die drei Jungen, gefolgt von Dagôn in das Haus.
„Oh je.“ Seufzte Tans Großvater. „Dann wollen wir mal hoffen, dass sich dieser kleine Querkopf nicht zu sehr verbeißt.“

- Ende Kapitel 1-
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Samstag, 18. Oktober 2008, 20:52

Kapitel 2

Seit dem sich Tan und Dagôn kennen gelernt hatten, waren drei Tage vergangen. Von seinem Vater hatte Tan erfahren, dass man nur als ausgebildeter Daccar mit einem Drachen zusammen sein durfte. Am selben Tag noch hatte er beschlossen, den dafür notwendigen Abschluss zu machen. Sein Vater hatte ihm noch eine Chance gegeben. Er durfte mit Dagôn zusammenbleiben, wenn er die Prüfung zum Daccar-Anwärter besteht. Was das Praktische anging, machte er sich keine Sorgen. Von allen in der Klassenstufe war er darin immer der Beste gewesen.
Dafür müsste er jetzt nur noch die theoretischen Dinge lernen, die er in der Schule verschlafen hatte. Denn sein Großvater meinte, dass man eine Erlaubnis von der Schule brauchte, um überhaupt an den Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Diese Erlaubnis bekam man, wenn man eine Prüfung bestand, welche aus zwei Teilen bestand: Einem praktischen, wo zum ersten Mal zwei Schüler mit echten Drachen gegeneinander kämpfen mussten und einem theoretischen, wo man ein paar Fragen beantworten musste. Zu seinem Glück wurden in den verbleibenden drei Wochen bis zur Prüfung noch einmal die wichtigen Themen der sechs Schuljahre durch genommen.
Doch in der Schule wach zu bleiben fiel ihm, trotz aller Bemühungen, doch noch recht schwer.

„Hey, Tan!“
„Hm?“ gerade war Tan wieder einmal kurz davor, einzuschlafen, als Mero, der hinter ihm saß, ihn anstieß.
„Hey! Schlaf nicht wieder ein! Außerdem … schau mal! Auf der Seite im Buch. Da, wo wir gerade sind. Da steht was von so einem Drachen namens Tamaris. Hatte Dagôn nicht gesagt, dass sein Vater so heißt?“
„Hm?“ Tan sah interessiert auf und riss dann die Augen auf. „Das ist er! Wirklich ... oh“
Der Lehrer, bei dem Tan gerade hatte, stand plötzlich vor ihm. „Was ist wer, Herr Omana?“
„Äh. Na ja.“ Tan spürte, wie ihm Blut in seinen Kopf stieg und dieser immer mehr an roter Farbe gewann. Doch Mero half ihm aus der Patsche.
„Tan meinte den Drachen, der hier im Buch abgebildet ist. Er hat vor kurzem jemanden kennen gelernt, der diesen Drachen kennt.“
Der Lehrer sah ins Buch und schaute die beiden dann erstaunt an. „Ach ja? Dieser Drache ist Tamaris, der wahrscheinlich älteste lebende Drache, sich aber nur noch im Drachental aufhält, wo kein Mensch hin darf. Und du denkst also, dass es jemanden gibt, der ihn kennt?“
„Ja das tu ich!“ Tan hatte sich wieder entspannt. „Und er sagte auch, dass Tamaris eine purpurne Perle hat“
Die Augen des Lehrers wurden größer. Dann lachte er plötzlich. „Junge, jeder weiß doch, dass es purpurne Perlen nicht gibt. Du solltest nicht alles glauben, was man dir sagt. Das sind Märchen. Tricks. Damit hatte man früher versucht, junge Menschen dazu zu bewegen, selbst Daccar zu werden!“
„Aber er hat die Perle selbst gesehen. Und er kennt diesen Tamaris außerdem ziemlich gut!“ warf Mero grinsend ein.
„Ach ja? Und wer ist dann dieser geheimnisvolle Jemand, der diese purpurne Perle gesehen haben soll und diesen Drachen auch noch so gut kennt?“
„Der hier!“ Tan griff in seine Hosentasche, holte die Perle von Dagôn heraus und zeigte sie dem Lehrer. „Er hat sie gesehen!“
Plötzlich trat ein Nebel aus der Perle aus dem sich sofort Dagôn bildete.
Im selben Moment sprangen alle anderen Kinder auf und umringten Tan und Dagôn.
„Er ist ein Sohn von Tamaris. Also muss er ihn ja kennen.“ Als er dies sagte, grinste Tan bis über beide Ohren.
Als sich der Lehrer, welcher erschrocken einen Schritt nach hinten gewichen war, wieder gefangen hatte, schüttelte er mit seinem Kopf. „Ein Drache? Du weißt aber schon, dass du keine Drachen haben darfst, solange du nicht die Erlaubnis hast. Oder?“
„Ja. Das schon. Mein Vater meinte aber, dass er bei mir bleiben dürfe, wenn ich den Abschluss schaffe.“
„Dein Vater hat …?“ Der Lehrer schaute Dagôn an und blickte dann wieder zu Tan. „Das mag schon sein. Aber du hast den Drachen schon jetzt!“ stachelte der Lehrer nach.
„Hab ich nicht! Dagôn ist nur ein Freund!“
Der Lehrer runzelte die Stirn. Dann schüttelte er wieder den Kopf und sagte: „Das ändert nichts! Wenn du ihn nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden wegschickst oder eine andere Bleibe für ihn findest, kann es sein, dass dir die Erlaubnis entzogen wird, überhaupt noch Daccar zu werden, da du dann gegen eine der Vorschriften verstößt!“
Tan senkte betrübt seinen Kopf. Das war nicht gerade eine gute Neuigkeit.
Doch Dagôn sagte plötzlich: „Das gilt, wenn er keine Erlaubnis hat, um beim Turnier mitzumachen. Und was ist, wenn er diese aber innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden bekommt?“
„Das ist unmöglich!“
„Wieso? Sie versuchen doch schon die ganzen Jahre einen guten zukünftigen Daccar aus ihm zu machen. Und jetzt, wo er die Möglichkeit dazu hat, ziehen Sie den Schwanz ein? Geben Sie ihm doch eine Chance!“
Der Lehrer überlegte eine Weile. Dann verließ er mit schnellen Schritten den Raum und kam nach wenigen Minuten mit dem Direktor zurück.
„Du denkst also, dass es so einfach ist, eine Prüfung zu machen?“ fragte dieser Dagôn, nachdem er vom Lehrer die Geschehnisse erfahren hatte..
„Man könnte es wenigstens versuchen, oder?“
Stirnrunzelnd steckten der Direktor und der Lehrer ihre Kopfe zusammen und besprachen de Situation. Schließlich sagte der Direktor zu Tan: „Okay. Einverstanden. Aber du hast nur eine einzige Chance. Wenn du diese vermasselt, wirst du die Lizenz zum Daccar überhaupt gar nicht erst bekommen. Bist du damit einverstanden, Tan?“
Tan nickte und musste es sich danach verkneifen, dem Direktor oder Dagôn vor Freude um den Hals zu fallen.
„Okay. Dann soll es so sein. Morgen Nachmittag punkt drei Uhr. Wenn du zu spät oder gar nicht kommst, gilt das als durchgefallen!“
Tan nickte wieder und grinste zu Carvin und Mero.

Sobald der Unterricht des Tages zu ende war, rannten die vier zu Tan nach hause, um seinem Großvater davon zu erzählen. Doch dieser war nicht halb so glücklich über die Nachricht, wie Tan oder die anderen drei.
„Du weißt, dass du dich damit einem verdammt großen Risiko entgegenstellst! Anders als deine Mitschüler wirst du nur eine Chance für die Prüfung haben! Wenn du die nicht schaff...“
„Ich weiß das doch alles! Aber ansonsten muss ich Dagôn wegschicken. Und wenn ich das machen muss, brauch ich doch erst gar kein Daccar mehr werden. Schließlich mach ich das ja auch nur wegen ihm.“
Tans Großvater schlürfte an seinem Tee und schloss dabei die Augen.
„Manchmal wünschte ich, du würdest …“ Er brach ab und schaute seinen Enkelsohn mit traurigem Blick an. „Nun ist es eh nicht mehr zu ändern. Nur solltest du dich jetzt lieber mit deinen beiden Freunden zusammen setzten und noch ein wenig lernen. Schließlich haben diese, im Gegensatz zu dir scheinbar im Unterricht aufgepasst.“
Tan nickte und ging dann mit Mero, Carvin und Dagôn hoch in sein Zimmer.

Am nächsten Tag waren Tan und dieser vorgezogene Test das Gespräch der Schule. Doch man merkte ihm kaum an, wie aufgeregt er in Wirklichkeit war. Stattdessen scherzte er mit seinen Freunden, wie als wenn dies nichts als ein Gerücht wäre.
Doch als die Schulzeit schließlich zu ende war und er allein zu dem Raum lief, in dem der Direktor und sicher noch ein paar andere Lehrer auf ihn warteten, verlor er langsam seine Gelassenheit.
Da es noch nicht ganz so weit war, hockte er sich vor den Raum mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und nahm noch einmal seine Notizen hervor, um den Lernstoff noch einmal durchzulesen. Als er nach ein paar Minuten seinen Kopf hob, sah er Mero und Carvin auf sich zukommen.
„Und? Aufgeregt?“ grinste Mero ihn an. Als Tan ihm nur eine gequälte Grimasse als Antwort gab, grinste er noch breiter. „Ach was. Das schaffst du schon. So schwer ist es nun auch nicht, sich die paar Dinge zu merken.“
„Die paar Dinge?“ fragte Tan zurück? „Das sind über zehn Seiten. Und das ist auch nur das gröbste, was mit großer Sicherheit gefragt werden könnte.“
Mero wollte etwas darauf antworten, als die Tür zu dem Raum geöffnet wurde und der Direktor heraus trat.
„Hallo, Tan. Wenn du möchtest, können wir schon eher anfangen. Aber deine Freunde müssen draußen bleiben.“
Tan nickte und folgte dem Direktor stumm in den Raum zurück.
Im Raum standen zwei Tische. Ein länglicher, an denen neben dem Direktor noch drei weitere Personen saßen. Und ein kleiner quadratischer Tisch, ein paar Meter vom anderen entfernt.
Der Direktor nahm Platz und wies auf den kleinen Tisch, während er den Ablauf der Prüfung erklärte.
„Die Prüfung wird wie jede andere sein. Eine Hälfte Theorie und eine Hälfte Praxis. Für den Praxisteil stelle ich dir einen der Drachen der Schule zur Verfügung. Dein Gegner im Kampf wird Cyrien sein. Du kennst sie sicher. Sie ist in deiner Parallelklasse. Beginnen wirst du mit dem theoretischen Teil.“
Tan nickte wieder und setzte sich dann an den einzelnen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand.
Ein ihm unbekannter Lehrer brachte den Fragebogen und wünschte viel Erfolg, bevor er wieder zu den anderen ging und sich schweigend setzte.
Dann nickte ihm der Direktor zu und drückte auf eine Uhr, die er vor sich aufgestellt hatte.
Tan nahm nervös den Fragebogen in die Hände und las sich zuerst grob die Fragen durch. Zu seinem Glück konnte er sich an die meisten Dinge erinnern und machte ein paar Notizen.
Die meisten Aufgaben handelten von den Rechten und Regeln in einem Kampf, die Bedeutungen, welche der „Beruf“ Daccar hatte und die Aufgaben, die man zu erfüllen hat.
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Samstag, 18. Oktober 2008, 20:53

Nach knapp einer Stunde legte Tan die Blätter etwas erleichterter zur Seite und schaute zum Direktor.
Derselbe Lehrer, der ihm vorhin den Fragebogen gebracht hatte, kam wieder zu seinem Tisch und nahm ihm diesen nickend wieder ab.
Als er wieder zurück lief, standen der Direktor und sein Kampftrainingslehrer auf und baten ihn, ihnen in den neben liegenden Raum zu folgen.
Es war ein bedeutend größerer Raum mit einer höheren Decke. Hier hatten Tan noch bis vor wenigen Tagen zusammen mit den anderen seine Drachentrainingskämpfe vollzogen.
In diesem Raum standen drei Stühle und ein kleiner Tisch am Rande des Raumes.
Auf einem der Stühle saß ein Mädchen, welches nun ungeduldig aufstand und zum Direktor sah.
Auf bitten seines Lehrers näherte Tan sich dem Tisch. Dort lagen drei verschiedene Perlen drauf. Alle hatten die gleiche Farbe, wie die von Dagôn.

Nimm die rechte!

Tan erschrak, als er die Stimme hörte und sah sich kurz um. Als er niemanden sah, der ihm etwas hätte sagen können, wurde ihm klar, dass es Dagôn war. Verwirrt nahm er die Perle, welche der Drache ihm vorgeschlagen hatte.
Als er die Perle nun anhob, kam ein Drache heraus, der nur ein paar Zentimeter kleiner als Dagôn war. Er hatte eine von blauen Schuppen bedeckten Körper und einen platten Schwanz, woran Tan erkannte, dass es sich um einen Wasserdrachen handelte.
Cyrien nahm den linken und verbeugte sich dann vor Tan, um den Kampf zu starten.
Der gegnerische Drache war ein gelb-orangefarbener Luftdrache. Er hatte besonders große Flügel und nur Vorderbeine, auf denen er elegant stand.
Tans Wasserdrache hatte vier Füße, deren Zehen mit Schwimmhäuten verbunden waren. Seine Flügel waren nur halb so klein, wie die des anderen Drachens, aber dafür stabiler und kräftiger gebaut.
Cyrien fing den Kampf damit an, dass sie ihren Drachen hoch in die Luft aufstiegen ließ.
„War ja zu erwarten.“ Tan grinste. Er hatte schon des Öfteren gegen einen digitalen Luftdrachen gekämpft. Trotz der Übung vergaß er nicht, dass diese Drachen jetzt selbstständig denken konnten. Er schaute sich den Raum an und sah, dass dieser nicht sehr hoch gebaut war. Das war ein Vorteil für ihn. Sofort nahm er den Drachen in Rapport und ließ aufsteigen, aber nur halb so hoch, wie der andere. Dann begann sein Drache mit Wasserbällen nach dem Luftdrachen zu schießen.
Cyrien antwortete damit, dass sie ihren Drachen mit hoher Geschwindigkeit auf Tans zufliegen ließ. Doch als ihrer dann den Wasserdrachen erreichte, bremste er plötzlich ab und schlug mit dem Schwanz nach ihm. Tans Drache fing an zu trudeln, doch hatte sich wieder unter Kontrolle, als er den Boden berührte und sich wieder abstieß. Diesmal rammte er den Flugdrachen am Bauch und gab noch einen Schwanzschlag als Rest nach. Der gegnerische Drache sank im Eiltempo zu Boden und knallte auf dem Boden auf.
„Autsch…“ Tan kniff die Augen zu, als wenn er den Aufprall selbst spüren würde. Als der gegnerische Drache nicht mehr aufstand, rief er nach einem einverständlichen Nicken des Lehrers seinen Wasserdrachen wieder zu sich und ließ ihn in der Perle verschwinden.
„Unglaublich!“ Der Direktor war erstaunt über den Kampf. „Ich glaube, langsam verstehe ich, was deine Lehrer meinen. Du kannst wirklich gut mit Drachen umgehen. Aber auf das Ergebnis der Prüfung musst du noch bis morgen früh warten, da sie erst noch ausgewertet werden muss. Aber ich bezweifle, dass du durchgefallen bist. Deswegen beglückwünsche ich dich schon jetzt einmal zu deinem Erfolg!“

Mit einem Grinsen im Gesicht verließ er den Raum nach wenigen Minuten. Die beiden anderen mussten erst gar nicht fragen, wie das Ergebnis war.
„Ich soll mir morgen früh das Ergebnis holen. Bis dahin muss ich Dagôn aber leider noch in seiner Perle lassen.“
„Wow. Wenn man sich das mal so durch den Kopf gehen lässt. Du bist mit der schlechteste in der Klasse.“ sagte Mero grinsend.
„Was soll denn das heißen?“ fragte Tan empört mit leicht zusammengekniffenen Augen.
„Och. Nichts!“ antwortete Mero ihm nun mit knapp heraus gestreckter Zunge. „Ich meine nur, wenn man deine Noten anschaut, dann hätte man nicht erwartet, dass die dich überhaupt noch zur Prüfung zulassen.“
„Oder dabei so gut abschließt.“ warf Carvin ein. „Was machst du jetzt eigentlich, wenn du die Erlaubnis hast. Gehst du da schon morgen in die Stadt, oder bleibst du noch hier?“
Tan schaute überlegend zum Himmel. „Das weiß ich selbst noch nicht, aber ich denke mal, dass ich noch ein paar Tage hier bleiben werde und dann in die Stadt gehe. Ich werde mal meinen Vater nach ein paar Tipps fragen. Er ist schließlich selbst ein Daccar.“
„In dem Sinne hast du es echt gut! Du brauchst nur deinen Vater fragen.“ sagte Carvin traurig. „Meine Eltern haben sich nie für so etwas interessiert. Die haben sogar am Anfang versucht, mich umzustimmen.“
Tan schmunzelte etwas, dann verabschiedete er sich und lief nach hause.
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10

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:53

„Unglaublich!“
Tans Großvater war sehr überrascht, als Tan am nächsten Tag mit der Auswertung der Prüfung wieder nach hause kam. Er wollte kaum glauben, was auf dem Zettel stand, den er leicht zitternd in seinen Händen hielt und blickte gelegentlich zu seinem Enkel hoch, der ihm gegenüber auf einem Sessel saß und grinsend seinen Tee schlürfte.
„Du hast ja kaum einen Fehler gemacht! Da könnte man ja glatt glauben, du hättest einen Spicker benutzt.“
„Wie denn bitte? Der Tisch stand mitten im Raum! Und der Direx ... äh Direktor und die anderen Lehrer hatte mich die ganze Zeit beobachtet. Ich denke mal, dass ich das wegen der Übungen vorher so gut hin bekommen habe.“
„So wird es wohl gewesen sein.“ Tans Großvater runzelte die Stirn. „Und? Wann wirst du dich nun auf den Weg machen? Ab jetzt darfst du dich zusammen mit einem Drachen in der Stadt aufhalten, weshalb du ja eigentlich schon sofort losreisen könntest.“
Tan grinste seinen Großvater an. „Das klingt ja fast so, als wenn du mich jetzt sofort loswerden willst.“
Sein Großvater schaute ihn plötzlich verwirrt an, als er mitbekam, was er gerade gesagt hatte. Doch bevor er etwas erwidern konnte, sprach Tan schon weiter: „Ich weiß schon, wie du das meintest. Ich hab mir überlegt, vielleicht noch ein Paar Tage hier zu bleiben.“ Er lächelte ein wenig und ließ sich dann noch etwas weiter in den Sessel sinken, in welchem er saß.
Tans Großvater nickte. Dann goss er den beiden noch einmal Tee nach und vertiefte sich dann in seine Zeitung.

Wir sollten lieber schon heute losgehen!

Tan schrak leicht hoch, als er Dagôns Stimme hörte. Doch diesmal erkannte er schnell, dass es Dagôn war, der da zu ihm sprach.
„Warum?“ fragte er verwirrt.
Tans Großvater schaute auf. „Hm? Was denn?“
„Oh… ich meint nicht dich.“
Sein Großvater hob eine Augenbraue hoch und schaute sich demonstrativ im Raum um. „Wen denn dann? Ist hier sonst noch jemand?“
Tan schüttelte leicht den Kopf, dann verließ der den Raum und ging in sein Zimmer hoch, wo Dagôn sofort aus seiner Perle kam.
„Warum soll ich denn schon heut los machen?“ fragte Tan. „Dann sehe ich Mama nicht mehr, bevor ich abreise. Und auch nicht meinen Vater. Und das, wo er jetzt nach so langer Zeit wieder mal zu hause ist.“
„Sie werden sicher auch beim Turnier da sein. Aber du solltest vorher, also bevor dieses Turnier beginnt, noch etwas trainieren. Und noch bei jemandem vorbei schauen.“
„Wieso noch trainieren? Ich bin doch gut im Kampf.“
„Das schon. Aber du wirst nicht sehr viele Chancen haben. Es sind sicher auch ein paar Teilnehmer dort, die in den letzten Jahren den Schritt zum Daccar-Anwärter nicht geschafft haben. Und die hatten sicher das ganze Jahr trainiert.“
„Oh. Stimmt ja. Äh … aber zu wem müssen wir denn vorher noch mal gehen?“
„Zu einem Freund von mir. Er wohnt auf einem der Berge, die hier sind.“
„Auf einem der Berge? Du bist lustig. Wir wohnen hier im Gebirge. Hier sind überall Berge.“
„Ich werde dir den Weg zeigen. Er ist selbst ein Daccar. Ein sehr guter Freund meines Vaters. Sicher wird er dir ein paar Tipps geben, wie du noch besser wirst. Bestimmt trainiert er dich auch, wenn ich ihn frage.“
Tan sah den Drachen eine kurze weile stumm an, dann nickte er.
„Wenn er ein Freund deines Vaters ist, dann muss er ja eigentlich auch ziemlich alt sein, oder? Da Menschen ja seit über fünfzig Jahren nicht mehr ins Drachental dürfen und dein Vater nur noch im Drachental bleibt.“
„Ich weiß nicht, wie alt er ist, aber ich kenne ihn schon seit ich ganz klein bin.“
„Wow!“ Das verschlug Tan ein wenig die Sprache. Dann wurde er plötzlich misstrauisch und fragte nach: „Sag mal ... wie alt bist du eigentlich?“
„Zweihundertdreizehn. Wieso?“
„Zweihunder...?“ Tan erstarrte. „Es gibt doch keinen Menschen, der so alt werden kann! Bist du dir sicher?“
„Ja! Er kann so alt werden, weil er ein Halbdrache ist.“
„...“ Tan sah Dagôn Stirnrunzelnd an. „Ein Halbdrache?“
Dagôn nickte. „Halbdrachen können auch sehr alt werden. Es gibt ziemlich viele auf Ason. Aber sie sehen alle wie Menschen aus, deswegen fallen sie nicht auf.“
„Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Wie kann man denn ein Halbdrache werden?“
„Keine Ahnung. Meistens haben sie schon seit ihrer Geburt Drachenblut in sich. Aber so, wenn man nur Mensch ist, weiß ich es nicht. Aber nun sag mal. Gehst du nun schon heute los? Wir haben nicht viel Zeit bis zum Turnier. Und es zählt jeder Tag!“
Tan schaute aus dem geöffneten Fenster. „Okay. Ich pack nur noch meine Sachen zusammen. Und dann muss ich noch meinem Großvater sagen, warum ich doch schon heu...“
„Nein. Das ist keine gute Idee. Er würde sicher versuchen, es dir auszureden.“
„Hm? Wieso denn?“
„Es wäre besser, zu gehen, ohne jemandem etwas zu sagen. Das hat fast nur Vorteile. Du solltest nur auf einen Zettel schreiben, dass du doch schon los bist. So fällt einem der Abschied nicht so schwer.“
„Na ja. Schon. Aber dann hab ich ein schlechtes Gewissen. Mein Großvater hat mich die ganzen Jahre lang aufgezogen. Da kann ich doch nicht einfach ohne Abschied gehen.“
„Er würde es sicher verstehen. Du wirst ihn ja in wenigen Tagen wieder sehen.“
Tan sah, in Gedanken versunken, aus dem Fenster und überlegte einen Moment. Dann nickte er Dagôn zu und packte schnell ein paar Sachen in seinen Rucksack. Als er damit fertig war, holte er sein Sparschwein aus dem Schrank und packte den Inhalt in eine kleine Börse, die er ebenfalls im Rucksack verstaute.
„Ich bin reisefertig!“ sagte er nach wenigen Minuten. „Und wie sollen wir jetzt hier raus kommen? Wenn wir durch die Haustür gehen, kommen wir automatisch an meinem Großvater vorbei.“
„Wozu gibt es Fenster?“
„Wir sind im ersten Stock!“
„Schon vergessen? Ich bin ein Drache! Ich kann fliegen!“ sagte Dagôn gelassen und hob seine Flügel etwas an. „Du könntest dich auf meinen Rücken setzten. Dann ist es kein Problem mehr!“
Tan wurde etwas mulmig im Bauch. Er hatte Flüge noch nie sehr vertragen. Aber was blieb ihm anderes übrig. Langsam stieg er auf Dagôns Rücken und klammerte sich fest.
„Pass auf. Es wird am Anfang ein wenig wackeln, aber wenn du dich gut genug fest hältst, kann dir nichts passieren“
„Oh. Danke für die Warnung. Jetzt geht's mir schon viel besser!“ antwortete Tan ironisch.
„Verzeih. Aber ich bin noch kein Spitzenflieger. Ich gebe mein bestes, okay?“
Tan nickte und obwohl Dagôn es nicht sehen konnte, stieg er, leicht zusammengekauert, auf das Fensterbrett und stieß sich ab. Doch das erwartete Taumeln, welches Tan erwartet hatte, blieb aus. Stattdessen schwebte Dagôn ruhig in der Luft und schwang nur manchmal mit seinen Flügeln.

Die Richtung, welche Dagôn einschlug, war nach Osten. Die Berge wurden immer höher. Hier und da sah Tan auch ein paar kleinere Flüsse oder Seen, deren Flusslauf verschiedenartigen Wasserfällen verursachte, wenn sie auf plötzliche Absenkungen trafen. Neugierig beobachtete der die sich langsam verändernde Gegend. Waren die Wälder anfangs noch dichte Mischwälder, die vorrangig aus Laubbäumen bestanden, wurden diese nun mit der Zeit immer lichter und nahmen an Nadelbäumen zu. Nun nahmen auch größere Felsvorsprünge zu, die sich durch den Wald schoben und wie einsame kleine Bergspitzen wirkten.

Sie waren schon fast eine Stunde unterwegs, als sie auf einem kleineren Plateau gelangten, welches sich im vorderen Teil durch kleinere Felsvorsprünge nach unten absenkte, im hinteren Teil aber vollkommen von den Bergen umschlossen war. Ziemlich weit auf der linken Seite befand sich ein mit Felsvorsprüngen vor Wind und Wetter geschützter Eingang zu einer Höhle. Vor dem Eingang saß ein Mann, der nicht älter, als Tans Vater schien. Er hatte dunkelblonde, leicht gelockte Haare, die ihm knapp bis zur Schulter reichten und trug einen dunkelbraunen Fellmantel. Als er die beiden erblickte, stand er auf und kam Dagôn entgegen.
„So. Du hast also jemanden gefunden, der dir helfen wird?“ Die Stimme des Mannes klang tief, fast grollend.
Dagôn nickte und deutete auf Tan, der gerade am Absteigen war.
„Wie ist dein Name?“
„Tan Omana, Sir. Ich möchte Dagôn dabei helfen, seinen Wunsch zu erfüllen.“
„Ich weiß. Deswegen ist er ja auch mit dir hier her gekommen. Ich hab eine Bitte. Nenne mich nicht Sir, ja? Jacc reicht.“ Die letzten beiden Sätze sagte er lächelnd. Dann sagte er etwas zu Dagôn in einer Sprache, welche Tan nicht verstand. In der kurzen Zeit starrte Tan Jacc lange an, ohne einen Laut von sich zu geben. Er hatte versucht, sich während des Fluges einen Halbdrachen vorzustellen. Doch das Ergebnis war anders, als alles, was er gedacht hatte. Jacc schien besonders jung auszusehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Mann schon älter als zweihundert Jahre sein konnte.
Jacc bekam die Blicke von Tan mit, aber störte ihn nicht. Erst nach wenigen Minuten unterbrach er die Stille. „Hast du dich mir anders vorgestellt?“
Ängstlich nickte Tan, dann fragte er: „Irgendwie älter. Sie sehen so … so jung aus.“
„Ach, dass ist es. Als Halbdrache altert man bedeutend langsamer, als ein Mensch. Und nun? Wollen wir nun mit dem Training beginnen?“
Tan nickte zögernd und folgte Jacc und Dagôn in die Höhle.

- Ende Kapitel 2 -
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11

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:55

Kapitel 3

Im inneren der Höhle setzte sich Jacc auf eine mit einem Fell bedeckte, steinerne Sitzfläche, die als Fels aus der Wand herausragte. Tan sah sich interessiert in der Höhle um. Im ersten Augenblick wirkte sie wie eine kleine Tropfsteinhöhle. Gelegentlich tropften ein paar Wassertropfen am Rand des leicht ovalen Raumes zu Boden, wo sich kleinere Pfützen gebildet hatten. Auf dem Boden lagen verschieden große Stofffetzen und Felle, die scheinbar Teppiche ersetzen sollten. An der Wand, an der Jacc nun saß und Tan musterte, standen noch ein kleiner ein Meter hoher, alter Schrank, der, wie Tan fand, hier irgendwie nicht rein passte und eine also Holzwanne, in welcher, wie er sah, ein paar Teller und Becher gestapelt waren. Von diesem Raum führten mehrere kleinere Durchgänge in das innere der Höhle. Dort schimmerten aus manchen kleine Lichtquellen hervor, die, wie er annahm, von brennenden Fackeln stammten.
Als er wieder zu Jacc schaute, musterte dieser ihn immer noch. Doch dann schüttelte der Mann plötzlich leicht mit seinem Kopf. „Also. Wenn du mit diesen Sachen herumreisen willst, viel Spaß. Aber angenehm wird das sicher nicht“ Er stand auf, trat auf ihn zu und ließ den Stoff von Tans Kleidung zwischen seinen Daumen und Zeigefinger gleiten. „Die reichen höchstens für das Training. Danach brauchst du ganz sicher neue Klamotten! Aber bis dahin werden sie wohl genügen.“ Dann trat er wieder einen Schritt nach hinten und betrachtete Tan weiter. „Außerdem ... ich möchte ja nicht unverschämt wirken, aber du solltest mehr Sport machen. Als Daccar braucht man eine gute Kondition!“
Verlegen legte Tan seine rechte Hand auf seinen Bauch, der ein wenig gewölbt war. Dann sah er mit trotzigem Blick zu Jacc. „Aber ich bin gut im Sport. Bei hundert Meter war ich der zweitschnellste.“
„Ja natürlich. Das mag ja sein, aber dieselbe Geschwindigkeit kannst du sicher nicht zweitausend Meter oder mehr aushalten, oder?“
„Nee. Wer soll das denn bitte können?“
„Ein guter Daccar. Denn es ist nicht immer so einfach, einfach mal ein paar Drachen gegeneinander kämpfen zu lassen, um sich dann Daccar nennen zu können. Als Daccar kommt man sehr viel öfter zum Zug, als ein Drache. Außerdem gibt es Techniken, wo Drache und Daccar zusammen kämpfen müssen. Wenn dann einer zu langsam ist, hat man schon verloren. Das merken sich die Drachen und stellen sich mit dem Daccar auf die gleiche Stufe. Dadurch können diese besser, aber auch schlechter werden.“
„Ist das wirklich so kompliziert? Unsere Lehrer haben nie erwähnt, dass es so schwer is.“
„Die können auch nicht wissen, was ein Daccar alles machen muss, da sie nie Daccar waren. Sie stellen sich meist in ihren Phantasien vor, wie Daccar sind, kombinieren dies mit den Dingen, die in den Lehrbüchern stehen und geben das dann an euch weiter.“
„Machen sie das, damit mehr Kinder Daccar werden wollen?“
„Das ist auch ein Grund. Einer von vielen.“ Jacc setzte sich wieder und griff rechts von sich in eine Schublade des Schränkchens und beförderte ein kleines Heft heraus. „Aber genug geschwatzt. Wir werden jetzt anfangen, dich zu trainieren. Ansonsten hast du keine Chance beim Turnier.“ Er notierte etwas ins Heft und schaute dann wieder zu Tan. „Während des Trainings wirst du vorerst nicht mit Dagôn, sondern mit Cergis, einem anderen Drachen arbeiten. Er ist etwa doppelt so alt, wie Dagôn und war schon einmal in Gesellschaft eines Daccar. Deshalb bitte ich dich, ihm etwas Respekt zu schenken.“ Jacc griff wieder in die Schubladen und holte dort eine grau schimmernde Perle heraus. Als er sie Tan hinhielt, zögerte dieser.
„Wieso darf ich nicht mit Dagôn trainieren?“
„Weil wir dich noch zu wenig kennen. Es mag ja sein, dass du ihm helfen möchtest. Aber um wirklich gut mit ihm zusammen arbeiten zu können, müsst ihr euch erst gut genug kennen. Deswegen wird dir Dagôn bei deinem Training höchstens zuschauen. Cergis ist ein guter Freund von mir. Und wie du siehst, leuchtet seine Perle schon etwas grau. Er kann daher schon besser mit dir umgehen, als Dagôn, da er bereits Erfahrung besitzt.“ Jacc stand wieder auf und forderte Tan mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen. Am Höhleneingang blieb er stehen und zeigte auf zwei Holzeimer. „Das erste, was du zu erledigen hast, ist, Wasser vom Fluss zu holen. Er befindet sich unten am Berg.“
„Was?“ Tan sah ihn mit großen, erschrockenen Augen an. "Das ist doch verrückt! Gibt es hier keine Wasserleitung?“
„Was glaubst du, wo du bist? Wir sind hier mitten im Gebirge. Also wird es hier sicher keine Wasserleitungen geben! Hier muss man jeden Tag den Berg herunter und wieder hoch. Ansonsten durstet man hier. Und nun mach dich auf den Weg! Und du solltest dich beeilen. In drei Stunden gibt es Essen. Wenn du bis dahin noch nicht wieder hier bist, bekommst du nichts!“
Tan sah vom Rande des Plateaus nach unten und blickte dann wieder zu Jacc „Das ist doch verrückt! Das schafft man doch nie.“
„Ich schaffe es. Du solltest dich beeilen! Die Zeit läuft!“ Damit verschwand er wieder in der Höhle.
Schnaubend schnappte sich Tan die beiden Eimer und begann, den Berg hinab zusteigen.

Obwohl er erst die Hälfte des Hinweges geschafft hatte, war schon mehr als eine Stunde vorbei, denn der Weg, den Tan gewählt hatte, erwies sich als schwierig und rutschig. Er musste bei jedem seiner Schritte aufpassen, dass er nicht das Gleichgewicht verlor und dadurch bis nach unten rollen würde.
„Das schafft man doch niemals!“ schrie Tan plötzlich hoch zur Höhle. „Die drei Stunden braucht man doch schon allein für den Hinweg!“ Im inneren hoffend, dass dieser alte Halbdrache am Rande des Plateaus erschien und ihm helfend entgegen kommen würde, sah er noch ein paar Sekunden nach oben, seufzte dann und wollte weitergehen, als er plötzlich den Halt unter den Füßen verlor und ein paar Meter Bergab rollte. Fluchend stand er wieder auf und besah die Schrammen, die er sich dadurch eingefangen hatte. Dann suchte er nach den Eimern, die nur wenige Schritte unterhalb von ihm lagen. Er hob sie wieder auf und lief vorsichtig weiter.
Nach einer halben Stunde war er an einem kleinen Bach angekommen, welcher sich spielend um die verwitterten Steine und Felsen schlängelte, um den kürzesten weg nach unten zu suchen. Erschöpft ließ Tan sich in das Wasser fallen und schluckte etwas vom angenehmen kühlen Nass. Dann sah er wieder hoch zur Höhle und rappelte sich auf. Schnell füllte er die Eimer voll Wasser und suchte sich einen stärkeren Ast, um sie auf seiner Schulter balancieren zu können. Als er keinen fand, hob er die beiden vollen Eimer fluchend hoch und machte sich langsam auf den Rückweg.
Doch auch rück zu hatte er nicht viel Glück. Er hatte sich einen anderen Weg gesucht, aber kam so einem Vogelnest zu nah. Sofort wurde er von den beiden erwachsenen Tieren angegriffen, wodurch Tan fast wieder sein Gleichgewicht verlor. Im letzten Moment konnte er sich aber wieder fangen. Dadurch hatte er aber einen der Eimer fallen lassen und vom anderen fast die Hälfte des Inhaltes verloren.
„Verflucht!“ schrie Tan wütend, ging dann aber mit den beiden Eimern wieder zurück, um neues Wasser zu holen.

Nach fast fünf Stunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, kam Tan endlich triefendnass und vollkommen erschöpft am Höhleneingang an.
„Hast du unterwegs ein Picknick gemacht?“ fragte Jacc grinsend.
„Nein!“ antwortete Tan ihm mit wütendem Blick und grummelnder Stimme. „Aber dafür hat ich ein kleines Treffen mit einer Vogelfamilie gehabt. Aber anscheint waren die genau so wenig davon begeistert, wie ich.“
„Du hast dir ja auch vollkommen unpassierbare Wege gesucht. Es gibt tausende, die einfacher sind, aber du nimmst ausgerechnet diese beiden. Du musst ja ein sehr gutes Händchen dafür haben.“
„Haha.“ Tan zog eine abfällige Grimasse zu diesem Kommentar und stellte dann die beiden Eimer vorsichtig in eine Ecke des Höhleneinganges.
„Da können wir ja jetzt endlich mit den richtigen Training anfangen.“ sagte Jacc gelassen. „Los! Es wartet noch eine ganze Menge auf uns.“
Tan sah ihn an, als wenn der Halbdrache ihn nur veralbern würde. „Aha. Und was war das hier da bisher?“ Dabei zeigte er auf die beiden Eimer, die neben ihm auf dem Boden standen.
„Wasser holen. Was denkst denn du? Das brauchen wie später noch.“
Tan schüttelte sich, als wenn ihm ein Schauer über den Rücken gelaufen wäre. „Das ist doch Quälerei!“
„Ha ha ha. Wenn du das schon Quälerei nennst, dann bin ich ja mal gespannt, wie du die nächsten Tage nennen wirst.“ Er griff mit der linken Hand nach zwei Stäben und ein paar Tüchern, die auf dem Schränkchen lagen, legte dann seine rechte Hand grinsend auf Tans Schulter und deutete mit einem leichten Kopfnicken nach draußen und zog ihn leicht in die vorgegebene Richtung. „Los. Komm mit! Und nimm einen der Eimer mit!“
Außerhalb der Höhle liefen Jacc und Tan an der linken Seite des Plateaus entlang, bis sie einen kleinen Pfad erreichten. „Diesen hier werden wir in der nächsten Zeit öfters brauchen. Deswegen solltest du ihn dir gut einprägen. Nicht immer wird es so hell sein, wie jetzt!“
Tan sah zum Himmel und dachte wieder, Jacc wolle ihn nur veralbern, da es indessen schon ein paar Stunden nach Sonnenuntergang war und man die Konturen des wegen nur durch das wenige Licht der beiden Monde sah, die sich bereits leuchtend am nächtlichen Himmel breit gemacht hatten. Seufzend senkte Tan seine Schultern und folgte seinem neuen Lehrer schweigend.
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12

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:56

Die beiden waren schon über eine Stunde im Gänsemarsch gelaufen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Gelegentlich hatte Tan Probleme, Jacc zu folgen, da der Weg entweder sehr eng war und er sich an den Felswänden festklammernd langsam vorwärts schieben musste, oder der Boden unter seinen Füßen noch vom letzten Regen rutschig war. Erst, als der Weg breiter wurde, drehte sich Jacc um.
„Verstehst du nun? Dieser Weg ist zu so einer Zeit eigentlich unpassierbar. Zudem gibt es hier im Sommer ziemlich viele Lawinen, die den Weg versperren könnten. Solltest du also mal mitten in der Nacht hier lang gehen müssen und merken, dass der Weg anders ist, als du ihn kennst, solltest du umkehren! Egal, wie dringend der Grund ist.“
Tan nickte stumm. Er hatte verstanden.
„Komm jetzt. Erzähl mir ein wenig über dich. Ab hier ist es sicher.“

Als sie etwa wieder eine Stunde gelaufen waren, kamen sie auf einem Plateau an, dass mindestens dreimal so groß war, wie das, wo Jacc seine Höhle hatte. Es war zum größten Teil von steil aufragenden Felswänden umrundet. Der Rest führte geradewegs in eine tiefe Schlucht, deren Boden man nur ahnen konnte.
Jacc ließ die Stäbe und Tücher am Rande der Felswände fallen und klatschte dann aufmunternd in seine Hände. „Hier wirst du ab jetzt trainieren. Das heißt, sprinten, dauerlaufen, Springen, kämpfen, et cetera. Aber denke nicht, dass du sofort kämpfen darfst. Laut dem, was du mir erzählt hast, bist du zwar ein guter Kämpfer, aber das ist nicht das Einzige, was in einem richtigen Kampf zählt. Du wirst damit anfangen, dass du fünfzehn Runden um dieses Plateau rennst, ohne einmal anzuhalten. Wenn doch, kommt die Anzahl derer, die du noch vor dir hast, dazu!“
Jacc ging zur Seite und setzt sich an den Rand des nächsten Felsens. „Na los! Worauf wartest du?“
Tan schaute Jacc verwirrt an. „Ich soll fünfzehn Runden laufen? Um dieses Riesen Teil?“
„Du hast es erfasst!“
Tan schüttelte ungläubig mit seinem Kopf und rannte dann los.

Nach fast Stunde hatte Tan endlich die fünfzehn Runden geschafft und warf sich vollkommen außer Atem auf den Boden.
„Geht das jetzt jeden Tag so?“ fragte er, während er nach Luft rang.
„Ja.“ Antwortete Jacc knapp. „Aber du wirst in etwa einer Woche mitbekommen, dass es dir dann leichter fällt.“ Er stand auf und kam zu Tan gelaufen. „Los! Steh auf! Es geht weiter!“ Er lief weiter zu dem Weg, auf welchem sie auf dieses Plateau gekommen waren und las ein paar kleine Steine auf.
„Ich werde die jetzt zu dir werfen und du wirst sie auffangen, oder ihnen ausweichen. Was genau du machen musst, sag ich dir immer, bevor ich den Stein werfe.“
„Hä? Das ist doch...“ Tan stand langsam auf und sah Jacc mit gerunzelter Stirn an. „...kindisch!“
„Nenn es, wie du willst! Wenn du es nach dieser Übung immer noch kindisch findest, können wir ja morgen das Tempo erhöhen. Pass auf! Dem hier solltest du ausweichen!“
Kaum hatte er das ausgesprochen, kam schon ein Stein auf Tan zugeflogen. Im letzten Moment konnte er noch ausweichen, wurde aber am Arm geschliffen.
„Autsch! He. Pass doch auf!“
„Ha! Eher du. Schließlich ist das eine Übung für dich!“ Jacc wog den nächsten Stein schon in seiner Hand und warf ihn dann von sich. Doch diesmal nicht auf Tan zu, sondern etwa drei Meter an ihm vorbei.
„Los! Fang ihn!“ sagte er diesmal nur spöttisch.
Tan blieb an seinem Platz stehen. „Wieso? Denn bekomm ich doch eh nicht mehr zu fassen.“
„Du sollst mir keine dummen Fragen stellen, sondern das machen, was ich sage, wenn du Dagôn helfen möchtest.“
Wieder warf er einen Stein auf Tan zu. Diesmal etwas stärker, als der erste. Doch Tan wich diesmal sofort aus und ließ den Stein an sich vorbei fliegen. Doch schon musste er dem nächsten Stein ausweichen, den Jacc kurz nach dem letzten geschossen hatte.
„Eh! Nicht so schnell!“
Doch Jacc tat genau das Gegenteil. Er schoss immer schneller Steine in dichterem Abstand. Grinsend warf er wieder einen nach Tan. „Super, jetzt bewegst du dich endlich mal!“

Erst, als in Jacc’s Nähe keine Steine mehr lagen, nickte er Tan zu. „Okay. Jetzt bist du genug aufgewärmt. Zeig mir mal, wie gut du im Zweikampf bist.“ Er warf Tan einen etwa zwei Meter langen Stab zu und schwang einen anderen, den er bei sich behalten hatte, mit dem linken Arm. „Ich hoffe, du weißt, wie man damit umgeht.“
„Es geht. Aber das haben wir jetzt seit zwei Jahren nicht mehr im Unterricht gemacht."
„Ich weiß. Weil die Lehrer es für sinnlos fanden. Obwohl es ja genau das Gegenteil ist. So eine Kampfart bleibt den Daccar meist nur noch als einziger Ausweg, wenn sie kämpfen.“
„Ich dachte, dafür sind die Drachen da.“
„Ha. Da denkst du falsch! Drachen werden nicht bei jeder Kleinigkeit zur Hilfe gezogen. Dann bräuchte man keine Daccar, sondern müsste nur die Drachen los schicken. Du solltest jetzt mal einfach alles vergessen, was man dir in den fünf Jahren deiner Schulzeit über Daccar erzählt hat. Davon stimmt nämlich höchstens ein Bruchteil!“
Er ging zu Tan und lehnte sich, nur zwei Schritte vor ihm, auf seinen Stab. „Am besten fangen wir noch mal ganz von vorne an. Auch, wenn dadurch die Zeit noch knapper wird, als sie uns eh schon ist.“ Dann hob er den Stab hoch und forderte Tan auf, ihn mit seinem anzugreifen.

Die beiden verließen erst spät in der Nacht das Plateau, um zur Höhle zurück zu kehren.
„Weiter hinten in der Höhle gibt es abgetrennte Räume. In einem von ihnen kannst du die nächsten zwei Wochen schlafen. Was anderes hab ich hier leider nicht, da ich Besuch ja nicht gewohnt bin.“
Tan nickte müde und tastete sich dann im matten Licht der Fackeln durch den ersten Spalt, den er fand.
„Warte! Nimm eine Lampe mit. Ganz auf Steinzeit leb ich hier nun auch wieder nicht!“ Er hielt Tan grinsend eine Petroleumlampe hin, welche dieser mit misstrauischen Blicken beäugte. „Die ist besser, als nichts!“ Antwortete Jacc auf seinen Blick hin. Dann ging er wieder aus der Höhle.
Tan sah ihm kurz noch nach, ging dann aber weiter ins innere der Höhle. So ein hartes Training, wie heute, hatte er bisher noch nie gehabt. Deswegen hätte er sich am liebsten schon mitten auf dem Plateau oben hingelegt und geschlafen. Doch Jacc hatte etwas dagegen. Hier ist es zu gefährlich für dich, um draußen zu schlafen! - waren seine Worte gewesen. Doch Tan hatte keine Kraft mehr, um zu überlegen, was Jacc damit gemeint hatte. Endlich kam er in einen Raum, wo eine Heumatte lag. Erschöpft legte er sich darauf und schlief sofort ein.
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13

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:56

„Guten Morgen, du Langschläfer!“ Als Tan mühevoll seine Augen öffnete und im ersten Moment so vom Licht geblendet wurde, dass er nichts sah, suchte er vergeblich nach einer Decke, die er sich über den Kopf ziehen könnte. Doch dann viel ihm wieder ein, wo er war und vor allem, dass er keine Decke hatte. Grummelnd setzte er sich auf, öffnete verschlafen seine Augen und sah in Dagôns mit weißen Schuppen besetztes Gesicht.
Der Drache saß neben Tan und grinste ihn an. „Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du dich gestern mit hier rein gelegt hast. Wann seid ihr denn zurückgekommen?“
Tan rieb sich den Schlaf aus den Augen und gähnte dann laut. „Oh. Ich wusste nicht, dass du hier warst. War schon zu dunkel und ich war einfach nur müde. Aber wenn mein Zeitgefühl gestern nicht zu viele Schläge abbekommen hat, musste es etwa gegen zwei Uhr nachts gewesen sein. Wir haben gestern den ganzen restlichen Tag trainiert.“ Er stand wankend auf und schaute sich im Raum um, in dem er war. Er war größer, als er am letzten Abend gedacht hatte. Jetzt sah er auch, dass es an den Rändern des Raumes viel größere und gemütlichere Matten befanden. Er hatte sozusagen auf einem Vorleger geschlafen.
„Ich war gestern so kaputt, dass ich mich auf de erst beste Liegemöglichkeit geschmissen hab. Das Training war die reinste Hölle. Ich glaub nicht, dass ich das noch mal aushalte.“
„Oh...“ Dagôn kratzte sich am Kopf. „Wenn du das schon als Hölle bezeichnest. Er hat noch nicht mal mit dem richtigen Training begonnen. Hat er mir vorhin zumindest gesagt.“
Tan zog die Augenbrauen zusammen, kratzte sich am Rücken und wankte dann neben Dagôn aus dem Raum.

„Na? Auch schon wach?“ Jacc saß auf einem kleinen Fell, welches im inneren neben dem Höhleneingang lag und mahl irgendetwas, was nach Getreide aussah in einer Schüssel. “Wenn du Hunger hast, setz dich zu mir. Jetzt baden lohnt sich nicht, da du nachher eh nass wirst. Wir werden heute ein wenig schwimmen gehen.“
„Hm.“ Tan stöhnte, als er das hörte. „Doch nicht etwa unten in diesem Bach, oder?“
Jacc sah ihn an und lachte auf. „Nein. Wo denkst du hin. Hier in der Nähe gibt es genug Seen. Es wundert mich ein wenig. Du sagtest doch gestern, du wohnst weiter unterhalb dieser Berge in Kims. Warst du nie hier oben, um die sie Gegend anzusehen?“
“Nein. Wir durften nie. Es heißt, dass hier Tiere leben, die uns mit einem Schlag töten können.“
„Na ja. Das ist bisher das erste, was größten Teils richtig ist.“ Jacc hatte aufgehört zu mahlen und reichte Tan jetzt eine kleine Schüssel, in welcher gemahlenes Getreide, Nüsse und kleine Rosinen waren. „Misch das mit etwas Wasser. Ist ziemlich gesund und gibt dir genug Kraft für die nächsten Stunden.“
Tan sah den Inhalt der Schüssel argwöhnisch an. Dann befolgte er Jacc’s Rat und ließ es sich nach einem Moment schmecken.

Als sie fertig mit essen waren, warf Jacc die beiden Eimer zu Tan und sagte grinsend: „Los! Wasser holen! Du weißt ja, wo du es findest.“
Zu Jacc’s Überraschung lief Tan ohne Widersprüche los.
Doch obwohl sich Tan dieses Mal einen leichteren weg gesucht hatte, gab es trotzdem Probleme beim Abstieg. Er kam erst nach etwa zwei Stunden unten an und hatte dann kaum noch Kraft, um wieder nach oben zu kommen. Eine Weile suchte er nach einem noch einfacheren Weg, fand aber nichts.
„So ein …! Muss der so weit oben wohnen?“ Tan kickte aus Frust einen kleinen Stein von sich und lief dann langsam wieder nach oben.
Auf halbem Weg schaute er sich vorsichtshalber um, damit ihn nicht wieder ein Vogel überraschte und lief dann geduckt weiter, da nur wenige Meter über ihn ein Nest lag. Doch als er ein Stück weiter gelaufen war, sah er, dass dieses Nest unbewohnt war. Er kümmerte sich nicht weiter darum. Nur wenig später war er wieder an der Höhle angekommen.
„Wow. Hat dich jemand verfolgt?“ fragte Jacc überrascht, als er Tan sah.
„Diesmal nicht. Ich hab auch dieses mal einen anderen Weg genommen.“ Er stellte die Eimer erschöpft ab und lehnte sich dann an die Wand.
„Schon erschöpft?“
Tan antwortete nicht, sondern schaute in der Höhle umher. „Wo ist Dagôn?“
„Er ist oben auf dem Plateau und trainiert ein wenig. Aber du brauchst gar nicht zu fragen. Wie gehen heute nicht hinauf.“
„Hat ich gar nicht vor.“ Gab Tan wahrheitsgemäß zurück.
Jacc stand auf und schnappte sich einen kleinen Beutel. „Genug ausgeruht! Los geht’s. Das Wasser wartet auf uns!“ Dann ging er raus und rief wieder etwas in der Sprache, die er gestern schon bei Dagôn benutzt hatte.
Tan folgte ihm und sah, dass Cergis angeflogen kam.
„Er wird uns zum See fliegen.“
Tan sah dem Drachen mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen. „Aber da passt doch nur einer drauf!“
„Ich weiß. Ich werde ja auch alleine fliegen.“
Überrascht sah Tan zu Jacc. „Wie de…“ Er stockte. Jacc hatte plötzlich zwei Flügel am Rücken, die fast wie Dagôns aussahen.
„Überrascht? Ich hatte doch erwähnt, dass ich ein Halbdrache bin, oder?“
„Aber … wie geht denn das? Wo sind die Flügel, wenn sie nicht … draußen sind?“
Jacc grinste nur und stieß sich dann vom Boden ab. „Frag nicht so viel. Steig lieber auf Cergis und folgt mir.“

Sie flogen etwa zehn Minuten, bis Tan einen kleineren See sah. Am Ufer, nur wenige Meter vom Wasser entfernt, landeten sie.
„Du wirst jetzt ein wenig schwimmen gehen. Wenn du genug Phantasie hast, weißt du, was ich meine.“
„Lass mich raten: Ich darf bis zum anderen Ufer und wieder zurück schwimmen?“
„Hundert Punkte. Und das bitte fünfmal. Natürlich nur, wenn du das schaffst.“
Tan schaute zum See und neigte den Kopf ein wenig nach links.
„Man könnt es versuchen.“
Jacc sah ihn etwas überrascht an. „Gar keine Einwände?“
„Nö. Diesmal nicht.“
Kaum hatte er das gesagt, streifte er sein Shirt ab und lief in das kalte Wasser.
„Wah. Ist das kalt!“ Tan spritzte sich ein wenig mit Wasser voll, lief dann weiter ins Wasser rein und schwamm dann los.
„Seltsam. Gestern war er nicht mit so großer Begeisterung dabei.“
„Wundert mich nicht.“ sagte Cergis. „Schau doch mal an, wie der durch das Wasser flutscht. Könnte man glatt glauben, er sei ein Fisch. Selbst du bist nicht so schnell, obwohl du schon seit Ewigkeiten hier schwimmst.“
Jacc wollte erst antworten, dass er kein Wasserelementar sei, hielt aber dann inne und blickte verwundert zu Tan.
Obwohl Tan eben erst los geschwommen war, hatte er schon mehr als die Hälfte der Strecke zum gegenüberliegenden Ufer zurückgelegt. Was immerhin fast vierhundert Meter weit entfernt war.
„Ich würde es nicht glauben, wenn ich jetzt nicht hier wäre. Der Junge scheint aus Fischhaut zu bestehen. So etwas ist doch gar nicht möglich.“ Jacc kratzte sich verwirrt am Hinterkopf.
Cergis sah ihn eine Weile schweigend an, dann schüttelte er leicht mit seinem Kopf. „Du wirst ihn doch nicht mit Omana oder Loki vergleichen wollen?“
Jacc antwortete nicht auf diese Frage, sondern sah den Drachen nur schweigend an, mit einem Gesichtsausdruck, die Cergis dazu bewegte, noch mehr mit seinem Kopf zu schütteln.

Tan war indessen schon fast wieder bei den beiden angekommen. Er liebte es, zu schwimmen. Schon mit drei Jahren, als er bei seinem Großvater in Rhogaro an der Südküste war, hatte er es geliebt. Das Wasser war schon immer sein Element gewesen. Als er kurz vor dem Ufer war, wo Jacc und Cergis waren, sah er, wie verwirrt und überrascht Jacc ihn ansah. Er kannte diesen Blick. Den hatte man ihm schon sehr oft zugeworfen.
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14

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:57

Nachdem er die verlangte Strecke geschwommen war, stieg er leicht an den Rand des Sees zu den beiden. „Soll ich noch ein paar Runden schwimmen?“
Er schien die beiden am Ufer stehenden aus ihren Gedanken gerissen zu haben, denn sie zuckten bei Tans Worten zusammen.
"Hm? Oh. Ja.. Mach das. Es scheint dir ja keine Probleme zu bereiten."
Tan nickte und schwamm noch eine Runde.
Wie bei den letzten Mal schwamm er die Strecke in unglaublicher Geschwindigkeit, wodurch er nach wenigen Minuten wieder an dem Ufer ankam, wo Jacc und Cergis standen. Als er wieder umdrehen wollte, um erneut los zu Schwimmen, rief Jacc ihn zurück. „Das reicht! Du bist genug fürs erste geschwommen. Komm aus dem Wasser.“
Als Tan nach ein paar Sekunden leicht außer Atem vor den beiden stand, fragte Cergis sofort: „Wo zum Teufel hast du so schnell schwimmen gelernt?“
„Bei meinem Opa.“ sagte Tan leicht keuchend.
Cergis schaute ihn daraufhin leicht verwundert an. „War dein Opa etwa mal Schwimmprofi?“
„Nee.“ antwortete Tan Kopfschüttelnd. „Mein Opa lebt an der Südküste von Rhogaro.“
„Und deswegen kannst du so schnell schwimmen?“ fragte der Drache ungläubig.
„Haha. Nee. Ich hab mal für drei Jahre da unten gewohnt. Und da bin ich dauernd schwimmen gegangen. Ich denk mal, dass es daran liegt.“ Tan sah nachdenkend zum Himmel. „Aber so gesehen ist das schon en wenig seltsam.“
„Was ist seltsam?“ fragte jetzt Jacc.
„Naja. Das ich so schnell bin, obwohl ich nur drei Jahre dort gewohnt hab. Aber mein Bruder, der schon von klein auf dort lebt, kann nicht so gut schwimmen kann.“
„Dein.. du hast einen Bruder?“ fragte Jacc erstaunt. „Hast du noch gar nicht erwähnt.“
„Ja. einen Zwillingsbruder. Er ist ein bissel blöd. Weil er der ältere ist, denkt er, er wäre damit auch was besseres, als ich.“
Plötzlich schaute Jacc lächelnd zu Cergis. Rhag agtam otora esc! sagte Cergis in der Sprache, die Jacc schon ein paar Mal benutzt hatte, Tan aber nicht verstand. Jacc nickte.
„Sag mal." Wandte sich Jacc wieder an den Jungen. „Ist dein Vater auch dort im Süden aufgewachsen? Oder etwas anders gefragt: heißt dein Großvater, der in Rhogaro lebt, auch mit Nachnamen Omana?“
Tan nickte. „Ja. Wieso fragt ihr?“
„Ach nichts. Wenn meine Vermutungen richtig sind, wird sich das sowieso bald alles auflösen.“
„Was auflösen?“ fragte Tan sichtbar verwirrt.
„Ach weißt du.“ sagte Jacc lächelnd, „Dein Nachname, also Omana, ist schon ziemlich alt. Er erinnert mich an früher.“
Man sah an, dass Tan diese Aussage nur noch mehr verwirrte. Doch Jacc ließ ihn auf diesen Worten sitzen. „Okay. Genug geplaudert. Wir sind hier nicht zum Schwatzen, sondern zum Schwitzen. Hast du dir den Weg von der Höhle bis hier her gemerkt?“ fragt Jacc lächelnd.
„Äh. Ja. Zum Teil. Wieso fragst du?“
„Ganz einfach. Weil du jetzt den Weg zurück alleine laufen wirst. Und zwar im Dauerlauf. Wir werden an der Höhle auf dich warten. Lass dir nicht zu viel Zeit, sonst bekommst du kein Essen!“
Tan wollte etwas darauf antworten, doch Jacc und Cergis flogen im selben Moment los.
„Verdammt. Hätte ich doch nur nee gesagt.“ grummelte Tan und lief los.

Die Zeit, die er Hinzu gebraucht hatte, war schon zig male vorbei. Doch Tan war noch nicht sehr weit gekommen.
„Verdammt noch mal!“ schrie er plötzlich. „Hier war ich doch vorhin schon mal vorbei gekommen!“ Tan stand auf einer Art Kreuzung, die sich um ihn herum in drei Richtungen aufteilte. Rings herum war sie, wie der Rest der Gegend, von meterhohen Felsen umgeben. In der Mitte der Kreuzung stand eine Alten Eiche, die fast nur noch aus der Rinde bestand. Ein paar Löcher zeigten, dass sie innen schon hohl war. „Irgendwie muss man doch wieder zu dieser blöden Höhle kommen.“ grummelte er. „Der hat es gut. Kann mit Flügeln fliegen. Solche hätte ich auch gern. Dann würde ich hier jetzt nicht fest sitzen.“ Tan atmete laut aus und lief dann weiter. Nur diesmal wählte er den linken Weg, mit der Hoffnung, nicht wieder an diesem Ort herauszukommen.
Doch auch mit dieser Wahl hatte er nicht viel Glück. Er landete zwar nicht wieder bei der Eiche, dafür breitete sich plötzlich vor ihm eine Schlucht aus, die etliche Meter tief war und unten von einem Fluss abgeschlossen wurde. Nur links und rechts an den Felsen konnte man erkennen, dass sich dort einmal eine Halterung für eine Hängebrücke befunden haben musste.
„Verd…“ Tan schluckte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, runter. „Toll. Und wie soll ich jetzt hier rüber kommen?“
Wütend kickte er einen kleinen Stein, der neben ihm lag, den Abgrund runter und wollte wieder umdrehen, als er hinter sich ein Knurren hörte.

- Ende Kapitel 3 -
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15

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:59

Kapitel 4

Jacc und Cergis saßen indessen vor dem Eingang der Höhle. Jacc lehnte mit geschlossenen Augen an einem Felsen neben dem Eingang, während der Drache unruhig hin und her lief.
„Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee war, den Jungen dort alleine zu lassen. Du weist, dass der See nahe der Landesgrenze liegt! Was ist jetzt, wenn er das Tal betritt? Das wird er nicht Überleben!“
Jacc lehnte sich nach vorne und massierte seine Waden. „Er ist ein Omana! Wenn ich mich nicht täusche, dann...“
„Das ist alles?“ schrie ihn Cergis an. „Nur weil er zufällig den Namen Omana trägt? Das muss noch lange nichts heißen! Er muss nicht unbedingt ein Nachkomme von ihm sein. Zumal dieser meines Wissens keine Nachkommen hatte. Und selbst wenn, ist er trotzdem nicht selbst Omana!“
„Das weiß ich selbst.“ Antwortete Jacc etwas mürrisch, nachdem er den Drachen einen Moment lang mit leicht ärgerlichem Gesichtsausdruck bedacht hatte. „Ich habe nie behauptet, dass er Omana ist. Ich bin mir aber irgendwie sicher, dass sein Blut in dem Jungen fließt.“ Er stand auf und ging zum Rand des Plateaus, wo er seine Arme in den Himmel streckte und sich dehnte.
Im nächsten Augenblick hatte er wieder seine Flügel ausgestreckt. „Aber ich wundere mich schon ein wenig, warum er noch nicht zurück ist. Ich werde mal nachsehen, wo er bleibt.“
Damit stieß er sich vom Boden ab und flog in die Richtung, in welche er schon am Morgen geflogen war.


Tan stand wie erstarrt da und blickte zu dem Monstrum, welches plötzlich hinter ihm aufgetaucht war. Es war ein etwa fünfzehn Meter großer, dunkelgrüner Drache, der wegen seiner immensen Größe nicht in den Gang passte und deshalb auf den Felsen schräg über Tan stand.
„Was suchst du hier?“ fauchte der Drache ihn mit tiefer grollender Stimme an. „Menschen haben in diesem Tal nichts zu suchen!“
Tan, immer noch zu geschockt, um irgendwie auf diese Frage zu antworten, wich instinktiv etwas zurück, merkte aber gleichzeitig, dass er wegen der Schlucht nicht noch weiter zurück weichen konnte oder sollte, wenn er nicht hinab stürzen wollte. Ihm war klar, dass es auch große Drachen geben musste, aber er hatte nie damit gerechnet, dass es auch so große gab.
„Antworte mir gefälligst!“ Grummelte der Drache, als Tan keine weitere Reaktion zeigte.
Tan erwachte aus seiner Erstarrung und wollte etwas antworten, als er eine bekannte Stimme vernahm:
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Er wird dich schon nicht fressen. Das einzige, was er in sein Maul nimmt, ist Fisch! Na ja... und ab und zu mal ein paar unüberlegte Worte.“
Tan und der Drache schauten gleichzeitig in die Richtung, aus der die Stimme kam und sahen Jacc, der auf einem Felsen seitlich der beiden saß.
„Jacc ... Ihr… Aber… der Junge ist...“ Plötzlich stammelte der Drache nur noch und schaute dann wieder zu Tan herab.
„Ich hab ihn hier in der Nähe ausgesetzt, weil ich testen wollte, wie gut sein Orientierungssinn ist.“ sagte Jacc gelassen, während er jetzt langsam auf die beiden zugelaufen kam. „Aber wahrscheinlich ist der nicht sonderlich gut bei ihm ausgeprägt. Sonst hätte er sich nicht genau entgegen gesetzt der Richtung bewegt, in die er sollte.“
„Menschen dürfen hier aber nicht hin. Das wisst ihr!“ antwortete der Drache. „Somit verstößt er...“
„Das stimmt auch. Nur ist der Junge aber gar kein Mensch!“
„Was?“ Tan starrte Jacc mit großen Augen an. „Klar bin ich ein Mensch! Was soll ich denn sonst sein?“
Jacc lächelte ihn Kopfschüttelnd an. „Nein. Wenn ich mich nicht irre, bist du wie ich, ein Halbdrache!“
„Ich? Ein Halbdrache?“ fragte Tan verwirrt. „Aber ich habe doch keine solche Flügel, wie du. Und auch keine so spitzen Ohren. Und …“ Tan verstummte einen Moment vollkommen verwirrt und suchte nach Worten. „Ich kann gar kein Halbdrache sein. Das müsst ich doch wissen. …Oder?“
„Nun. Das stimmt schon. Du hast weder Flügel, noch solche Ohren, wie ich. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Jacc stand indessen direkt vor Tan. „Dein Blut muss nur erweckt werden.“
„Mein Blut muss erweckt werden? Hä? Wie meinst du das?“
Jacc sah zu dem Drachen schräg über ihnen. Lor rasca dun! Est lon. Der Drache nickte und flog von den beiden davon. Tan schaute derweil noch verwirrter zu Jacc und fragte sich, was diese Worte wohl bedeuten könnten.
Dieser hatte sich indessen wieder zu Tan gedreht. „Es gibt drei Methoden, wie das Blut eines Halbdrachen erweckt werden kann. Die erste ist, dass sie schon seit der Geburt wach ist, wie zum Beispiel bei mir. Die zweite Variante ist, sie über längere Zeit langsam und anstrengend zu erwecken.“
Jacc kratzte sich, wie verlegen, am Hinterkopf.
„Und was ist die dritte Variante?“ Fragte Tan, als Jacc nicht weiter sprach.
„Sie schnell zu erwecken. Der Haken ist, dass diese Methode sehr schmerzhaft sein kann. Aber dafür ist die Kraft in dir, welche jetzt noch ruht, danach sofort für dich verfügbar.“
Tan sah Jacc fragend an. „Wie soll so etwas denn gehen? So á la simsala bim?“
„Nein.“ Antwortete Jacc kopfschüttelnd, „Indem ich eine Art… Energiestoß durch deinen Körper schieße.“
Tan zog seine Augenbrauen zusammen und fragte noch verwirrter: „Eine Art Energiestoß?“
Doch der alte Halbdrache schüttelte nur seinen Kopf. „Meine Frage, bevor es noch komplizierter wird: möchtest du, dass die Kraft in dir langsam und anstrengend erwacht, oder kurz, aber dafür vielleicht auch schmerzvoll?“ Er überlegte einen Moment. „Oder willst du überhaupt diesen Schritt gehen?“ Er legte seine rechte Hand auf Tans Schulter und lächelte ihn hoffnungsvoll, aber auch mit einer spur Unsicherheit in seinen Augen, an. „Gib mir morgen deine Antwort. Bis dahin solltest du dir dies gut überlegen! Er ist nicht wieder rückgängig zu machen!“ Jacc lächelte ihn freundlich an. „Und jetzt komm! Ich bring dich zurück zur Höhle.“
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16

Samstag, 18. Oktober 2008, 20:59

Tan hatte in der letzten Nacht nicht viel schlafen können. Das, was Jacc ihm da erzählt hatte, war nicht gerade leicht zu verdauen. Er sollte selbst ein Halbdrache sein. So, wie Jacc. Klar, es war sicher spannend, wenn man es auf den ersten Blick sah, aber wenn man es genauer betrachtete, konnte die Vorstellung schon allein für Gänsehaut sorgen. So ganz plötzlich sollte man alles Bisherige über sich vergessen. Zumindest all den Glauben, vollkommen Mensch zu sein. Ein Halbdrache. Eine Mischung zwischen Mensch und Drache, die schon vor Ewigkeiten entstanden war. Während sich seine Gedanken hin und her warfen über dieses ihm neue Wissen und der inneren Frage, wie er sich denn nun entscheiden sollte, war ihm ein paar Mal die Überlegung gekommen, ob er Jacc fragen sollte, wie lange es eigentlich schon Halbdrachen gab, wie sie entstanden und vor allem, wie er sich als Halbdrache fühlte. Er würde ihm diese Fragen sicher einmal stellen. Das war ihm soweit klar. Nur nicht, ob er diese schon am nächsten Morgen stellen sollte.
Als er sich aus seinem Schlaflager quälte, ohne wirklich geschlafen zu haben, hatte er sich schon dafür entschieden. Er wollte ihm die Fragen stellen. Vielleicht würde ihm dies zu seiner eigenen Entscheidung helfen.


Jacc saß, wie jeden Morgen, vor dem Eingang der Höhle. Er war schon seit einer Weile wach und Tan fragte sich langsam, ob der ’alte’ überhaupt schlafen ging, denn genau an demselben Platz saß er auch, als Tan am Abend vorher schlafen gegangen war.
Man hatte von hier eine gute Aussicht. Auf der abfallenden Seite war das Plateau in einiger Entfernung von einem dichten Nadelwald umrandet, der bis zu Tans Heimatstadt und weiter reichte und nur gelegentlich von ein paar anderen Bergspitzen unterbrochen wurde.
„Na? Ausgeschlafen?“ Begrüßte Jacc den Jungen, als er mitbekam, wie dieser aus der Höhle trat.
Dieser murmelte etwas unverständliches, da er gerade dabei war, sich seine Zähne zu putzen und seinen ganzen Mund voller Schaum hatte.
Dagôn, der nur wenige Meter von den beiden weg lag, fing plötzlich an zu grinsen. „Hilfe! Tan hat Tollwut!“
Jetzt fing auch Tan an zu grinsen, soweit es ihm möglich war. Um Dagôns Bemerkung zu unterstützen, streckte er seine Arme wie Bärenpranken vor sich aus, lief langsam auf den Drachen zu und zeigte ihm dabei seine mit Schaum bedeckten Zähne.
Jacc schüttelte dabei nur lachend den Kopf und stand auf, um in der Höhle zu verschwinden. „Wenn ich wieder raus komme, möcht ich eine Entscheidung von dir hören!“
Tan und Dagôn sahen beide gleichzeitig zum Höhleneingang.
„Was für eine Entscheidung?“ fragte Dagôn neugierig.
„Ach… ähm.“ Tan wusste nicht, wie er dem Drachen all das erklären sollte, was er gestern erlebt und erfahren hatte. „Jacc... Jacc meint, dass ich auch ein... Na ja. Er meinte gestern, ich sei wie er ein Halbdrache! Und jetzt möchte er mein Drachenblut, das noch in mir schläft, erwachen. Er möchte wissen, wie ich mich entschieden habe, wie er es erwecken soll …und ob überhaupt.“
„Wa... warte mal! Du sollst ein Halbdrache sein?“ Fragte Dagôn ungläubig. „So, wie Jacc oder... oder all die anderen Halbdrachen im Drachental?“
Tan nickte nur. Er konnte all das ja selbst noch nicht richtig glauben.

„Und?“ Jacc hatte es sich wieder vor der Höhle gemütlich gemacht. „Wie hast du dich entschieden?“
Tan saß ein paar Meter von ihm entfernt und stach verlegen mit einem Stock in der Erde herum. Ihm viel wieder ein, dass er Jacc fragen wollte, wie es sei, Halbdrache zu sein. Doch plötzlich traute er sich nicht, dies zu fragen. Ihm kam der Gedanke, dass es Jacc am Ende ganz anders empfinden könnte, als er selbst, da dieser schon von Geburt an Halbdrache war. Er blickte unsicher zu ihm auf.
„Tut ... tut das sehr weh, ... wenn ich mich für die schnelle Variante entscheid?“ fragte er stockend.
„Das kann ich dir so nicht sagen, da es bei jedem anders war. Es gab sogar schon jemanden, der nur ein leichtes Ziehen dabei spürte. Aber anders herum kann es auch sehr weg tun, sodass du die Schmerzen noch ein paar Tage bemerkst. Es kommt darauf an, wie es dein Körper aufnimmt.“
Tan saß nach dieser Antwort noch eine Weile stumm da, dann nickte er leicht. „Okay. Ich hab mich entschieden. Kannst du das machen, dass es schnell geht?“
Jacc sah ihn überrascht an. „Du nimmst die Schmerzen in Kauf, obwohl es eine Möglichkeit gibt, deine Kraft vollkommen schmerzlos zu erwecken?“
„Ich muss doch noch bei einer weiteren Prüfung teilnehmen. Die in zwei Wochen! Wenn ich da durchfalle, war alles umsonst und ich kann Dagôn nicht helfen. Deswegen möcht ich diese Kraft so schnell, wie möglich haben. Dann kann ich doch sicher auch diese Prüfung schaffen, oder?“
„Höchstwahrscheinlich. Deine Stärke, deine Reaktionsfähigkeit und das meiste von dem, was du im Moment kannst, würden dadurch um etwa das Fünffache ansteigen. Außerdem kannst du dich dann in einen Drachen verwandeln.“ Als Tan bei dem letzten Satz völlig überrascht Jacc ansah, ergänzte er schnell: „Zumindest kommt es auf deinen Dac-Code an, wie weit du dich entwickeln kannst! Der verändert sich dabei nämlich überhaupt nicht.“
„Wieso kommt das auf den Dac-Code an? Und wie meinst du das, dass man sich in einen Drachen verwandeln kann? Kannst du etwa noch mehr, als nur diese Flügel raus holen?“
Jacc lachte. „Natürlich. Aber du bleibst als Halbdrache in deiner Körperform und Größe. Und falls du nun meinst, du könntest dich sofort in einen Drachen verwandeln, sobald dein Blut erwacht wäre, muss ich dich leider enttäuschen. Das ist pures Training. Ich selbst hatte damals fast fünfzig Jahre gebraucht, bis ich mich in einen Drachen verwandeln konnte. Und dass, wo ich seit meiner Geburt Halbdrache bin. Es kann also durchaus sein, dass du dies vielleicht niemals schaffen könntest. Aber wie gesagt. Es kommt dann vollkommen auf dich drauf an, ob du es schaffst, oder nicht. Und warum es auf den Dac-Code ankommt ... Nun. Sagen wir mal so. Obwohl es in jedem Menschen vorkommt, ist es so etwas, wie die Geistesstärke der Drachen. Wenn du einen sehr niedrigen Dac-Code hast, wirst du nur sehr schwer mit Drachen auskommen. Wiederum, wenn dein Dac-Code sehr hoch ist, kann es sogar passieren, dass dir selbst als Vollblut-Mensch die Drachen gehorchen, als wenn du einer von ihnen wärst.“
„Wow.“ Tan war sprachlos. „Äh. Kannst du auch erkennen, wie hoch der Dac-Code von jemandem ist?“
„Nein. Das kann niemand. Man kann es nur schätzen. Die einzige Möglichkeit, den Dac-Code zu messe, ist durch diese Apparate bei der Prüfung in zwei Wochen.“
Tan verstand nicht sofort, was damit gemeint war. Er hatte früher schon einmal dabei zugesehen, als eine solche Prüfung stattfand, aber an Apparate konnte er sich nicht erinnern.
„Ich ... was meinst du damit?“ Tan sah Jacc fragend an.
„Durch sie werden in erster Linie die neuen Daccar ausgewählt! Man kann also durchaus auch Daccar werden, wenn man den Zweikampf verliert. Es kommt hauptsächlich auf den Dac-Code an.“ Als Tan ihn noch verwirrter ansah, verstand Jacc, was mit der Frage gemeint war. „Ach ja. Du hattest ja sicher schon mal bei einem dieser Wettbewerbe zugesehen, da dein Vater der Leiter solcher Turniere ist. Aber du hast keine Apparate gesehen, stimmt’s? Nun.“ Jacc sah an Tan vorbei und überlegte eine Weile. „Diese Apparate sind sehr klein. Zu Beginn des ganzen Turniers werden an verschiedene Teile des Körpers kleine, Stecknadelkopf-ähnliche Kügelchen geklebt. Diese bleiben die ganze Zeit über befestigt und messen zusammen den Code.“
„So klein?“ Tan war überrascht.
Jacc lächelte. Dann stand er auf und kam zwei Schritte auf ihn zu. „Du wirst das alles ja selbst noch früh genug mitbekommen. Nun.“ Er ging vor Tan in die Hocke. „Da du dich dafür entschieden hast.“ Er sah Tan kurz sehr nachdenklich an. „Bist du bereit?“
Tan schluckte schwer und nickte zögernd. Jacc legte seine rechte Handfläche an Tans Oberkörper und drückte zu.
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17

Samstag, 18. Oktober 2008, 21:00

Tan riss die Augen auf und atmete schwer. Er verstand nicht wirklich, was Jacc eben mit ihm gemacht hatte. Obwohl er von ihm weg geschoben wurde, war er am selben Platz geblieben und in derselben Sitzstellung. Eigentlich hätte er gegen die Felswand hinter sich fliegen müssen, mit solcher Kraft hatte Jacc gedrückt. Aber er hatte auch sofort gemerkt, dass Jacc doch nicht zugedrückt. Er hatte etwas anderes getan, was Tan nicht verstand. Doch durch den plötzlichen Druck in sich war er bewusstlos geworden.
„Geht es dir gut?“
Diese Stimme gehörte zu Jacc. Er kniete vor ihm und sah ihn sehr besorgt an. Auch Dagôn und Cergis waren jetzt neben ihm.
Tan nickte zögernd und bemerkte, dass er leichte Kopfschmerzen hatte und in seinem Körper spürte er noch ein leichtes Ziehen, doch das waren wahrscheinlich nur Nachwirkungen dessen, was er eben erlebt hatte.
„Was ... was war das?“ fragte er mit leiser Stimme.
„Ich habe, wie bereits gesagt, einen Energiestrom meiner Kraft in deinen Körper geschossen. Das ist die einzige Möglichkeit, das Blut auf diese Weise zu erwecken.“
Tan sah zu Dagôn, der ihn mit beunruhigt ansah. Aber genau deswegen musste Tan plötzlich grinsen.
Jacc und Cergis sahen sich beide sprachlos an, dann lächelten beide kopfschüttelnd.
„Spürst du schon etwas?“ fragte Dagôn jetzt ungeduldig.
„Ich... ich weiß nicht. Was muss man den spüren, um zu wissen, ob es geklappt hat?“
„Nun.“ Jetzt grinste Jacc. „Optisch gesehen hat es zumindest geklappt!“
Tan sah ihn fragend an. Doch Jacc fasste sich nur leicht an seine eigenen Ohren, was Tan dazu bewegte, dies nachzumachen.
„Ah! Meine Ohren!“
Tan hatte plötzlich lange, spitze Ohren. So, wie Jacc.
„Meine Ohren. Was? ...“ Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte.
„Glückwunsch. Das hat schon mal geklappt.“ Sagte Jacc lächelnd und sah mit wissendem Blick zu Cergis. „Aber wie wäre es, wenn wir jetzt den Rest ausprobieren?“
Tan sah auf. Er wusste genau, was damit gemeint war, doch irgendwie traute er sich nicht, den Gedanken zu ende zu denken. Ihm kam es so vor, als wenn er irgendetwas vergessen hatte, was er nicht hätte vergessen dürfen. Nur wollte ihm in diesem Moment nicht einfallen, was es war.

- Ende Kapitel 4 -
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Samstag, 18. Oktober 2008, 21:03

Kapitel 5

Jacc und Tan standen am Rand des Plateaus, auf dem Tan am ersten Tag trainiert hatte. Vor ihnen befand sich eine etwa zehn Meter breite Schlucht, deren Boden man nicht sehen konnte. Etwa zwanzig Meter in der Tiefe stand eine Art Nebelwand, die den Blick auf tiefer gelegenes blockierte. Nur von sehr leise hörte man ein Grummeln, was scheinbar von einem Fluss stammte, der sich weit unten durch die Berge schob.
Hier nun sollte Tan lernen, mit seinem Blut umzugehen. Doch ein klammes Gefühl in seiner Magengegend sagte ihm, dass er sich nicht all zu sehr darauf freuen sollte.
„Bist du bereit?“ Jacc hatte seine Drachenflügel wieder draußen und sah, wie in Gedanken versunken, in die Tiefe.
Tan nickte zögernd. Doch dann schüttelte er sofort mit dem Kopf. „Nein ... ich ... ich weiß doch gar nicht, wie ich diese Flügel und alles aus meinem Körper herausholen soll und ...“
Weiter kam er nicht. Jacc hatte ihn plötzlich gepackt und nach vorne geworfen. Direkt in die Schlucht. Jacc rief ihm etwas zu, aber der Wind verzehrte die Worte, sodass er nicht verstand, was es war.
Tan war vor Schreck viel zu gelähmt, um irgendwie zu reagieren, oder auch nur um Hilfe zu schreien. Voller Furcht hatte er seine Augen geschlossen, um nicht zu sehen, wohin er fiel. Doch als er seine Augen wieder öffnete und direkt in die Tiefe sah, überkam ihn plötzlich wahnsinnige Angst. Das jedoch löste etwas in seinem Körper aus. Er spürte eine gewaltige Kraft durch sich fließen und plötzlich kam es ihm so vor, als schwebe er.
Doch was ihm zuerst nur so vorkam, war Wirklichkeit. Er schwebte. Verwirrt sah er nach oben, da er glaubte, Jacc wäre ihm gefolgt und hätte ihn aufgefangen. Doch der stand noch oben auf dem Plateau. Stattdessen versperrten andere Flügel seine sich. Solche, wie Jacc hatte. Nur waren sie an seinem Körper.
„Was...?“ Tan erstarrte. Er hatte Flügel! Klar. Schließlich war er jetzt selbst ein Halbdrache. So, wie Jacc. Er konnte es nur irgendwie nicht glauben.
„... egen!“
Tan hörte, dass Jacc ihm etwas zurief. Doch hatte er nur den letzten Fetzen verstanden. Aber selbst so wusste er, was das heißen sollte. Er war aus seiner Erstarrung erwacht und versuchte nun langsam, seine Flügel zu bewegen.
Was aber eindeutig leichte gesagt, als getan war. Durch seine plötzliche Bewegung verlor er das Gleichgewicht und taumelte nun mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft genau auf die Felswand vor ihm zu, ohne sich irgendwie abbremsen zu können.
Doch kurz, bevor Tan auf der Wand aufschlug, merkte er, wie sich ein Paar Arme um seinen Oberkörper schlangen.
„Wah!“
„Ruhig!“ Jacc stieß sich mit einem Flügelschlag von der Tiefe ab und flog, mit Tan im Arm, wieder nach oben.

„Warum hast du nicht das gemacht, was ich dir zugerufen habe?“ fragte er ein paar Minuten später oben auf dem Plateau.
Tan saß weit in der Mitte dessen, um sich sicher zu sein, dass er nicht wieder dort runter fallen konnte. Er war ein wenig benommen und schaute mit einem seltsam leeren Blick in den Himmel. Er konnte es noch nicht so richtig glauben, was er da gerade durchgemacht hatte.
Er schüttelte plötzlich seinen Kopf, wie als wenn er damit hoffte, all das zu vergessen.
„Hey!“ Jacc kam ein paar Schritte auf ihn zu und kniete sich vor ihm nieder. „Wäre ich nicht in letzter Sekunde zur Hilfe gekommen, wärst du mit voller Wucht gegen den Rand geflogen. Was sollte das? Wieso hast du ni...“
„Wieso zum Teufel hast du mich da runter gestoßen?“ unterbrach ihn Tan. Er blickt ihn wütend an. „Hätte ich diese Flügel nicht plötzlich gehabt, wäre ich jetzt nur noch ein Fettfleck irgendwo am Boden dieser Schlucht!“
Er bemerkte, dass seine Hände plötzlich angefangen hatten, zu zittern. Er hielt seine Knie fest, um es aufzuhalten, doch stattdessen wurde es noch schlimmer. Sein ganzer Körper fing langsam an und steigerte sich noch ein wenig. Mit Schmerz verzogenem Gesicht und zugedrückten Augen krümmte er sich immer mehr nach vorne, sodass er fast vorüber kippte. Jacc fing ihn auf und legte seine Handfläche auf sein Gesicht. So saßen sie ein paar Sekunden regungslos da, als Jacc leise etwas flüsterte, wovon Tan nur ein paar kleine Bruchstücke heraus hörte. Der alte Halbdrache sprach wieder in dieser seltsamen Sprache. Doch nur wenige Sekunden danach hörte das Zittern nach und nach auf und ein paar Augenblicke später war es vollkommen verschwunden.
„Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass dir das so sehr auf den Magen schlägt. Aber auch so hätten wir etwas in der Richtung durchführen müssen. Es kann sehr gefährlich sein, wenn man das Blut nicht vollständig erweckt.“
„Aber...“ Tan hielt sich seine Hand vor den Mund, als wenn ihm plötzlich schlecht werde. Dann sah er mit gequältem Blick zu Jacc.
„Ich… ich glaube nicht, dass ich mich zum Halbdrache eigne. Ich ... ich kann nicht Fliegen!“ Den letzten Satz hatte er mit gesenktem Blick ausgesprochen.
„Ach was!“ Jacc sah ihn etwas lächelnd an und legte seine rechte Hand auf Tans Schulter. „Es kann nicht jeder sofort fliegen! Selbst ich brauchte eine ganze Weile, bis ich es konnte. Auch, wenn es von klein auf ist.“
„Das ist es nicht.“ Tan schüttelte vorsichtig seinen Kopf. „Ich… ich habe Höhenangst!“
Jacc riss vor Überraschung seine Augen auf und blickte den Jungen verwundert an. „Aber du bist doch schon ein Paar Mal geflogen. Auf Dagôn und… und auf Cergis. Da hattest du doch auch nicht…“
„Doch! Aber nicht so doll, dass mir gleich schlecht dabei wurde. Ein wenig mulmig schon. Aber ich hab darüber nicht weiter nachgedacht, zu dem Zeitpunkt zumindest. Erst ab einer gewissen Höhe und Geschwindigkeit.“ Er sah zum Rande der Schlucht und wieder zu seinem Lehrer. „Und das eben lag sehr weit über diesem Punkt!“
„Und wieso hast du mir das nicht vorher gesagt? Dann hätte ich einen anderen Weg gesucht, um dein Blut vollkommen zu erwecken.“
„Ich hatte es vergessen.“ Gab Tan kleinlaut zu. „Ich wusste zwar, dass da irgendwas war, was in mir Alarm schlug, aber den Grund dafür hatte ich irgendwie vergessen.“
„Wie zum Teufel kann man vergessen, dass man Höhenangst hat?“ fragte Jacc mit hochgezogenen Augenbrauen. „So etwas vergisst man doch nicht.“
Tan zuckte nur mit seinen Schultern. Er wusste ja selbst nicht, wieso er seine Höhenangst vergessen hatte.

Nach einer kleinen Ruhepause stellte sich Jacc wieder aufrecht hin und sah nachdenklich in die Richtung der Schlucht. „Zumindest kannst du jetzt deine Flügel herausholen. Das ist schon mal ein großer Schritt. Nur haben wir jetzt dafür ein neues Problem.“ Er kratzte sich an seinem Hinterkopf und sah seufzend zu Tan herunter, der noch immer zusammengekauert auf dem Boden saß.
„Ich hatte aber auch erwähnt, dass es Schmerzhaft werden könnte. Die schnelle Variante der Erweckung ist nicht allein der Energiestoß! Da kommt noch so einiges auf dich zu. An erster Stelle steht jetzt die Tatsache, dass du mit deinen neuen Fähigkeiten klar kommen musst. Und das am besten so schnell, wie möglich.“
Er tätschelte Tan ein wenig auf den Kopf, worauf dieser mit mürrischem Blick zu ihm aufsah. Doch Jacc grinste daraufhin nur.
„Was denkst du? Kannst du jetzt weiter machen?“ fragte er knapp, als Tan ebenfalls aufstand.
„Ja. Ich denke schon. Aber nur solange ich nicht wieder in die Schlucht geworfen werde.“
„Nun. Was das angeht, kann ich dich beruhigen.“ Sagte Jacc lächelnd. „Zu aller erst wirst du dich wohl an das neue Gewicht gewöhnen müssen. Ich denke mir mal, dass du momentan so einige Probleme damit hast, nicht nach hinten zu kippen. Das Gefühl wirst du vor allem am Anfang haben, wenn du deine Flügel draußen hast. Aber keine Angst! Nach einer Weile wirst du dich immer mehr daran gewöhnen und dann ganz von selbst ein Gegengewicht erstellen.“
„Und wie genau kann ich mich daran gewöhnen?“ fragte Tan unsicher. Er hatte in der Tat Probleme, so ruhig zu stehen.
„Indem du sie jetzt die ganze Zeit draußen lässt. Zumindest erst einmal für die nächsten Tage. Und wenn du das Gewicht nicht mehr aushalten kannst, solltest du dich hinlegen. Die Flügel dabei aber draußen behalten.“
„Und wie soll ich da bitte schlafen?“
„In dem du dich ganz einfach auf den Bauch legst. Oder kannst du das nicht?“ Den letzten Satz hatte er mit einer Mischung aus Lächeln und Grinsen gesagt. Er schüttelte mit seinen Kopf, als Tan darauf etwas antworten wollte und drehte sich gleichzeitig mit seinen ersten Schritten zum gehen um. „Na los! Weiter geht’s!“
Tan grummelte noch etwas leise vor sich hin und erhob sich dann langsam schwankend.
„Weißt du noch, was du hier am ersten Abend gemacht hast?“ fragte ihn Jacc, währen er grinsend ein paar kleine Steine zusammen suchte.
„Nein!“ schrie Tan ihn regelrecht an. „Bitte nicht!“
Jacc sah auf und schüttelte seinen Kopf. „Diesmal musst du sie nur fangen. So wie du noch herum torkelst, würdest du nicht einem wirklich ausweichen können. Und dadurch tätest du dich am Ende nur verletzen.“
Er wog einen der Steine in seiner rechten Hand und hob erwartungsvoll seine Augenbrauen. „Bist du bereit?“
„Nein. Natürlich nicht.“ Antwortete ihm der Junge treuherzig. Er hatte Mühe, auf einer Stelle stehen zu bleiben ohne nach hinten zu kippen. Als Jacc den ersten Stein warf, hatte er Probleme, sich überhaupt in die gewünschte Richtung zu bewegen.
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19

Samstag, 18. Oktober 2008, 21:03

Die beiden waren am späten Abend wieder in der Höhle und Tan schlang fast ohne zu kauen sein Essen herunter, so hungrig war er. Indessen hatte er, sehr zu Jacc’s Überraschung, kaum mehr Probleme, sein Gleichgewicht zu halten. Zumindest war es so, wenn er saß. Auch Dagôn und Cergis schauten ihn voller Bewunderung an, was er jedoch nicht mitbekam. Das Essen war ihm in dem Moment eindeutig wichtiger.
„Das Training scheint dir ja einen recht gesunden Appetit zu verschaffen.“ Neckte Dagôn ihn. „Was stellst du mit ihm alles an, dass er so schlingt?“ Er sah zu Jacc, der den Drachen nur angrinste.
„Lasst ihn essen! Er braucht Energie für Morgen. Denn das, was er heut den ganzen Tag über gemacht hat, wird er wohl auch in den nächsten Tagen machen müssen.“ Er sah zu dem Jungen. „Wenn er weiter solche Fortschritte macht, können wir in ein paar Tagen etwas Neues probieren.“
Tan sah zum ersten Mal von seinem Essen auf und kniff die Augenbrauen zusammen. „Wasch meinschd…“ er schluckte das Essen in seinem Mund schnell runter und musste dadurch kurz husten. „Was meinst du damit?“ fragte er schließlich.
„Das wirst du spätestens dann sehen, wenn es so weit ist.“ Jacc stand auf und ging zu dem kleinen Schrank, der nur wenige Meter von ihnen stand. Tan folgte seinen Bewegungen neugierig und sah ihn fragend an, als er mit seinem Notizheft an seinen Platz zurückkehrte. „Dagôn, wir müssten nachher einmal unter vier Augen miteinander reden.“ Jacc sah kurz zu dem Drachen auf, der ihn indessen ebenfalls fragend ansah.


Weit im Osten tauchte gerade Lumara hinter den Gebirgsspitzen auf, welcher durch die letzten Sonnenlicht noch blasser wirkte, als sonst. Tan saß eine ganze Weile später am Rande des Plateaus und sah in Gedanken versunken in die Tiefe. Der alte Halbdrache trat still neben ihn und setzte sich im Schneidersitz zu ihm. „Zu so später Stunde noch hier draußen? Und ganz allein?“ fragte er in die Stille. „Du solltest lieber schlafen gehen, damit du morgen ausgeschlafen bist.“
Tan sah zu ihm und lehnte sich dabei etwas, von seinen Armen gestützt, nach hinten. „Ich frag mich, was mein Großvater wohl dazu sagen wird.“ Meinte er leise. Oder meine Eltern. Oder …“ er hielt inne und sah zum aufgehenden Mond. „Könnte es sein, dass sich auch mein Bruder zu einem Halbdrachen werden könnte?“ fragte er unsicher.
„Warum nicht? Ihr seid, wie du sagtest, eineiige Zwillinge. Da wird er sicher auch die Möglichkeit dazu haben. Aber wie bei dir, kommt es bei ihm darauf an, ob er es denn überhaupt will. Jetzt mit dem Wissen, wie es war, als das Blut in dir erwachte, würdest du dich noch einmal für diesen Weg entscheiden?“ er sah den Jungen neugierig an.
„Ich weis es nicht. Bestimmt. So schlimm war es ja eigentlich gar nicht.“ Er beugte sich nach vorne und schaute wieder in die Tiefe. „Als Dagôn mir das erste Mal von Halbdrachen erzählt hatte, konnte ich mir irgendwie gar nichts darunter vorstellen. Oder zumindest hatte ich nicht erwartet, dass sie wie normale Menschen aussehen.“ Er lächelte verlegen zu Jacc auf. „Und nun, nur wenige Tage später bin ich selbst einer. Das ist irgendwie …“ er suchte nach einem passenden Wort dafür und merkte, dass der alte Halbdrache eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte.
„Nun. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich weis, wie du dich fühlst. Aber ich kann es mir gut denken.“ Gab er lächelnd zurück. „Du bist nicht der erste, dessen Blut ich geweckt habe. Und du wirst sicher nicht der letzte gewesen sein.“
Tan stieg eine Frage im Kopf auf. „Wenn man nicht wissen kann, wer alles Drachenblut in sich hat, kann es da nicht eigentlich aus sein, dass es gar keine Menschen mehr ohne solchem Blut gibt?“
„Vielleicht. Niemand kann das so genau sagen. Wobei.“ Er überlegte einen Moment lang. „Doch. Es gibt sicher noch Vollblutmenschen. Denn so, wie es ein Gebiet gibt, in welches nur Drachen dürfen, gibt es auch ein Gebiet, in das nur Menschen können. Und die waren und sind sehr misstrauische gegenüber Fremden.“ Er grinste etwas verlegen. „Und das war schon immer so. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, wo ich gezwungen war, für kurze Zeit dort zu sein.“ Plötzlich verstummte er und senkte traurig seinen Blick. Leise fuhr er fort. „Lang ist es her. Wenn man mich fragt, zu lang, um überhaupt noch lebender Zeitzeuge sein zu dürfen. Aber wer fragt schon jemanden, wie mich.“
Er sah wieder zu Tan und hatte nun ein lächeln auf den Lippen. „Es ist seltsam. Dort draußen in der Welt gibt es Menschen, die sich nichts mehr wünschen, als ewig leben zu können. Und so einer wie ich es bin, wünscht sich ein kurzes leben.“
Tan sah ihn in Gedanken versunken an. „Wie alt bist du eigentlich?“
Jacc schaute überrascht auf. „Oh. Wenn ich dir das sagen könnte.“ Er zog verlegen an einem seiner Ohrläppchen und schaute in den Sternenbesetzen Himmel, als wenn er dort die Antwort finden könne. „Ich hab vor Ewigkeiten aufgehört, die Jahre zu zählen. Denn wenn man unter Drachen aufwächst, achtet man da nicht wirklich weiter drauf. Entscheidend sind da nur die ersten zweihundert Jahre. Denn wer die dann endlich hinter sich hat, darf sich mit zu den großen Drachen zählen.“
„Dagôn sagte mir, dass er dich schon kennt, seit er klein war. Und er ist auch über zweihundert Jahre alt. Bist du … dann noch viel älter, oder …?“ er brach verlegen ab.
„Nun. Falls du irgendwann einmal seinem Vater begegnen solltest, was durchaus möglich wäre…“ er grinste ihn plötzlich mit einem seltsam wissenden Gesichtsausdruck an. „Und er dir sein eigenes alter nennen kann, wird es mir auch möglich sein, zu sagen, wie alt ich bin.“
Jacc stand nun auf und Streckte seinen Körper. „Nun wird es aber Zeit! Du solltest schlafen gehen, damit du morgen bei Kräften bist.“
Auch Tan war aufgestanden und suchte noch nach seinem Gleichgewicht. Leicht nach vorne gebeugt begab er sich auf den Weg in die Höhle und sah noch im Augenwinkel, dass der alte Halbdrache sich wieder neben den Höhleneingang gesetzt hatte. Nicht zum letzten Mal fragte er sich, ob dieser eigentlich überhaupt schlief.

-Ende Kapitel 5-
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20

Samstag, 18. Oktober 2008, 21:05

Kapitel 6

Die erste Woche verging fast wie im Fluge. Von früh bis spät in die Nacht trainierte Tan seine Kondition, seine Kampfkünste und vor allem seinen Gleichgewichtssinn. Letzteres fiel ihm von Tag zu Tag immer leichter, sodass er in den letzten beiden Tagen sogar schon die Erlaubnis bekommen hatte, ein paar Flugübungen zu machen. Er konnte sich zwar noch nicht lange in der Luft halten, aber die wenigen Minuten bereiteten ihm jedes Mal Glücksgefühle.
Und nun am siebenten Tag seines Trainings hatte er zum ersten Mal die Möglichkeit, zusammen mit Dagôn zu trainieren. Er war sehr erstaunt darüber, wie einfach es ihm fiel, mit dem Drachen in einen Rapport zu fallen. Jacc meinte, dass dies wegen seines erweckten Blutes so problemlos ging. Und dass sich die beiden schon in so kurzer Zeit so gut verstanden.
Doch im inneren wunderte sich der alte Halbdrache darüber, dass das alles so einfach ging. Für gewöhnlich war es auch für einen Halbdrachen nicht leicht, in solch kurzer Zeit einen so starken Einklang mit einem Drachen zu finden. Er konnte es kaum noch erwarten, die Dac-Werte von Tan zu erfahren. Sie mussten wahnsinnig hoch sein.

Spät am Abend saß Tan wieder einmal vor der Höhle und schaute in die Richtung, in der er seine Heimatstadt vermutete, als Jacc wieder einmal zu ihm trat.
„Hast du Heimweh?“ fragte er, während er es sich neben seinem Schüler gemütlich machte.
Tan schüttelte seinen Kopf. „Anfangs hatte ich es ein wenig. Ich hab mich in den ersten Tagen häufig gefragt, ob mich meine Eltern suchen würden. Ich hab nur einen Zettel zurück gelassen, dass ich mit Dagôn zusammen trainieren wollte und deshalb schon weg gegangen war.“ Er sah zu Jacc auf. „Ich hatte es ja eigentlich nicht vor gehabt, schon so lange vor dem Turnier von zu hause weg zu gehen. Es war Dagôns Idee. Naja. Und ich hab nicht um Erlaubnis gefragt, ob ich es denn überhaupt durfte.“ Er senkte seinen Blick ein wenig und starrte ein paar Vögeln nach, die weiter unterhalb vom Plateau plötzlich kreischend aus den Baumkronen aufflogen.
„Aber indessen ist es mir eigentlich egal. Ich hab auch nicht mehr solche Sehnsucht nach meinem Zuhause. Wäre ja auch sicher irgendwie Schlimm. Ich meine als Daccar sollte man so ein Gefühl doch sicher schon unterdrücken können, oder?“
Jacc lächelte. „Naja. Vorteilhaft wäre es schon. Aber es gibt auch Daccar, die sich nie weit von ihrem Heimatort entfernen.“ Er lehnte sich nach hinten und sah den Jungen an. „Aber du darfst nicht vergessen. Noch bist du kein Daccar. Auch, wenn ich nicht glaube, dass du jetzt noch durchfallen könntest.“
Er stand auf und klopfte seine Hosen leicht ab. „Ich werd zwar beim Turnier genauso neutral sein, wie dein Vater, aber ich denke, so wie du dich momentan entwickelst, werden sich sicher die meisten der Prüfer, wenn nicht sogar alle dafür entscheiden, dass du fähig genug bist, ein Daccar zu sein.“
Tan schaute überrascht auf. „Du bist ein Prüfer?“
„Natürlich. Und das schon seit einer ganzen Ewigkeit. Es wundert mich, dass du mich damals nicht bemerkt hattest, als dich dein Vater einmal bei einem solchen Turnier hat zuschauen lassen.“
Tan sah verlegen zu Boden. „Eigentlich kann ich mich kaum mehr an etwas erinnern, was ich da gesehen hab. Ich fand die Veranstaltung ziemlich langweilig.“
Jacc lächelte wieder. „Nun. Das mag schon sein. So einige Male war es das auch. Vor allem dann, wenn keiner der Teilnehmer für die Prüfer fähig genug war. Es gab sogar Zeiten, wo wir überlegt hatten, das Ganze nicht lieber nur alle zwei Jahre zu veranstalten. Aber dann gab es auch Jahre, wo so einige fähige Prüflinge dabei waren, die einen so ins Staunen versetzen konnten, dass er den Mund nicht mehr zu bekam.“ Er grinste und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Tan. „Wenn du so weiter machst, könnte es sein, dass so was auch dieses Jahr passieren wird.“ Er sah zur Höhle. „Und nun los mit dir ins Bett! Wir haben morgen einen weiten Weg vor uns. Die zweite Woche deines Trainings wirst du im Drachental verbringen.“
Tan blickte in überrascht an. „Im Drachental?“ Doch er bekam nur ein weiteres Grinsen als Antwort.

Spät in der Nacht wachte er auf und dachte an das Gespräch mit Jacc. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er am nächsten Tag zum ersten Mal wirklich in das Drachental fliegen sollte. Er war zwar schon einmal ganz kurz da gewesen, aber das war ja eher der äußerste Grenzbereich. Jetzt versuchte er sich vorzustellen, wie es dort im Zentrum aussehen könnte. Dahin, wo er morgen zusammen mit Jacc fliegen würde.
Dagôn hatte schon ein paar Mal etwas darüber erzählt, aber so wirklich vorstellen konnte er sich davon nicht viel. Er hatte gehört, dass es ein unheimlich großes Tal sein sollte, welches zum größten Teil aus einer mit Gras und wild wachsenden Pflanzen bewachsenen Ebene bestehen sollte. Umrandet von sehr hohen Bergen, welche einen Schutz von der “Außenwelt“ und Höhlen für die meisten Drachen boten. Nur in der Mitte des Tales sollte noch einmal ein von den tieferen Ebenen umrundetes Gebirge sein, in dem Dagôns Vater und noch ein paar andere Drachen lebten. Auch Jacc sollte dort seine Höhle haben, in der er eigentlich lebte.
Erst nach einer ganzen Weile schlief Tan wieder ein und träumte noch ein wenig von diesen Vorstellungen.

„Und?“ fragte Jacc am nächsten Morgen. „Bist du bereit? Es liegt ein weiter Weg vor uns!“
Tan nickte nur. Er war indessen viel zu neugierig und aufgeregt. Er wollte unbedingt wissen, wie das Drachental aussah. Trotzdem hatte er ein wenig Muffensausen vor der Vorstellung, den ganzen Weg dahin zu fliegen.
Jacc spürte dies. „Keine Angst. wenn du beim Fliegen merkst, dass du es nicht mehr schaffen solltest, kannst du dich auch bei Dagôn draufsetzen. Er ...“
„Dagôn kommt mit ins Drachental?“ Unterbrach ihn Tan. „Ich dachte, er will erst wieder dahin, wenn seine Perle purpurn ist?“
„Ja, das stimmt schon. Aber es ist besser, wenn er diese eine Woche zulässt, da ich vorhabe, euch zusammen trainieren zu lassen. Ihr müsst bei dem Turnier zusammen kämpfen. In der nächsten Woche sollt ihr euch aneinander gewöhnen und gegenseitig anpassen, damit es keine Probleme gibt.“
Tan sah nachdenklich zum Höhlenraum, in dem Dagôn lag. Nun wusste er auch, warum der Drache seit ein paar tagen so still war.

Auch beim Abflug blieb Dagôn stumm.

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